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Jenseits Der Schatten

Titel: Jenseits Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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ihres Wirts von Ihren eigenen Händen kam. Das andere Mädchen war noch hübscher, mit großen, braunen Augen und leuchtender Haut, aber sie war von Narben entstellt.
    »Wie ist dein Name, Kind?«, fragte Khali das vernarbte Mädchen.
    »Elene Cromwyll … äh, Herrin.«
    »Würdest du gern ewig leben, Elene?«
    In die großen Augen des Mädchens trat ein solcher Ausdruck der Sehnsucht, dass nicht einmal Neph anders konnte, als Mitleid mit ihr zu empfinden. »Mehr als irgendetwas sonst«, sagte Elene.

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    Feir stand mit einem Poliertuch in der Hand am Tisch in Ezras geheimer Werkstatt unter dem Schwarzen Hügel. Er polierte die Klinge nicht. Er hatte sie bereits ein Dutzend Mal poliert, und sie hatte von Anfang an keine Politur nötig gehabt.
    »Es ist fertig«, sagte er laut. »Bis auf eines.« Feir enthüllte das Schwert. Seine Fälschung war beinahe ein Zwilling von Ceur’caelestos. Er hatte Ceur’caelestos in Händen gehalten, hatte es bestaunt, hatte jeden Wirbel in den Mustern der Mistarille studiert. Die Köpfe der Zwillingsdrachen waren in beide Seiten seiner Klinge eingeritzt, der Spitze zugewandt, Drachen von Sonne und Mond in Übereinstimmung mit der ceuranischen Mythologie. Die Klinge hatte eine einzige Schneide, die sich leicht wölbte, um sie länger zu machen. Der dickere Rücken der Klinge diente dazu, ihr Stärke zu geben, der biegsame Eisenkern glich die scharfe, harte Zerbrechlichkeit des stählernen Randes aus. Die Klinge war aus Mistarille, und sie würde nicht einmal dann brechen, wenn ein Mann darauf trat und der Benutzer sie anhob. Trotz seiner unglaublichen Stärke war Ceur’caelestos leichter, als es hätte sein sollen. Die Mistarille, immer aufs Neue gefaltet und geschmiedet, zeigte die gleichen Wellenmuster, die Ceur’caelestos’ Klinge getragen hatte. Der Unterschied zwischen dem Original und Feirs Fälschung bestand darin, dass das Original die »Feuer des Himmels« in sich trug. In Reaktion auf Gefahr oder Magie
oder die Stimmung des Benutzers konnten die Drachen aus der Spitze der Klinge etwas atmen, das aussah wie Feuer.
    Feir kannte jetzt die magischen Gewebe, um dies nachzuahmen. Was er nicht hatte, war ein Herzstein, um die Gewebe festzuhalten. Verschiedene Steine harmonierten mit verschiedenen Schwingungen von Magie. Wenn ein Stein rein genug war und genau die richtige Größe hatte, die zu dem magischen Gewebe passte, konnte eine Gleichschwingung aufgebaut werden, die sich selbst aufrechterhielt. Diese war beinahe immer unvollkommen, was einer der Gründe war, warum in Gegenstände eingebettete Magie nach einer gewissen Zeit versagte. Feir brauchte einen möglichst perfekten Rubin, um daraus das Herz des Drachen zu machen.
    »Dieser Teil sollte angeblich einfach sein«, sagte Feir. Selbst seine eigene Stimme war niederschmetternd. »Die Prophezeiung lautete: ›Der größte Rote gibt des Drachen Herz und Haupt.‹« Der größte Rote musste ein großer Rubin sein, ein Herzstein, der am Kopf des Drachen in das Schwert eingelassen werden musste.
    Feir hatte im Laufe des Winters ein Dutzend unmöglicher Dinge getan. Nur mit spärlichen Anweisungen, die er in Ezras Wald erhalten hatte, war er zum Schwarzen Hügel gekommen und hatte den geheimen Tunnel zu diesem Raum entdeckt. Er hatte die mit Magie gehärteten goldenen Werkzeuge gefunden. Er war den zahlreichen Vürdmeistern ausgewichen, die die umschattete Stadt mit ihm teilten, und hatte mehrere zerbrochene Mistarilleschwerter gefunden. Er hatte Ezras Notizen entdeckt - ein Schatz, den zu lesen jeder Schöpfer seinen rechten Arm gegeben hätte. Bei allen Göttern, Feir hatte gelernt, Mistarille neu zu schmieden! Er hatte die schönste Fälschung in der Geschichte gefertigt.
    Aber er konnte keinen roten Stein finden.

    »Könnte irgendein anderer heute lebender Schmied dies machen?«, fragte Antoninus Wervel mit leiser Stimme.
    Feir zuckte die Achseln. Antoninus wartete ab. Feir gab nach. »Nein.«
    Antoninus nahm die Klinge voller Ehrfurcht in die Hand, und obwohl es ihm gegen den Strich ging, stieg ein warmes Gefühl in Feir auf. Antoninus selbst war kein Schöpfer, aber er wusste die Meisterschaft zu schätzen, die für die Arbeit notwendig war, die Feir geleistet hatte. Er drehte die Klinge um und untersuchte sie. »Ich dachte, Ihr hättet Eure gekreuzten Kriegshämmer darauf verewigt.«
    In einem Augenblick der Eitelkeit - nun, in zwei Stunden der Eitelkeit - hatte Feir in die Nähe des Griffs sein Schmiedezeichen

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