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Jenseits Der Schatten

Titel: Jenseits Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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liebe einen Mann mit einer Aufgabe. Liebe hat einen Preis, aber du bist es wert.«
    »Wie kannst du das sagen? Ich habe dich getötet. Ich habe
dein Leben gestohlen.« Kylar schluckte, aber der verdammte Kloß wollte einfach nicht weggehen.
    »Du kannst nicht stehlen, was ich dir aus freien Stücken gebe. Ich kann mit Ewigkeit im Geiste leben, weil ich weiß, dass ich ihr bald gegenüberstehen werde, und ich werde von dem, was mir noch bleibt, keine Sekunde vergeuden. Hier zu sein, mit dir zusammen zu sein, ist genau das, wofür ich mich entscheide.«
    Und dann weinte Kylar. Draußen im Hof spürte er Vi, die erschrocken versuchte, ein Zaubergewebe zustande zu bekommen, die versuchte, sich abzulenken, versuchte, Kylar Privatsphäre zu geben. Elene zog ihn an sich, und in ihren Armen fand er solch grenzenlose Wärme und uneingeschränkte Akzeptanz, dass seine Tränen noch heftiger flossen. All seine Zweifel und Selbstvorwürfe, seine Selbstverachtung und seine Angst wurden weggewaschen. Und als seine Tränen versiegten, weinte sie. Die Tränen waren eine Waschung, und mit Elene in den Armen fühlte Kylar sich zum ersten Mal seit Jahren rein.
    Als keine Tränen mehr kamen, sahen sie einander mit tränenfleckigen Gesichtern an und lachten und umarmten einander abermals. Dann erzählten sie sich langsam ihre Geschichten. Elene berichtete ihm von ihrer Reise nach Cenaria und ihrer Gefangennahme durch die Sklavenhändler. Kylar erzählte ihr von Aristarchos’ Versuch, ihn zu töten, von Jarls Tod, von dem Kampf gegen den Gottkönig und der Beringung, von seinen Bemühungen, Logan auf den Thron zu bringen, von seinem Tod am Rad, seiner Entdeckung, was den Preis der Unsterblichkeit betraf, und von seinem Wiedersehen mit Durzo.
    Dann stellte sie ihm Fragen nach der Blutjungenarbeit, nach seinem ersten Mord, nach seiner Ausbildung, nach dem magischen Talent und was er sah, wenn er Menschen durch den Ka’kari betrachtete. Er sagte ihr die ungeschönte Wahrheit, und sie hörte
zu. Sie konnte nicht alles verstehen, aber sie hörte zu, ohne zu urteilen, und sie zog sich nicht zurück, nachdem er zum Ende gekommen war.
    Während er sprach, entspannte sich Kylar langsam. Er spürte, wie die Verkrampfung durch Heimlichtuerei und Schuld, die Furcht vor Entdeckung und Verdammnis - all die Anspannung, die er so viele Jahre seines Lebens mit sich herumgetragen hatte, dass sie einfach Teil seiner Art war, das Leben zu erfahren - sich langsam löste. In Elene fand er Ruhe. Und zum ersten Mal Frieden.
    Er betrachtete sie mit neuen Augen, und ihre Schönheit war wie eine warme Decke an einem kalten Wintermorgen. Sie war Heimat nach einer langen Reise. Es war keine Schönheit, die man begehrte, wie die von Vi; es war eine Schönheit, die dazu diente, geteilt zu werden. Wenn Vis Körper ein Kunstwerk war, dazu geformt, Verlangen zu schüren, so war Elenes ganzes Wesen dazu geformt, Liebe zu teilen. Elene hatte Narben, ihre Figur war attraktiv, aber nicht so, dass sie Männer der Sprache beraubte - und doch überstieg ihre Schönheit die von Vi. Die Intuition, die Kylar von Vi ferngehalten hatte, schon seit ihrem ersten Verführungsversuch auf dem Anwesen der Drakes, kristallisierte sich plötzlich heraus: Man teilt sein Leben nicht mit dem Körper einer Frau, man teilt sein Leben mit einer Frau.
    »Heirate mich«, sagte Kylar und überraschte sich damit selbst. Dann begriff er, dass sein Mund nur ausgesprochen hatte, wonach sein ganzes Herz sich sehnte, und fügte hinzu: »Bitte, Elene, willst du mich heiraten?«
    »Kylar …«
    »Ich weiß, es wird im Geheimen geschehen müssen, aber es wird echt sein, und ich will dich.«
    »Kylar …«

    »Ich weiß, dieser verdammte Ring wird uns wahrscheinlich daran hindern, uns zu lieben, aber wir werden eine Lösung finden, und selbst wenn wir keine Lösung finden, ich liebe dich. Ich will mit dir zusammen sein. Das Zusammensein mit dir ist mir wichtiger als Sex. Ich weiß, es wird sehr hart sein, aber ich meine es ernst. Wir können -«
    »Kylar, halt den Mund«, unterbrach ihn Elene. Sie belächelte den Ausdruck auf seinem Gesicht, strich ihr Kleid glatt und sagte: »Es wäre mir eine Ehre, deine Frau zu werden.«
    Einen Moment lang konnte er es nicht glauben. Dann, als sie breit lächelte und sich so offensichtlich freute, ihn einmal überrascht zu haben, war ihm, als werde er von Licht überflutet. Irgendwie war sie in seinen Armen, und sie hielten einander umfangen und lachten, und Elene weinte,

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