Jenseits der Sehnsucht (German Edition)
Körper, wo sie ihn in ihrer Lust gebissen hatte, erinnerte ihn allerdings daran, dass sie alles andere als empfindlich war.
Durch diesen fast mageren Körper floss ein unermüdlicher Strom von Energie. Dabei – da war er sicher, auch wenn sie diesen Marathon hinter sich hatten – hatte er noch lange nicht alle Quellen entdeckt, geschweige denn angezapft. Sie hatte ihn an Orte geführt, von deren Existenz er bisher nicht einmal etwas geahnt hatte. Orte, an die er sich schon jetzt zurücksehnte. Sunny hatte sich als unersättlich erwiesen und war nur allzu bereit gewesen, auch seinen Hunger zu stillen. Er hatte sie nur leicht zu berühren brauchen, und sie hatte reagiert. Sie hatte ihn nur leicht zu berühren brauchen, und schon hatte er erneut in hellen Flammen gestanden.
Jetzt, im fahlen Licht des Morgens, hatte sie sich in die Decken eingehüllt, nur ihr blondes Haar und die Hälfte ihres Gesichtes waren noch sichtbar. Und er wollte sie schon wieder.
Was sollte er nur tun? Wegen ihr? Mit ihr? Für sie? Er hatte nicht die geringste Ahnung.
Er fragte sich, wie sie wohl reagieren würde, wenn er ihr alles erzählte. Wahrscheinlich würde sie ihn dann wieder für psychisch instabil halten. Er konnte es ihr beweisen. Wenn er das tat, würden sie sich beide der Tatsache stellen müssen, wie vergänglich das, was während der letzten Erdumdrehung zwischen ihnen passiert war, in Wahrheit war. Aber dazu war er nicht bereit.
Das erste Mal in seinem Leben wollte er sich selbst täuschen. So tun als ob. Die Wahrheit verdrängen. Ihnen würden nur wenige Wochen bleiben. Das war mehr, als vielen Menschen geschenkt wurde. Schließlich wusste er aus erster Hand, wie unbeständig die Zeit sein konnte. Also würde er diese Zeit nutzen und nehmen, was er zusammen mit Sunny kriegen konnte.
Aber wie konnte er so etwas tun? Jacob setzte sich auf und rieb sich mit beiden Händen über das Gesicht. Das war ihr gegenüber nicht fair. Nein, es war sogar äußerst unfair, vor allem, wenn er mit seinem Instinkt richtig lag und von ihrer Seite Gefühle mit im Spiel waren. Es ihr nicht zu sagen, würde sie, wenn es zum Ende kam, unendlich verletzen. Es ihr jetzt zu sagen, würde sie verletzen, noch bevor es richtig angefangen hatte. Vielleicht war das besser so.
»Hast du noch was vor?«
Er erinnerte sich an das erste Mal, als sie diese Worte benutzt hatte und wohin es geführt hatte. Dieses Mal überlegte er sich, wie er ihr beibringen konnte, was genau er vorhatte. Nun, er würde ihr einfach die Fakten liefern. Sie war schließlich eine intelligente Frau.
»Sunny.«
»Ja?« Sie strich mit der Hand über seinen Arm. Und weil sie sich schuldig fühlte, küsste sie die Bisswunde an seiner Schulter.
»Vielleicht hätte das hier nicht passieren dürfen.« Als er ihr Lächeln schwinden sah, wusste er, dass er falsch angefangen hatte.
»Ich verstehe.«
»Nein, du verstehst eben nicht. Warte bitte.« Er war wütend auf sich und seine Ungeschicklichkeit, aber er fasste sie und hielt sie fest, bevor sie sich aus dem Bett aufraffen konnte.
»Mach dir keine Sorgen«, sagte sie steif. »Wenn man so oft gefeuert worden ist wie ich, gewöhnt man sich langsam an Zurückweisung. Solltest du bereuen, was zwischen uns passiert ist …«
»Ich bereue es nicht.« Er schüttelte sie so hart an den Schultern, dass der Schmerz in ihren Augen sich in düstere Sturmwolken verwandelte.
»Mach das besser nicht noch mal.«
»Ich bereue es nicht«, wiederholte er und bemühte sich, ruhig zu bleiben. »Ich sollte, aber ich tue es nicht. Wie auch, wenn ich an nichts anders denken kann als daran, dich wieder zu lieben?«
Sunny blies sich die Haare aus den Augen und schwor sich still, gelassen zu bleiben. »Ich muss gestehen, ich verstehe nicht ganz, was du sagen willst.«
»Ich auch nicht.« Er gab sie frei und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Es war mir wichtig«, sprudelte es aus ihm heraus. So hatte er es eigentlich nicht ausdrücken wollen, aber es stimmte auch. »Mit dir zusammen zu sein war mir wichtig. Ich hätte nicht gedacht, dass es so sein würde.«
Die Eisschicht, die sie hastig um ihr Herz gelegt hatte, taute ein wenig. »Bist du sauer, weil es mehr als nur Sex war?«
»Es war sogar sehr viel mehr als nur Sex.« Und er war ein Feigling, wie ihm jetzt bewusst wurde. Er konnte ihr nicht sagen, dass das, was sie hatten, schon bald enden würde. »Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll.«
Einen Moment lang schwieg Sunny. Er sah
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