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Jenseits Der Schatten

Titel: Jenseits Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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gemeistert.
    »Junge, an jedem Ort, an dem ich mich nach links wandte, hast du dich nach rechts gewandt, und jetzt willst du von mir, dass ich dir sage, was dein Schicksal ist? Würde es dir irgendetwas bedeuten, wenn ich das täte?«
    Kylar antwortete: »Es würde mir sagen, an welcher Stelle ich mich nach rechts wenden muss.«
    Ohne es zu wollen, grinste Durzo. Aber es war nicht genug, um die plötzliche Kluft zu überbrücken. Kylar konnte jetzt erkennen, dass seine Zurückweisung der Lektionen, die Durzo an ihn weiterzugeben versucht hatte, Durzo tief verletzt hatte - selbst wenn Durzo inzwischen zustimmte, dass einige dieser Lektionen falsch gewesen waren. Gleichzeitig sagte Durzo das Gleiche, was der Wolf Kylar vor langer Zeit erklärt hatte. Kylar hatte die Antworten anderer Menschen niemals akzeptiert: nicht Durzos bittere Nüchternheit, nicht Momma Ks Zynismus, nicht Graf Drakes Frömmigkeit und nicht Elenes Idealismus. Durzo hatte
recht: Es ging darum zu wählen, was man glaubte, und mit den Konsequenzen zu leben.
    »Ich wollte nur …« Kylar hielt einen Moment inne. »Wir sind unsterblich. Wir sind Nachtengel. Ich weiß nicht, was es bedeutet. Ich weiß nicht, warum wir so sind oder was wir mit unserer Gabe tun sollen. Manchmal fühle ich mich wie ein Gott, dann wieder habe ich nicht das Gefühl, irgendetwas verändern zu können. Wenn ich für immer leben werde, will ich, dass es zu irgendetwas gut ist. Ich meine, Ihr könnt mir nicht erzählen, dass es Euer Schicksal war, den Ka’kari siebenhundert Jahre lang aufzubewahren, bis ich daherkam. Das ist lächerlich. Schrecklich. Es ist nicht gut genug. Ihr seid ein großer Mann, kein Schließfach.« Kylar runzelte die Stirn. Götter, er hatte Durzo ein zweifelhaftes Kompliment gemacht - genau die Art und Weise, wie Durzo ihm Komplimente zu machen pflegte.
    Durzos kleines Grinsen sagte ihm, dass er es bemerkt hatte, aber er konnte auch erkennen, dass das Kompliment dem Mann viel bedeutete. Bei all den Gelegenheiten, da Kylar sich darüber geärgert hatte, dass sein Meister niemals richtig anerkannte, wie gut Kylar sich machte, hatte er niemals wirklich darüber nachgedacht, dass vielleicht auch Durzo Anerkennung wollte. Kylar hatte sich nicht die Mühe gemacht, Durzo zu sagen, was für ein großartiger Mann er in seinen Augen war; er dachte, das sei offensichtlich. Vielleicht war das ein weiteres Messer, das in beide Richtungen schnitt.
    »Ein Schließfach zu sein, war nicht das Schicksal, das ich erwählt habe«, erwiderte Durzo. »Richtig oder falsch - oder rechts oder links -, ich habe mich dafür entschieden, die Ka’kari zu suchen, sie an mich zu nehmen und sie zu verteilen, damit jene, die sie zum Bösen benutzen würden, keine Gelegenheit dazu erhielten. Ich weiß nicht, ob es das ist, was Jorsin vorhergesehen
hat, aber es ist das, was ich gewählt habe. War es bedeutungsvoll und befriedigend? Manchmal. Ich hatte einige gute Leben und einige, die einfach verdammt schrecklich waren. Jetzt, da du den Schwarzen trägst, kann ich meine Bürde niederlegen. Nun habe ich andere Alternativen. Also werde ich dich bis zum Frühling ausbilden und meine Tochter sehen, so häufig ich kann. Dann gibt es da eine Frau, die ich bitten muss, einen Mann zu lieben, der es nicht verdient. Deine Entscheidungen? Nun, das ist dein Scheiß.« Er feixte und räumte damit ein, dass er ein Bastard war.
    Kylar seufzte. Er liebte Durzo, aber der Mann war eindeutig eine Nervensäge.

62
    »Der Zwangzauber, mit dem ein älterer Bruder ihn belegt, ist schwach, Euer Heiligkeit«, sagte Hopper. »Er wird einen entschlossenen Edeling nicht lange aufhalten.«
    »Ich weiß. Ich war der Sohn, der den Zauber brechen konnte, mit dem mein Vater mich belegt hat«, entgegnete Dorian. Er hatte in der vergangenen Nacht einen weiteren Traum gehabt, und wieder konnte er sich nicht daran erinnern, aber wieder hatte er ihm Kopfschmerzen beschert. Seine prophetische Gabe kehrte schneller zurück, als er erwartet hatte, aber für den Augenblick war sie für ihn nutzlos. Er konnte sich an seine Träume nicht erinnern, und das Einzige, was den Schmerz verscheuchte, war die Benutzung der Vir. Es bescherte ihm eine miserable Laune.
    »Es tut mir leid, Euer Heiligkeit. Das hatte ich vergessen.«
    Der Plan hatte sich mit erschreckender Mühelosigkeit zusammengefügt.
Dorian war seines Vaters Sohn. Er hatte Tage damit verbracht, darüber nachzudenken, was er übersehen haben könnte, und er hatte keinen

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