Jenseits Der Schatten
nach. Dann strich er mit den Fingern über
die Unterseite ihrer Brust. Sie wölbte den Rücken, presste den Hintern an seine Lenden. Er war wieder nackt, und ihr Hemd war hinaufgewandert. Sie war heiß in seinen Armen. »Ja«, wisperte ihr ganzer Körper, »ja«.
Ein Schlüssel knirschte in einem Schloss. Das Geräusch passte nicht. Dann knirschte der andere Schlüssel, und ein zweites Schloss sprang auf.
~Kylar!~
Ich bin wieder da. Tut mir leid, ich war … anderswo.
~Ich bin in deinem Körper, Kylar. Einige Dinge kannst du nicht vor mir verbergen. Zum Beispiel eine deutliche Schwellung.~
Eine Schwellung? Was? Oh Gott. Das wollte ich gar nicht wissen.
Unter sich sah Kylar, wie die Tür zur Schatzkammer geöffnet wurde. Ein übertrieben diensteifriger kleiner Mann schnalzte mit der Zunge, während er den Blick durch den kahlen Raum wandern ließ. Es standen nur drei Truhen darin. Er öffnete die kleinste, und Kylar konnte flüchtig die Krone sehen, doch der Mann seufzte. »Wo zur Hölle ist dieses Kissen?«, murmelte er. Er ging hinaus, schloss die Tür und begann die Schlösser zu versperren.
Kylar ließ sich in den Raum fallen, wobei er lautlos beinahe auf den Truhen landete. Dann zog er den Stöpsel aus der Phiole, formte den Ka’kari zu einer schnutenförmigen Blase und zog eine großzügige Dosis Philodunamos hinein. Nachdem er die Phiole verschlossen hatte, schob er sie wieder in den Beutel und griff sich die Krone. Es war ein schlichtes, elegantes Stück, das nur mit einigen wenigen Smaragden und Diamanten geschmückt war. Der Mangel an kostbaren Steinen und Gold in den anderen Truhen legte die Vermutung nahe, dass die Schlichtheit keine modische Entscheidung gewesen war. Er veränderte den Ka’kari, als er bereits auf die Blase drückte, und formte das Ende der Schnute
pinselförmig statt spitz, damit er das Philodunamos besser auftragen konnte. So schnell er es wagte, zog er ein schmales Band davon um die Innenseite der Krone, mit einem kleinen Extraklecks hinten. Sobald Terah Graesin unter dem goldenen Band auf ihrer Stirn zu schwitzen begann, würde das abgefüllte Feuer ihren Kopf in Flammen hüllen, und der Klecks würde eine kleine Explosion in ihrem Hinterkopf verursachen. Er wollte nicht, dass Terah Graesin öffentlich verbrannte; er wollte ihren Tod. Wenn sie überlebte, würde das Mitgefühl der Menschen vielleicht für eine gewisse Zeit ihre negativen Gefühle überlagern. Wenn sie überlebte, würde sie Logan der Tat bezichtigen und ihn hinrichten lassen.
Das Philodunamos verteilte sich gleichmäßig und trocknete schnell. Die ersten Linien, die Kylar gezeichnet hatte, nahmen einen goldenen Schimmer ähnlich der Farbe der Krone selbst an, obwohl Kylar einige Erhebungen darin sehen konnte. Er hoffte, dass das verdammte Zeug nicht abblätterte. Trotzdem, er glaubte nicht, dass irgendjemand die Krone vor der Krönung aufsetzen würde. Es sollte alles laufen wie geplant.
Zur gleichen Zeit, als er einen Schlüssel im Schloss hörte, bemerkte er, dass der Klecks hinten noch immer feucht war. Ohne nachzudenken, blies Kylar darauf - nur um augenblicklich den Atem wieder anzuhalten. Eine schon hart gewordene Kante platzte auf und wurde rot. Sie glühte für einen Moment wie Kohle, dann erstarb die Glut, noch während ein Schlüssel im zweiten Schloss klirrte. Kylar setzte die Krone behutsam in die Truhe und machte den Ka’kari zu einem Fächer. Hektisch fächelte er der Krone Luft zu, während der Schlüssel das dritte Schloss aufspringen ließ. Dann zog er den Ka’kari über sich, wurde unsichtbar und versuchte, nicht zu atmen.
Der kleine Mann hielt ein purpurnes Samtkissen mit langen,
goldenen Quasten an den Ecken in Händen. Er verschloss die beiden anderen Truhen, dann ergriff er die Krone mit beiden Händen - wobei seine Finger Gott sei Dank auf der Außenseite blieben - und legte sie auf das Kissen.
Als er aus dem Raum ging, sprang Kylar hinauf in den Geheimgang und machte sich auf den Weg zu einem Ort, an dem er wieder in die Kleidung eines Edelmanns schlüpfen konnte.
Terah Graesin war tot. Sie wusste es nur noch nicht.
43
Vi erwachte in kalten Schweiß gebadet in der Dunkelheit. Schwester Ariel hatte düster etwas über irgendeine Unschicklichkeit gemurmelt, die verhinderte, dass Vi auf der Stelle ein neues Zimmer und eine Mitbewohnerin bekam, doch nach dem Traum, den sie soeben gehabt hatte, war sie dankbar dafür, allein zu sein.
Sie stieg aus dem Bett, und sobald ihre Füße
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