Jenseits der Finsternis - Eine Vampir Romanze (German Edition)
unaufdringlicher Sinnlichkeit, als hätte ein Maler der Renaissance ihre Lippen mit einer gewissen Nachlässigkeit geformt. Ihre Haut war etwas blass, hatte aber eine golden schimmernden Unterton. Jetzt, wo sie schlief, sah sie aus, als wäre sie aus Seide geformt worden. Ein zartrosa Ton lag auf ihren blassen Wangen.
Damon seufzte. Wie köstlich dein Blut doch wäre, würde es mich nicht töten.
Er wagte es nicht einmal, Linda zu küssen, so sehr er sich auch danach sehnte. Nur, wenn du es selbst willst.
Mit der Rückseite seines rechten Zeigefingers streichelte er sanft über ihre Wange.
Linda schlug die Augen auf. Kurz zuckte sie zusammen. Sie blinzelte und wich zurück.
„ Bleib still“, sagte Damon leise. „Du bist in Sicherheit.“
Sie erblickte eine Schar Engel rund um sich. Sie standen reglos da und sahen sie stumm an. Linda atmete tief ein. Die Luft war kalt, aber angenehm.
„ Sie sind nur aus Stein“, sagte Damon. „Aber sie sind trotzdem schön. Es gibt viele Engel. Einige sind uns wohlgesonnen, andere wollen unsere Seelen.“
Linda blickte ihn an. „Damon“, sagte sie. Die Erinnerungen stürzten wieder auf sie ein.
„ Sag mir, wer du bist.“ Sie blieb ruhig liegen, fühlte sich beschützt.
„ Ich bin ein Schatten, der hinter den Reihen der Lebenden wandelt.“
„ Bist du tot?“
Damon wich ihrem Blick aus. Er blinzelte mehrmals. Diese Frage hatte er nicht erwartet. „Das versuche ich seit langem herauszufinden.“ Er sah sie wieder an. „Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht.“
„ Woher kommst du? Ist es wahr, was Francis Garner gesagt hat? Woran erinnerst du dich?“
„ Ich weiß nicht, wer meine Eltern sind“, sagte Damon Adrian. „Ich wurde von Mönchen in Wales großgezogen. Das ist lange her...Sehr lange.“ Ein melancholisches Lächeln lag auf seinem Gesicht, als er an die Tage als Kind und Jugendlicher zurück dachte. Sein Blick war in weiter Ferne – in einer anderen Zeit und an einem anderen Ort. Sogar ein Ausdruck des Friedens lag in seinen Zügen, aber der verschwand wieder, als er in die Gegenwart zurück kehrte. Plötzlich war er wieder hier auf dem kleinen Friedhof hinter der Kirche, in der Francis Garner durch Lindas infiziertes Blut gestorben war.
Er ging neben Linda den schmalen Kieselweg des Friedhofs entlang. Sie waren umgeben von Grabsteinen, monumentalen Grüften und entrückt blickenden Engelsstatuen. Schnee lag auf den Gräbern, und gelegentlich hörte man das Rufen von Eulen oder andern Nachtvögeln.
Es war keine große Anstrengung für Damon gewesen, Linda wieder aus ihrer Bewusstlosigkeit zu erwecken. Sie hatte durch den Sturz auf die Gleise keine Verletzungen davongetragen. Er blieb stehen und sah Linda an. Auf ihrer Stirn war ein großer blauer Fleck zu sehen, den sie sich beim Sturz auf die Geleise zugezogen hatte, als sie mit der Stirn auf das Lenkrad geprallt war.
Vorsichtig legte er seine Hand auf ihre Stirn. In seinem vom Mond und den Friedhofslaternen beschienenen Gesicht lag ein Ausdruck des Mitleids. Er streichelte Linda über die Verletzung, und in diesem Moment verschwand der Bluterguss.
„ Erzähl mir mehr über dich. Und all die Dinge, die gerade passieren. Pater Francis sagte mir...“, begann Linda. Es lag noch ein Rest des Ausdrucks der Benommenheit in ihrem Gesicht, und ihre Stimme war leise. Es lag am Schock ihres Unfalls und der Dinge, die sie gerade erlebt hatte. Die Fledermäuse. Die dunkle Frau. Und dann waren da noch Francis Garners Worte, die in ihrem Inneren nachhallten wie eine Todesglocke. Alles, was er über Damon gesagt hatte. Sie wollte nicht glauben, dass Damon Adrian, der gerade ihr Leben gerettet hatte, ein Diener des Bösen sein sollte.
„ Er hat dich wohl vor mir gewarnt“, lachte Damon. Sie gingen weiter. „Nun ja, vielleicht nicht einmal zu Unrecht. Ich weiß, dass er seit langem daran arbeitete, Aldins Aufzeichnungen zu finden. Er hat dir wahrscheinlich von Aldin erzählt, nicht wahr? “ Er sah Linda an. Sie nickte. „ Es muss ihm also gelungen sein. Also, ich will dir meine Geschichte erzählen.“ Er machte eine Pause und sah sich auf dem Friedhof um. Im Moment waren sie alleine. Es waren weder Wölfe noch andere Wesen zu sehen.
Linda berührte das Pergament in ihrer Manteltasche. Ihr erster Impuls war es, Damon die uralte Aufzeichnung zu geben, aber die Warnung des Priesters war noch zu stark in ihrer Erinnerung. Sie wollte Damon gerne vertrauen, aber was, wenn Francis Recht hatte, und Damon
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