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Jenseits Der Schatten

Titel: Jenseits Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Kinder sich nicht die Mühe, ihre Ehrfurcht zu verbergen, oder vielleicht lag es daran, dass er vor nicht allzu langer Zeit selbst ein Blau gewesen war. Aber während er an die Ehrfurcht auf den Gesichtern der Gilderatten dachte, erinnerte er sich an andere Gesichter: das Gesicht von Caernarvons Shinga, Hu Gibbets Gesicht … Selbst auf dem Gesicht des Gottkönigs hatte ein Anflug von Ehrfurcht gelegen. Für die Gilderatten war es ein Traum, für andere ein Albtraum. Aber die Ungläubigkeit war die gleiche.
    Aus irgendeinem Grund war ihm die Ungeheuerlichkeit des Ganzen nie bewusst geworden. Er war immer noch Kylar, vielleicht darunter immer noch Azoth. Aber jetzt … es war so einfach. Kylar hatte sich danach gesehnt, mehr zu sein als eine Gilderatte. Er hatte sich danach gesehnt, mehr zu sein als ein Blutjunge.
Jetzt war er mehr als ein Mensch. Die Regeln galten nicht für ihn. Er war stärker als ein Mensch. Schneller, hundert Mal mächtiger. Unsterblich. Der Tod war vorübergehend. Wenn die grundlegendste Sorge der Sterblichen - der Tod - ihn nicht betraf, was betraf ihn dann?
    Es war ein berauschender Gedanke, aber auch ein einsamer. Wenn er mehr war als ein Mensch, welche Verbindung konnte er dann mit Menschen haben? Mit Männern, mit Frauen? Bei diesen Gedanken drängte sich das Bild von Elene machtvoll in den Vordergrund. Seine Brust fühlte sich hohl an. Er hätte seinen anderen Arm hergegeben, wenn er wieder mit ihr zusammen sein könnte, den Kopf auf ihren Schoß gebettet, während sie ihm mit den Fingern durchs Haar fuhr, ihn akzeptierte.
    Seltsam. Er konnte an Elene mit Liebe denken, aber sobald seine Gedanken in die Nähe der nebelhaften Grenze zwischen Anerkennung und Verlangen wanderten - dort, dort war Vi, deren rotes Haar beinahe glühte, die Wölbung ihres Halses, die danach bettelte, geküsst zu werden, ihre Augen eine Herausforderung, ihre geschmeidige Gestalt eine Versuchung. Er konnte sie spüren, irgendwo weit entfernt im Osten. Sie schlief. Schlief? Jetzt, da beinahe Zeit fürs Abendessen war? Das Leben in der Chantry konnte so schlecht nicht sein.
    Er stellte sich vor, hinter ihr ins Bett zu schlüpfen. Ihr Haar war offen und ergoss sich wie ein kupferner Wasserfall über ihr Kissen. Das Rot ihres Haares glühte, als habe ein Gott die letzten Strahlen der sterbenden Sonne eingefangen und sie Vi geschenkt. Kylar beugte sich dicht über sie und atmete tief ein. Vi seufzte im Schlaf. Sie schmiegte sich an ihn, und ihr Körper passte sich dem seinen an. Ihm stockte der Atem.
    Einen Moment lang hätte er schwören können, er trüge keinerlei Kleider. Dann waren sie wieder da. Vi stieß einen kleinen Laut
der Enttäuschung aus. Was zur Hölle tue ich hier? Jetzt, da er sicher war, tatsächlich bekleidet zu sein, entspannte sich Kylar ein klein wenig. Vis Atmung war langsam und gleichmäßig. Kylar strich ihr eine Locke hinters Ohr, um ihr Gesicht zu sehen. Sie sah irgendwie kleiner aus, zerbrechlicher, aber nicht weniger schön. Ohne die gewohnte Anspannung wirkte ihr Gesicht jünger. Anders als bei Terah Graesin, die der Schlaf bleich werden ließ, verlieh der Schlaf Vis Zügen Anmut.
    Terah Graesin. Die Burg. Wo zur Hölle bin ich?
    Als er eine Gänsehaut auf Vis Arm spürte, zog Kylar die Decke über sich selbst und über sie. Dann strich er ihr sachte von der Schulter den Arm hinunter. Seine Hand setzte ihren Weg über ihre Hüfte bis zu ihrem Bein hinab fort. Sie trug ein weites, kurzes Hemd, und er hielt inne, als seine Hand ihre warme, glatte Haut berührte. Dann ließ er die Hand wieder an ihrem Bein hinaufwandern, unter ihrem Hemd. Er war außer Kontrolle, sein Puls hämmerte ihm in den Ohren, der Raum war undeutlich, seine Gedanken waren undeutlich, nur seine Nerven waren lebendig.
    Ihr Bein war schlank und fest. Er ließ die Hand über ihre Hüfte gleiten. Seine Fingerspitzen strichen über die Vertiefung zwischen Hüfte und Nabel und dann über ihren Tänzerinnenbauch, die perfekte Mischung von warm, weich und hart. Er zeichnete ihre untersten Rippen nach, während sie atmete, immer noch gleichmäßig, wenn auch vielleicht nicht mehr so tief wie zuvor. Kylar war nicht groß oder stämmig gebaut, aber Vis schmale Gestalt gab ihm das Gefühl, stark und männlich zu sein.
    Er beugte sich über sie, atmete sie ein und küsste sie dann auf den Hals. Gänsehaut überzog ihre Kehle, und diesmal wusste er, dass es nicht an der Kälte lag. Er küsste sie abermals und zeichnete ihren Haaransatz

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