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Jenseits des Bösen

Jenseits des Bösen

Titel: Jenseits des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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aufgefangen, und sie hörte Lobo sagen: »Sie sollten mit uns kommen.«
    Sie versuchte zu protestieren, aber ihr Mund brachte die Worte nicht zwischen den keuchenden Atemzügen heraus. Sie wurde halb zur Tür getragen und versuchte zu erklären, daß sie nicht gehen, daß sie Grillo nicht im Stich lassen konnte, aber sie konnte es nicht verdeutlichen. Sie sah Rochelles Gesicht 564
    vorüberschweben, dann wehte ihr kalte Nachtluft ins Gesicht, und der Schock verschlimmerte ihre Desorientierung nur noch.
    »Helft ihr... helft ihr...«, hörte sie Lobo sagen, und ehe sie richtig wußte, wie ihr geschah, war sie in seiner Limousine und lag ausgestreckt auf den Pelzimitatpolstern. Er stieg nach ihr ein.
    »Grillo...«, brachte sie heraus, als die Tür zugeschlagen wurde. Ihr Verfolger stand unter der Tür, aber die Limousine fuhr bereits in Richtung Tor.
    »Verdammt, das war die unheimlichste Party, bei der ich je gewesen bin«, sagte Lobo. »Machen wir, daß wir hier
    verschwinden.«
    Tut mir leid, Grillo, dachte sie, bevor sie bewußtlos wurde.
    Geben Sie auf sich acht.

    Am Tor winkte Clark Lobos Limousine durch und sah zum Haus zurück.
    »Wie viele noch?« fragte er Rab.
    »Vielleicht vierzig«, antwortete Rab, der die Liste überflog.
    »Wir werden nicht die ganze Nacht hier sein.«
    Die Autos, die auf die verbleibenden Gäste warteten, hatten keinen Platz mehr auf dem Hügel gehabt, daher waren sie unten im Grove, drehten ihre Runden und warteten auf
    Funksprüche, die sie nach oben riefen, damit sie ihre Passagiere abholen konnten. Das war eine Routine, mit der sie alle vertraut waren, und deren Langeweile normalerweise durch Geplänkel von Auto zu Auto unterbrochen wurde. Aber heute wurde nicht über das Sexualleben der Passagiere getratscht, keine geilen Reden geschwungen, was die
    Chauffeure anstellen würden, wenn ihr Dienst vorbei war. Die meiste Zeit herrschte Funkstille, als wollten die Fahrer ihre Positionen nicht verraten. Wenn diese Stille doch einmal unterbrochen wurde, dann von jemand, der eine gekünstelt beiläufige Bemerkung über die Stadt machte.
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    »Arsch der Welt«, nannte einer sie. »Diese Stadt ist wie ein verdammter Friedhof.«
    Rab brachte den Mann zum Schweigen. »Wenn Sie nichts
    Lohnendes zu sagen haben, dann halten Sie die Klappe«, wies er ihn zurecht.
    »Was ist denn in Sie gefahren?« erkundigte sich der Mann.
    »Angst?«
    Ein Funkruf aus einem anderen Auto unterbrach den Streit.
    »Bist du da, Clark?«
    »Ja. Wer spricht?«
    »Bist du da?«
    Die Verbindung war schlecht und wurde immer schlechter; die Stimme aus dem Auto wurde von Statik überlagert.
    »Hier unten weht ein verdammter Sandsturm...«, sagte der Fahrer. »Weiß nicht, ob ihr mich hören könnt, aber es ist einfach aus dem Nichts gekommen.«
    »Sag ihm, er soll dort verschwinden«, sagte Rab. »Clark!
    Sag es ihm!«
    »Ja, ich hab's gehört! Fahrer? Weg da! Weg da!«
    »Kann mich jemand hören?« schrie der Mann, und die Frage wurde beinahe vom Heulen des Windes übertönt.
    »Fahrer! Machen Sie, daß Sie da wegkommen!«
    »Kann mich jemand...«
    Anstelle der Frage drangen die Geräusche des Autos, das zu Schaden kam, aus dem Funkgerät, und die Stimme des Fahrers wurde vom Lärm des Unfalls erstickt.
    »Scheiße!« sagte Clark. »Weiß jemand von euch da draußen, wer das war? Oder wo er war?«
    Die anderen Autos schwiegen. Auch wenn sie es wußten, keiner war bereit, zu Hilfe zu kommen. Rab sah zwischen den Bäumen am Wegrand entlang zur Stadt hinunter.
    »Das reicht«, sagte er. »Genug von dieser Scheiße. Ich verschwinde.«
    »Es sind nur noch wir hier«, rief ihm Clark ins Gedächtnis 566
    zurück.
    »Wenn du Verstand hast, verschwindest du auch«, sagte Rab, der an der Krawatte zog, um den Knoten aufzumachen.
    »Ich weiß nicht, was hier vorgeht, aber sollen es die Reichen doch unter sich ausmachen.«
    »Wir sind im Dienst.«
    »Ich hatte gerade Feierabend!« sagte Rab. »Soviel verdiene ich nicht, daß ich diese Scheiße mitmachen müßte! Fang auf!«
    Er warf Clark sein Funkgerät zu. Weißes Rauschen kam
    heraus. »Hörst du das?« sagte er. »Chaos. Und das ist auf dem Weg hierher.«

    Unten in der Stadt bremste Tommy-Ray und betrachtete das Wrack der Limousine. Die Gespenster hatten sie einfach gepackt und umgeworfen. Jetzt zerrten sie den Fahrer vom Sitz. Sie beeilten sich, ihn zu einem der ihren zu machen, falls er es nicht ohnedies schon war; ihre Brutalität zerriß die Uniform in Fetzen und den

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