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Jenseits Der Schatten

Titel: Jenseits Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Wachen begleitet wurde.«
    Terah riss die Augen auf, aber Luc wandte den Blick nicht für eine Sekunde von ihrem Gesicht ab. Die Schuld stand dort deutlich zu lesen. »Ich habe es für uns getan. Sie wollte uns verraten! Um der Götter willen, helft mir, Kylar«, flehte Terah.

    Es war ein Fehler. Sie hätte mit Luc fertig werden können. Aber sie hatte das Letzte getan, was sie hätte tun dürfen: Sie hatte ihn an den anderen Mann erinnert, mit dem sie hatte schlafen wollen. Luc schrie abermals auf und rammte ihr den Dolch in den Bauch. Sie kreischte, und Luc wich zurück; dann griff er von Neuem an und schlitzte ihr den Arm auf, während sie sich taumelnd erhob. Er stach ihr in den Rücken, als sie auf eine Wand zulief. Der Dolch verfing sich in der Korsage ihres Kleides und fiel zu Boden.
    Terah fand einen Glockenzug und riss wieder und wieder daran.
    Luc hob den blutverschmierten Dolch auf und ging auf sie zu, sein Gesicht eine Maske der Trauer und des Zorns. Er weinte und fluchte, während er vor seiner Schwester stand und sie auf dem Boden zusammenbrach. Kylar fragte sich, ob Luc sah, was er sah. Terah Graesin ohne Macht, ohne den Hochmut, war ein jämmerlicher Schatten ihrer selbst. Wimmernd drückte sie sich in die Ecke. »Bitte, Luc, bitte. Ich liebe dich. Es tut mir leid. Es tut mir so leid.«
    Vielleicht sah Luc tatsächlich das Gleiche wie Kylar, denn er hielt wie gelähmt inne. Er unklammerte noch immer den Dolch, aber Kylar wusste, dass er ihn jetzt nicht mehr benutzen würde.
    Terahs Wunden waren nicht tödlich, dessen war sich Kylar gewiss, vor allem nicht, da sich eine grüne Maja in der Burg aufhielt. Terah würde sich erholen, und sie würde tief in der Schuld der Chantry stehen. Sie würde ihren Bruder töten lassen, und sie würde sich das Mitgefühl des Volkes zunutze machen, um gegen reale oder eingebildete Feinde vorzugehen. Der arme Luc Graesin. Der schwache Bastard war noch nicht einmal achtzehn.
    Kylar schlug dem jungen Mann hart ins Gesicht und nahm ihm den Dolch ab. Luc fiel. »Seht mich an«, verlangte Kylar.
    Die Königliche Garde war auf dem Weg. Sie konnte jeden
Augenblick eintreffen. Kylar könnte Terah die Kehle aufschlitzen, Luc besinnungslos schlagen, aus dem Fenster klettern und sich wieder zu den Gästen gesellen. Luc würde wegen Hochverrats und Mordes geköpft werden, und Logan würde man zum König machen. Zweifellos hatte, wer immer Luc vom Verrat an Natassa erzählt hatte, genau das beabsichtigt.
    Luc schaute ihm in die Augen, und Kylar wog die Seele des jungen Mannes ab.
    Kylar fluchte laut. »Ihr seid kein Mörder, Luc Graesin. Ihr seid direkt hierhermarschiert, nicht wahr? Vorbei an einem Dutzend Zeugen? Das dachte ich mir.«
    »Was tut Ihr?«, fragte Terah scharf. »Helft mir.«
    Kylar schaute wieder in Lucs Augen und sah einen jungen Mann, gebunden von Ketten, die er nicht selbst geschaffen hatte. Luc war kein Heiliger, noch war er ausschließlich ein Opfer, aber den Tod verdiente er nicht.
    »Sagt mir eins«, begann Kylar. »Wenn Ihr den Thron besteigen könntet, würdet Ihr es tun?«
    »Hölle, nein«, erwiderte Luc.
    Er sagte die Wahrheit. »Dann gebe ich Euch folgende Dinge, Luc. Zuerst, Wissen: Ihr seid kein Mörder. Diese Wunden werden Eure Schwester nicht töten. Zweitens, Euer Leben. Macht etwas daraus. Drittens, ich erspare Euch ein Bild, das Euch bis ans Ende Eurer Tage verfolgen würde.«
    »Was?«, fragte Luc.
    Kylar versetzte ihm einen Fausthieb gegen die Stirn. Luc fiel wie ein Stein. Kylar rieb Lucs blutige Hände an seinen eigenen. Dann durchschnitt er mit dem Dolch Lucs Robe an zwei Stellen und fügte ihm schließlich eine flache Fleischwunde an der Schulter zu.
    Terah war entsetzt. »Was tut Ihr da?«

    Kylar zog die Maske des Urteils übers Gesicht. »Ich bin Euretwegen gekommen, Terah.« Er ließ den Ka’kari in seine Haut zurücksinken.
    Sie schrie. Er packte sie an den Haaren und zog sie auf die Füße. Dann grub er den Dolch in ihre Schulter, und da er nur die rechte Hand frei hatte, drückte er sie an ihren verletzten Bauch, um sie mit Blut zu beschmieren. Das Blut wischte er an beiden Seiten seines Gesichts ab und zog den Dolch aus ihrer Schulter. Er stand hinter ihr und benutzte ihren Körper als Schild zwischen sich selbst und der Tür. Sie bettelte, schrie, fluchte, weinte, aber Kylar hörte es kaum. Er seufzte, und als er einatmete, roch er ihr Haar. Es roch nach Jugend und Versprechen.
    Das Geräusch von klirrender Rüstung und schweren

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