Jenseits der Sehnsucht (German Edition)
interpretierte, küsste er sie noch einmal. Ihr wohliger kleiner Seufzer setzte eine Kettenreaktion in ihm in Gang. »Wir könnten auch einfach hier stehen bleiben«, flüsterte er an ihrem Ohr. »Es würde nicht einmal auffallen.«
Sie seufzte noch einmal. »Wir könnten natürlich auch …«
»Sunny!« Jemand fasste sie am Arm, wirbelte sie herum und drückte ihr einen sehr kräftigen und sehr feuchten Kuss auf den Mund. »Baby, du bist wieder da.«
»Marco.«
»Was noch von mir übrig ist, ja. Seit Wochen vergehe ich vor Sehnsucht.« Er schlang den Arm um ihre Taille. »Wo hast du dich denn versteckt?«
»In den Bergen.« Sunny lächelte, sie freute sich immer, Marco zu sehen. Er war groß und schlaksig, völlig uneitel und – absolut harmlos. Trotz des dramatischen Kusses hatten sie beide schon vor Jahren beschlossen, ihre Freundschaft nicht durch eine Liebelei zu komplizieren. »Wie siehts denn in der realen Welt so aus?«
»Jeder frisst jeden. Gott sei Dank, denn das macht es leichter für mich, als der nette Typ erkannt zu werden, der ich bin.« Marco sah über seine Schulter und stellte fest, dass er von einem Paar grüner Augen in kleine Stücke zerlegt wurde. »Wer ist denn dein Begleiter?«
»J. T.«, sie legte eine Hand auf Jacobs Arm, »das ist Marco, ein alter Poker-Kumpel. Ich sags dir, Marco, mit Jacob willst du kein Poker spielen. Er ist absolut tödlich.«
Das brauchte man Marco wirklich nicht genauer zu erklären. »Hallo, wie gehts?« Die Hand streckte er zur Begrüßung nicht aus. Er wollte sie nämlich noch behalten.
»Ganz gut.« Jacob musterte ihn durchdringend. Sollte dieser Mann Sunny noch ein zweites Mal küssen, wäre das wohl Grund genug, ihm den mageren Hals umzudrehen.
»J. T. ist Cals Bruder. Cal ist der Ehemann meiner Schwester.«
»Die Welt ist klein.«
In Jacobs Gesicht regte sich kein Muskel. »Kleiner, als man denkt.«
»Tja …« Hätte Marco eine Krawatte getragen, würde er sie jetzt wohl gelockert haben. So aber, mit dem offenen Kragen, hatte er keine Ahnung, wie er die Enge in seiner Kehle vertreiben sollte. »Hört mal … sucht ihr einen Tisch?«
»Ja.«
»Wir haben da hinten ein paar zusammengeschoben. Wenn wir euch dazuquetschen wollt …«
»Ja, gern.« Sie sah zu Jacob hin. »Einverstanden?«
»Sicher.« Er war verärgert über sich selbst. Die aufwallende Eifersucht war eine instinktive Reaktion gewesen, an der sein Verstand keinen Anteil gehabt hatte. Er starrte auf Sunnys Beine, während sie sich einen Weg zwischen den Tischen hindurch bahnten. Allerdings auch eine durchaus berechtigte, wie er in Gedanken hinzufügte. Vielleicht hatten die Menschen sich ja weiterentwickelt, aber Territorialansprüche würden wohl nie verschwinden.
Am Tisch wurde Sunny von einem halben Dutzend Leute freudig begrüßt, doch da die offizielle Vorstellung im Gedröhn der Musik unterging, nickte Jacob nur unverbindlich in die Runde, als er sich setzte.
»Die nächste Bestellung geht auf mich«, verkündete Marco und winkte eine Kellnerin heran. »Noch mal das Gleiche«, sagte er laut, um die Musik zu übertönen. »Und ein Glas Chardonnay für die Lady hier. Und …« Er sah fragend zu Jacob.
»Ein Bier. Danke.«
»Keine Ursache. Ich habe heute drei Autos verkauft.«
»He, toll.« Sunny lehnte sich ein wenig vor und hob ihre Stimme, um Jacob zu erklären: »Marco ist Autohändler.«
»Glückwunsch«, schien Jacob die sicherste Erwiderung.
»Ich komme ganz gut zurecht. Wenn du ein Auto brauchst, melde dich bei mir. Wir haben gerade eine neue Lieferung mit richtigen Schmuckstücken hereinbekommen.«
Jacob warf einen kurzen Seitenblick auf die Brünette, die neben ihm saß und jetzt mit ihrem Oberarm auf Tuchfühlung zu ihm gegangen war. »Ja, mache ich«, sagte er.
Wirklich erleichtert, dass Sunnys neuer Freund nicht mehr den Eindruck machte, als wolle er ihn auseinander nehmen, rückte Marco mit seinem Stuhl näher. »Was für ein Auto fährst du denn, J. T.?«
Allgemeines Stöhnen wurde am Tisch laut. Marco zuckte lächelnd mit den Schultern und warf sich eine Hand voll Erdnüsse in den Mund.
»He, was wollt ihr? Es ist schließlich mein Job.«
»Aha. Nette alte Damen zu einer Probefahrt zu überreden ist also Arbeit«, witzelte jemand.
Marco grinste. »Es sichert mir meinen Lebensunterhalt. Schließlich können wir nicht alle Raketenforscher sein.«
»J. T. ist einer«, warf Sunny ein.
»Wirklich?« Die Brünette rutschte noch näher.
Große braune
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