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Jenseits der Untiefen

Jenseits der Untiefen

Titel: Jenseits der Untiefen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Favel Parrett
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die Flasche auf den Tisch. Miles, der jetzt einen Grund hatte, aufzustehen, erhob sich und griff nach der Milchflasche. George nickte. Es war sehr warm geworden im Zimmer, und es würde nicht lange dauern, bis die Milch schlecht wurde.
    Mit dem Licht, das durchs Fenster fiel, konnte Miles auf der Veranda ziemlich gut sehen, aber der Mond war noch immer hinter den Wolken. Ein Fliegenschrank hing vom Dach, darunter stand eine Holzkiste, an deren Seiten ebenfalls Fliegengitter waren. Miles stellte die Milch in die Kiste, die ansonsten leer war, und ging wieder hinein.
    Eine Tasse Tee stand für ihn auf dem Tisch. Harry hielt die andere Tasse in den Händen.
    »George hat schon Zucker reingetan. Ich habe ihm gesagt, du trinkst den Tee am liebsten so wie ich.«
    Miles sah George an, der sich wieder auf den Stuhl setzte. »Danke«, sagte er.
    Harry stürzte den Tee hinunter, als wäre er kalt. Er stürzte ihn jedes Mal so hinunter, egal wie heiß er war, und deshalb hatte Joe immer noch etwas Leitungswasser in Harrys Tee gefüllt. Harry stand vom Fußboden auf und stellte die leere Tasse zurück auf den Tisch.
    »Die Tassen sind wie die von Mum«, sagte er.
    Miles betrachtete die Tasse in seiner Hand. Sie sah aus wie die, die Mum gemocht hatte, wie die, die ihr gehört hatten. Nach ihrem Tod hatte Tante Jean alle Tassen mitgenommen. Sie war der Meinung, Harry und Miles würden sie nur kaputt machen, wenn sie im Haus blieben. Bei Tante Jean wurden sie jetzt in einem Glasschrank zur Schau gestellt und nie zum Teetrinken benutzt. Sie wurden für gar nichts benutzt.
    »Wenn du aufs Klo musst, es ist draußen. Ich zeig dir, wo, wenn du willst«, sagte Harry.
    Miles sah, wie George ein Kopfkissen, einen Schlafsack und eine zusammengerollte Schlafmatte aus einem Schrank nahm. Harry half ihm, die Matte auf dem Boden auszurollen und den Reißverschluss des Schlafsacks ganz zu öffnen, sodass er sich zu einer doppelt so großen Decke aufklappen ließ. Sie schienen einander zu verstehen, George und Harry. Auf eine Weise, die keine Worte brauchte.
    »Wir müssen teilen«, sagte Harry.
    Das war Miles egal. Der Schlafsack vor dem Feuer sah gut aus. Er war warm, und das Licht war gedämpft, und Miles fühlte sich schwer und müde. Er wollte nur die Augen zumachen.
    George setzte sich in den Sessel.
    Miles lag neben Harry auf dem Boden, vom Schlafsack bedeckt, und der Hund kam zwischen sie gekrochen. Miles streichelte ihn. Er kuschelte sich an ihn und spürte das kleine Herz in seiner Hand schlagen, und er fragte sich, wie es kam, dass George in dieser Holzhütte lebte, ohne Strom und auch sonst mit nicht viel mehr.
    Harrys Atem wurde gleichmäßiger. Wahrscheinlich schlief er schon. Die Gaslampe ging aus, und ein weiches, warmes Licht füllte den Raum. Miles hörte, wie ein Streichholz angerissen wurde. Er sah die Flamme und beobachtete, wie George seine Pfeife anzündete, und ihr Duft hüllte ihn ein. Er schloss die Augen. Er kannte diesen Geruch. Es war der Geruch von Großvaters Haus, der Geruch nach köstlichem süßem Pfeifentabak. Und Miles sah Großvater neben dem Feuer sitzen und Radio hören, die Augen halb geschlossen, während er langsam seine Pfeife rauchte. Und er war auch dort: ein kleiner Junge, der auf dem Fußboden mit Matchbox-Autos spielte.

G roßvater hatte ihm eine Werkzeugkiste gezimmert.
    Und er hatte Großvater dabei zugesehen. Er hatte versucht zu helfen und Großvater angereicht, was er brauchte, einen Hobel, einen Meißel, die vier Schrauben, die die Kiste zusammenhielten. Und Großvater hatte Miles’ Namen sorgsam an der Seite eingraviert,
M. Curren
, in welliger Schrift.
    Großvater sagte, Miles sei jetzt alt genug, um selbst ein paar Werkzeuge zu haben. Alt genug mit fünf Jahren. Als Mum ihn abholte, hielt Miles den Griff seiner Werkzeugkiste fest in der Hand. Er hielt sie schützend auf dem Schoß und winkte zum Abschied, während sie rückwärts aus der Einfahrt fuhren.
    Es wurde dunkel. Als sie die Straße erreichten, erklang knisternd ein Lied im Radio, das aus einer alten Zeit zu kommen schien, und ein Mann sang mit tiefer, weicher Stimme, wie im Schlaf. Und über dem Geräusch des Autos und des Radios und Mums leisem Mitsingen fielen Miles unweigerlich die Augen zu. Er lehnte den Kopf ans Fenster.
    Aber das Auto hielt.
    Miles hob den Kopf und blinzelte. Sie waren nicht zu Hause. Sie waren noch immer auf der Straße. In der Nähe der Kurve, wo die Fahrspur schmal und dunkel war, öffnete Mum die

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