Jenseits der Finsternis - Eine Vampir Romanze (German Edition)
zu den Wesen des Bösen gehörte?
Er hat dir gerade das Leben gerettet, Linda. Warum hätte er das wohl tun sollen? Er hätte dich nur töten müssen. Nur zu gerne wollte sie auf ihre innere Stimme hören. Trotzdem war sie vorsichtig. Ich höre mir lieber an, was er mir jetzt erzählt , dachte sie.
„ Es war vor sehr langer Zeit, während des englischen Krieges gegen Frankreich im Jahre 1415. Heinrich der Fünfte war damals König von England. Meine Eltern, deren Identität ich nie erfahren habe, setzten mich am Tor einer Abtei in Stonebury in Wales aus. Daher habe ich meinen Namen. Sie waren wohl sehr arm und konnten es sich nicht leisten, ein Kind aufzuziehen. Die Zisterzienser-Mönche nahmen mich auf. Ich lernte viel von ihnen, besonders die Menschlichkeit, das Schweigen, die Demut und die Grundlagen der Architektur. Ich erinnere mich noch gut, wie sie in endlosen Reihen still zum Chor gezogen sind. Sie verzichteten auf jedes schmückende Beiwerk, auch in ihrer Architektur. Ihr Besitz wurde von Schenkungen des Adels vergrößert. Schafzucht und Wolle brachten ihnen schließlich reichen Gewinn. Die Sicherheit der Ordensregeln gaben mir Geborgenheit. Es war ein Leben in Gebet und Schweigen, Einsamkeit und Gemeinschaft. Sie ermöglichten mir das Studium in London, und so gelang es mir, zu einem der erfolgreichsten Architekten von Wales zu werden. Dabei hielt ich mich immer an ihr Gebot der Bescheidenheit. Selbst heute verabscheue ich jeden Prunk. Trotzdem...Ich baute Schlösser und Burgen für die Herzöge und Grafen.“
„ Wer ist Aldin von Gwynedd?“ fragte Linda.
Damon blieb stehen. „Aldin“, sagte er. Er erinnerte sich an eine lange zurückliegende Zeit. Auf seinen Lippen lag ein Lächeln. „Aldin war ein sehr weiser Mann. Ein Magier, ein Alchemist, etwas, was den Mönchen aus dem Kloster vollkommen fremd war. Ich lernte ihn durch meine Arbeit kennen. Er beherrschte alle Formen der Magie und des Zaubers, hatte sich aber der weißen Seite verschrieben. Er war so eine Art Merlin. Er lehrte mich viel über die Zusammenhänge zwischen Baukunst und Magie. Ihm und den Mönchen habe ich es zu verdanken, dass ich bereits in meiner frühen Jugend den Unterschied zwischen Licht und Schatten kennen gelernt habe. Und den zwischen Stein und Fleisch. Es gibt nämlich keinen. Sowohl das Licht und der Schatten, als auch der Stein und das Fleisch haben eine Seele.“
„ Pater Francis hat mir von Valeria erzählt.“
„ Valeria von Lleyn ist die Tochter Berengars von Lleyn. Berengar war selbst Architekt und eifersüchtig auf meinen Erfolg. Er wollte seine Tochter Valeria zu einem Teil meines Lebens machen. Tatsächlich verliebte sie sich in mich. Aber ich erwiderte ihre Gefühle nicht. Daraufhin verwandelte Berengar mich in einen Untoten. Seitdem wandle ich durch die Zeiten und suche einen Weg, den Fluch der Vampire zu brechen. Vielleicht war es meine Leidenschaft, einen Ausweg zu finden, die mich immer stärker und stärker werden ließ. Schon bald hatte ich Valeria in ihren bescheidenen schwarzmagischen Fähigkeiten überflügelt, denn ich hatte den Schutz der Mönche und den Aldin von Gwynedds.“
„ War Berengar ein...“, fragte Linda und fröstelte.
„ Ein Vampir?“ Damon nickte. „Ja, genau das war er. Aber Valeria war keine Vampirin. Ich habe sie dazu gemacht. Mein Zorn und mein Hass auf Berengar wurde so stark, dass ich mich dazu entschloss, Valeria zur Beute des Fluchs der körperlichen Unsterblichkeit zu machen. Und es ist wahrliche ein Fluch, glaube mir. Ich wusste, das war das Schlimmste, was ich Berengar antun konnte. Den Bann der Untoten über seine geliebte Tochter zu bringen. Damals war ich jung und erbarmungslos. Vielleicht würde ich es heute anders machen. Berengar verstrickte sich in einen Krieg mit Aldin von Gwynedd. Es war ein Kampf der schwarzen Magie gegen die Weiße. In einem unermesslichen Zorn brachte Berengar das Unglück über die kleine Abtei und meine Brüder, die Mönche. In einem flammenden Inferno brannte die Kirche nieder, aber Berengar gab sich mit der reinen Vernichtung nicht zufrieden. Er verwandelte viele der Mönche in Vampire. Sie sind die Schattenwesen, die rund um Valeria sind. Sie begleiten sie seit Jahrhunderten. Sie will ihre Rache. Und meine Macht. “
Linda griff in ihre Manteltasche und holte das Pergament hervor. „Was ist das, Damon? Pater Francis sprach von einem Fluch.“
Damon schüttelte den Kopf. „Nein, es ist ein Bannspruch. Francis wusste wohl
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