Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Jenseits Der Schatten

Titel: Jenseits Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
Vom Netzwerk:
Gesicht. Blau bewegte sich nicht. Er konnte erkennen, dass sie gern weggelaufen wäre, es aber nicht zuließ. Tapferes kleines Ding. »Kylar?«, flüsterte sie.
    Was sollte er tun? Sie töten? Ihr aus dem Weg gehen und sie Geschichten darüber erzählen lassen, dass die Krypta sich geöffnet habe? Es war unwahrscheinlich, aber jemand könnte die Krypta öffnen, um nachzuschauen. Und was würden sie tun, wenn sie sahen, dass Kylar fort war?
    »Kylar, ich weiß, dass Ihr da seid. Nehmt mich mit.«
    Kylar blieb unsichtbar und fragte: »Hast du jemals jemanden getötet, Blau?«
    Sie schnappte nach Luft und schluckte, während sie nach der Quelle der Stimme suchte. »Nein«, flüsterte sie.
    »Willst du Menschen töten?«
    »Ich würde Dag Tarkus töten. Er hat Piggy in den Magen getreten, weil er gestohlen hatte, und am nächsten Tag ist Piggy gestorben.«
    »Was wäre, wenn ich dir sagte, dass du, um mein Lehrling zu sein, ein Dutzend Kinder wie Piggy würdest töten müssen? Was, wenn ich dir sagte, du müsstest deine ganze Gilde töten?«
    Blau begann zu weinen.
    »Du willst einfach raus, nicht wahr?«
    Sie nickte.
    »Dann musst du zwei Dinge für mich tun, Blau. Erstens, du darfst niemals - niemals - darüber sprechen. Wenn du es irgendjemandem erzählst, werden böse Menschen es herausfinden, und sie werden viele gute Menschen töten. Verstehst du? Du darfst es nicht einmal deinem besten Freund erzählen.«
    Blau nickte. »Ich habe keine Freunde, nicht nachdem Piggy gestorben ist.«

    »Geh zur Ecke Verdun und Gar. Ich werde dich in einer Stunde dort treffen.«
    »Versprochen?«
    »Ich verspreche es.«
    Blau ging, und Kylar schloss die Krypta. Er fand das sichere Haus und nahm sich alles, was er brauchte, vor allem Vergeltung. Er hatte das Schwert dort zurückgelassen, bevor er die Königin tötete, wohl wissend, dass man seine Waffen beschlagnahmen würde. Er schrieb einen Brief an Rimbold Drake; zuerst berichtete er von der Wäscherin, die er verstümmelt hatte, und bat Drake, ihr Schadenersatz zu zahlen, dann erklärte er, was er dem Wolf zufolge die Drakes gekostet hatte. Er nahm sich mehrere Beutel mit Gold und einige Gifte und Kleidung zum Wechseln, dann griff er nach einem Umhang und zog sich die Kapuze übers Gesicht.
    Blau saß auf der Kreuzung. Bei seinem Näherkommen rappelte sie sich hoch.
    »In diesem Haus lebt ein guter Mann, Blau. Er wurde während des Staatsstreichs vergiftet und ist fast gestorben, und die Khalidori haben seine Frau und zwei seiner Töchter getötet. Er ist der beste Mann, den ich kenne, und ich denke, dass er dich vielleicht ebenso sehr braucht, wie du ihn brauchst. In meinem Brief habe ich ihn gebeten, dich großzuziehen. Er wird dir die einzige Chance geben, die du jemals bekommen wirst, etwas aus dir zu machen. Aber es wird nicht leicht sein. Wenn du in dieses Haus gehst, bleibst du dort, bis du als eine Dame wieder herauskommst. Ist es das, was du willst?«
    »Eine Dame?«, fragte Blau, und eine hoffnungsvolle Sehnsucht erhellte ihre Züge.
    »Sag es.«
    »Ich will jemand sein. Ich will eine Dame sein.«

    »Ich glaube dir.« Kylar legte die Hand auf eine Ritze in der äußeren Tür, sandte den Ka’kari hindurch und öffnete den Riegel. Dann drückte er die Tür auf, und sie gingen hinein. Kylar reichte Blau einen Beutel voller Goldkronen. Er war so schwer, dass sie ihn kaum halten konnte. Dann drückte er ihr den Brief in die Hand und zog seine Kapuze zurück, so dass sie niemals zweifeln würde, dass er es gewesen war. »Blau, ich vertraue dir. Ich sehe Seelen. Ich wiege sie ab. Von deiner Seele weiß ich, dass du es wert bist. Sei gut zu Graf Drake. Ich war nicht so gut zu ihm, wie er es verdiente.«
    Mit diesen Worten hämmerte Kylar an die Eingangstür und wurde unsichtbar. Er wartete, bis der Graf mit vom Schlaf trüben Augen die Tür öffnete. Verwirrt betrachtete Rimbold Drake Blau. Sie hatte zu große Angst, um zu sprechen. Nach einem kurzen Zögern nahm er ihr den Brief aus der Hand. Nachdem er ihn gelesen hatte, weinte er.
    Kylar wandte sich zum Gehen.
    »Du warst besser, als du weißt«, sagte Drake in die Nacht hinein. »Ich vergebe dir jedes Unrecht, von dem du denkst, du hättest es mir angetan. Du wirst hier immer willkommen sein, mein Sohn.«
    Kylar verschwand in die Nacht hinein. Dort gehörte er hin.

59
    Nach zwei Tagen wurde Solon in einen anderen Raum verlegt. Der Raum war immer noch verschlossen, die Fenster vergittert, die Zederntür mit Eisen

Weitere Kostenlose Bücher