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Jenseits des Bösen

Jenseits des Bösen

Titel: Jenseits des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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das Ende der Welt berichten? Nur zu, Orson. Die Zuhörer in Amerika warten nur darauf, in Panik zu geraten. Vorerst habe ich Probleme...«
    »Arglistiges Miststück.«
    »Ich bin arglistig! Ich bin arglistig! Hör mir zu, Mr. Hitzkopf Sag-ihnen-die-Wahrheit-oder-stirb-dabei Grillo! Ist dir klar, daß wir hier innerhalb von zwölf Stunden ein wahres
    Touristenparadies haben, wenn Abernethy publik macht, was hier los ist? Freeways in beiden Richtungen blockiert. Wäre das nicht toll für diejenigen, die aus dem Schlund
    herauskommen, hm? Essenszeit!«
    »Scheiße.«
    »Daran hast du nicht gedacht, was? Und wenn wir schon Tacheles reden...«
    Das Telefon brachte sie mitten im Satz zum Schweigen.
    Grillo nahm ab.
    »Nathan?«
    »Abernethy.«
    Grillo sah zu Tesla, die mit dem Rücken zum Fenster stand und ihn böse anfunkelte.
    »Ich werde viel mehr als zwei Spalten brauchen.«
    »Was hat Sie überzeugt?«
    »Sie hatten recht. Eine Menge Leute sind nicht von der Party nach Hause gekommen.«
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    »War es heute morgen schon in den Nachrichten?«
    »Nee. Sie sind am Ball. Ihre Erklärung, was aus ihnen geworden ist, ist natürlich Mist. Die beste Gruselgeschichte, die ich je gehört habe. Aber ein Reißer für die erste Seite.«
    »Ich liefere Ihnen den Rest.«
    »Eine Stunde.«
    »Eine Stunde.«
    Er legte den Hörer auf.
    »Also gut«, sagte er und sah Tesla an. »Angenommen, ich halte die ganze Wahrheit bis Mittag zurück. Was können wir in dieser Zeit tun?«
    »Ich weiß nicht«, gab Tesla zu. »Vielleicht den Jaff finden.«
    »Und was, zum Teufel, kann der tun?«
    » Tun nicht viel. Aber jede Menge ungeschehen machen.«
    Grillo stand auf und ging ins Bad, drehte den Hahn auf und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht.
    »Glaubst du, daß man das Loch schließen kann?« sagte er, als er mit nassem, tropfendem Gesicht wieder hereinkam.
    »Ich sagte doch, ich weiß es nicht. Andere Antworten habe ich nicht, Grillo.«
    »Und was passiert mit den Menschen, die drüben sind? Die McGuire-Zwillinge. Katz. Die anderen.«
    »Wahrscheinlich sind sie sowieso tot«, seufzte sie. »Wir können ihnen nicht helfen.«
    »Leicht gesagt.«
    »Nun, vor ein paar Stunden hat es noch so ausgesehen, als würdest du dich auch gerne hineinstürzen, also solltest du ihnen vielleicht folgen. Ich geb' dir ein Stück Schnur, an dem du dich festhalten kannst.«
    »Schon gut«, sagte Grillo. »Ich habe nicht vergessen, daß du mir das Leben gerettet hast, und ich bin dir sehr dankbar dafür.«
    »Herrgott, ich habe schon ganz andere Fehler gemacht.«
    »Hör zu, es tut mir leid. Ich mache alles falsch. Ich weiß es.
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    Ich sollte einen Plan machen. Ein Held sein. Aber weißt du...
    das bin ich nicht. Ich kann trotz allem nur derselbe alte Grillo sein. Ich kann mich nicht ändern. Ich sehe etwas und will, daß die Welt darüber informiert wird.«
    »Das wird sie«, sagte Tesla rasch. »Das wird sie.«
    »Aber du... du hast dich verändert.«
    Sie nickte. »Da hast du recht«, sagte sie. »Als du Abernethy gesagt hast, er hätte die Geschichte von der
    Wiederauferstehung nicht gedruckt, da habe ich gedacht: Das bin ich. Wiederauferstanden. Und weißt du, warum ich fast ausflippe? Weil ich nicht ausgeflippt bin. Ich bin total cool.
    Mir geht es blendend. Ich gehe in einer verdammten
    Zeitschleife spazieren, Grillo, und es ist...«
    »Wie?«
    »... als wäre ich dafür geboren worden, Grillo. Als könnte ich etwas sein... ach, Scheiße, ich weiß auch nicht.«
    »Sag es. Was immer dir durch den Kopf geht, sag es.«
    »Weißt du, was ein Schamane ist?«
    »Klar«, sagte Grillo. »Medizinmann. Hexendoktor.«
    »Mehr als das«, sagte sie. »Er ist ein Geistheiler. Dringt in die kollektive Psyche ein. Rührt sie um. Ich glaube, die Hauptdarsteller in alledem hier - Kissoon, der Jaff, Fletcher -
    sind Schamanen. Und die Essenz... ist das Traumreich
    Amerikas. Vielleicht der ganzen Welt. Ich habe gesehen, wie diese Männer es versaut haben, Grillo. Sie waren alle auf ihrem eigenen Trip. Nicht einmal Fletcher konnte seine Scheiße zusammenhalten.«
    »Also brauchen wir vielleicht einen Schamanenwechsel«, sagte Grillo.
    »Ja. Warum nicht?« antwortete Tesla. »Schlechter als sie kann ich es auch nicht machen.«
    »Darum willst du es für dich behalten.«
    »Das ist sicher ein Grund, ja. Ich kann es, Grillo. Ich bin verschroben genug, und weißt du, sämtliche Schamanen waren ein 618
    wenig daneben. Alles für alle. Tierisch, pflanzlich und minera-lisch.

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