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Jenseits der Zeit

Jenseits der Zeit

Titel: Jenseits der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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war sein erster großer Versuch, ein möglicher Zugang zu all seinen Hoffnungen, und es irritierte ihn sehr, daß er Anspannung verspürte.
    Dann hielt er vorsichtig den Signalschlüssel an die vorgesehene Stelle. Das Material der Tür verschwamm plötzlich, verschwand, als die Energiebarriere, aus der es bestand, sich auflöste. Schnell trat Herndon hindurch. Hinter ihm wirkte der Durchgang wieder solide verschlossen.
    Das Licht im Zimmer war gedämpft. Lady Moaris erwartete ihn; sie trug ein luftig, duftiges Kleid, lächelte Herndon ein wenig gequält an. Auch sie stand also unter Spannung.
    »Sie sind also gekommen.«
    »Sollte ich anders handeln?«
    »Ich … ich war mir nicht sicher. Es ist nicht meine Gewohnheit, solche Dinge zu tun.«
    Herndon unterdrückte ein zynisches Lächeln. Solche Unschuld war sehr rührend, aber höchst unwahrscheinlich. Er schwieg, als sie weitersprach. »Ihr Gesicht faszinierte mich – es hat so etwas Rauhes, Schreckliches an sich, das mich berührte. Ich mußte nach Ihnen schicken, um Sie näher kennenzulernen.«
    Ironisch sagte Herndon: »Ich fühle mich geehrt. Eine solche Einladung hatte ich nicht erwartet.«
    »Sie … Sie halten mich doch nicht für ordinär, oder?« fragte sie schüchtern. Das waren kaum die Worte, die Herndon aus dem Mund einer adligen Dame erwartet hatte. Aber als er jetzt ihren schlanken Körper betrachtete, der unter dem durchsichtigen Kleid zu erkennen war, begriff er, daß sie selbst vielleicht gar nicht so edler Abstammung war. Er erkannte sie als das, was sie vermutlich in Wirklichkeit war: ein junges Mädchen von großer Schönheit, verheiratet mit einem Edelmann, der sie nur dazu benutzte, sich mit ihrer Schönheit in der Öffentlichkeit zu brüsten. Das mochte die nächtliche Einladung erklären.
    Er nahm ihre Hand. »Ich bin auf dem Höhepunkt all meiner Ambitionen, Mylady. In dieses Zimmer hier – wohin sonst sollte ich noch wollen?«
    Aber es war natürlich leere Schmeichelei, was er da sagte. Vorsichtig verdunkelte er das Zimmer. Indem ich Sie erobere, Lady Moaris, dachte er, habe ich den ersten Schritt zur Vernichtung des Seigneurs Krelling getan!
     
4.
     
    Der Flug nach Molleccogg dauerte eine Woche Schiffszeit. Nach ihrer ersten gemeinsamen Nacht hatte Herndon nur noch zweimal Gelegenheit, die Lady Moaris zu sehen, und beide Male wich sie seinen Blicken aus und tat, als sei er gar nicht da.
    Das war verständlich. Allerdings hatte Herndon ihr Versprechen, daß sie ihn in drei Monaten, wenn sie nach Borlaam zurückkehrte, wiedersehen würde; und sie hatte darüber hinaus versprochen, daß sie ihren Einfluß auf ihren Mann geltend machen wollte, daß Herndon an den Hof des Seigneurs eingeladen wurde.
    Die Lord Nathiir kehrte ohne Probleme aus dem Nullraum zurück in das normale Universum und wurde vom Landefeld des Raumhafens von Molleccogg erfaßt. Durch die Aussichtsscheibe auf seinem eigenen Deck konnte Herndon die farbige Vielfalt des Vergnügungsplaneten erkennen, zu dem sie sich jetzt im Landeanflug befanden.
    Er hatte allerdings nicht vor, länger auf Molleccogg zu bleiben.
    Kurz darauf suchte er den Chefsteward auf und bat ihn um Entlassung aus den Diensten von Lord Moaris, ohne daß er eine Bezahlung verlangte.
    »Sie sind doch gerade erst zu uns gestoßen«, sagte der Steward protestierend. »Jetzt wollen Sie schon wieder fort?«
    »Nur für kurze Zeit«, erklärte Herndon. »Ich werde vor Ihnen allen auf Borlaam zurück sein. Ich habe noch einige Geschäfte auf einer anderen Randwelt zu erledigen, und dann verspreche ich, auf eigene Kosten nach Borlaam und in die Dienste des Lord Moaris zurückzukehren.«
    Der Chefsteward jammerte noch eine Weile, fand aber nichts Stichhaltiges, was Herndons Wünschen entgegengestanden hätte; zögernd erlaubte er schließlich dem Zweiten Steward, die Dienste des Lord Moaris vorübergehend zu verlassen. Herndon verpackte seine Uniform und zog wieder seine gewohnte Kleidung an. Als das Luxusschiff schließlich in Danzibool Harbor auf Molleccogg aufsetzte, war Herndon reisefertig. Innerhalb von Minuten befand er sich im Gewühl der Menschen in der Ankunftshalle des Raumhafens.
    Bollar Benjin und Heitman Oversk hatten ihn sorgfältig auf das vorbereitet, was er jetzt zu tun hatte. Herndon drängte sich an einer Gruppe übelriechender, gelbgesichtiger Nnobonner vorbei und suchte nach einem Kartenschalter. Schließlich fand er einen und zog dort die bereits von Benjin bezahlten Reisegutscheine

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