Jenseits der Sehnsucht (German Edition)
Worte. Etwas an diesem Lächeln, an ihrer spöttisch hochgezogenen Augenbraue, an diesem herausfordernd gereckten Kinn schaltete seinen Verstand komplett aus.
Lächerlich, sagte er sich selbst, während er sie weiter anstarrte. Absolut lächerlich. Was immer er auch im Moment fühlen mochte, es konnte unmöglich mit Liebe zu tun haben. Nicht die Art von Liebe, die Männern jegliche Vernunft raubte und sie ihr ganzes Leben umkrempeln ließ. Zuneigung, mehr nicht, versicherte er sich. Anziehung, Verlangen, Leidenschaft, begleitet von einer gewissen Sympathie, einem wohlwollenden Gefühl. Aber Liebe? Dafür hatte er keinen Platz in seinem Leben. Und auch keine Zeit.
Zeit. Die Realität holte ihn schlagartig ein. Zeit war das größte Hindernis von allen.
Er rührte sich, wollte sich zurückziehen. Einfach, weil er Abstand brauchte, um klar denken zu können. Lächelnd schlang Sunny Arme und Beine um ihn.
»Hast du noch was vor?«
»Bin ich dir nicht zu schwer?«
»Doch.« Sie lächelte immer noch, fuhr mit der Zunge über seine Lippen, bewegte verführerisch ihre Hüften unter ihm. »Ich dachte, wir könnten vielleicht ein kleines Experiment machen.«
Er schüttelte den Kopf, doch das klärte seine Gedanken auch nicht. »Ein Experiment?«
»Physik.« Sie kratzte leicht an seiner Wirbelsäule entlang. »In Physik kennst du dich doch aus, J. T., nicht wahr?«
So war es jedenfalls mal gewesen. »Dann bitte Dr. Hornblower«, murmelte er an ihrem Hals.
»Nun, Doc, gibt es da nicht diese Theorie, wie ein Objekt, das sich bewegt, immer in Bewegung bleibt?«
Sie spürte seinen heißen Atem an ihrem Ohr. »Komm, ich zeige es dir …«
Sunny tat alles weh. Und sie hatte sich noch nie in ihrem Leben besser gefühlt. Mit verhangenen Augen blinzelte sie gegen das schmerzende Licht. Es war Morgen. Schon.
Sie hätte es nie für möglich gehalten, den größten Teil des Tages und die ganze Nacht im Bett zu verbringen. Geschlafen hatte sie dabei allerdings wenig. Mit einem gebrummten Seufzer rollte sie sich auf die andere Seite und stieß gegen Jacobs harten Körper.
Seit dem Morgengrauen war er wirklich schwer beschäftigt gewesen. Beschäftigt damit, sie aus dem Bett zu drängen. Jetzt gehörten ihm neunzig Prozent der Matratze und sämtliche Bettdecken. Das Einzige, was sie davon abhielt, endgültig aus dem Bett zu fallen, war sein Bein, das er über ihre Hüfte geschlungen hatte. Und sein Arm, achtlos, also keineswegs zärtlich, auf ihrem Hals.
Sie drehte sich erneut, traf abermals auf die unnachgiebige Mauer und kniff die Augen zusammen. »Also gut«, sagte sie leise zu sich selbst, »dieses Problem muss ein für alle Mal aus der Welt geschafft werden. Denn ich gedenke nicht, für den Rest meines Lebens jede Nacht aus dem Bett zu fallen.«
Mit dem Ellbogen stieß sie ihm in den Magen. Er fluchte grummelnd und drückte sie noch ein Stück weiter an den Rand.
Andere Taktik, beschloss Sunny. Also streichelte sie sanft mit einer Hand über seinen Schenkel. »J. T.«, säuselte sie und setzte kleine Küsse auf seine Wange. »Liebling …«
»Hm?«
Sie knabberte an seinem Ohr. »Jacob? Schätzchen …«
Er brummte etwas Unverständliches und legte seine Hand auf ihre Brust. Dummerweise hatte die Bewegung sie weitere wertvolle Zentimeter Platz gekostet.
»Baby …« Langsam gingen ihr die Kosenamen aus. »Wach auf, Darling, ich möchte, dass du etwas für mich tust.« Mit den Lippen strich sie verführerisch über seine Schulter. »Etwas, was ich wirklich dringend brauche.«
Als sich ein sehr selbstzufriedenes Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitete, biss sie zu. Kräftig.
»Au!« Ruckartig schlug er die Lider auf, verständnisloser Ärger stand in seinen Augen. »Was, zum Teufel, soll das?«
»Ich wollte mir nur meinen gerechten Anteil vom Bett zurückholen.« Zufrieden kuschelte sie sich in das Kissen, von dem er gerade hochgefahren war. Sie öffnete ein Auge und war sehr befriedigt zu sehen, dass er sie böse anfunkelte. »Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du dich geradezu unverschämt breit machst? Außerdem hast du mir die ganze Bettdecke weggezogen.« Sie schnappte sich die Decke und wickelte sich darin ein.
»Du bist die Erste, die sich beschwert.«
Sunny lächelte nur. Sie hoffte darauf, dass sie auch die Letzte sein würde.
Mit gerunzelter Stirn rieb Jacob sich die schmerzende Stelle an der Schulter. Schatten lagen unter Sunnys Augen und ließen sie verletzlich aussehen. Das Pochen an seinem
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