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Jenseits des Bösen

Jenseits des Bösen

Titel: Jenseits des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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nicht?«
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    »Zufällig ja.«
    »Von wem?«
    »Ist das wichtig?«
    »Zufällig ja«, erwiderte Tesla. »Es gibt solche und solche Quellen. Das wissen Sie auch. Menschen, denen man vertraut, und Menschen, denen man nicht vertraut.«
    »Ich arbeite mit einer Frau namens Norma Paine zusam-
    men«, sagte D'Amour. »Sie gehört zu den Leuten, von denen ich eingangs gesprochen habe. Sie ist am Ball.«
    »Was weiß sie über die Iad?«
    »Erstens«, sagte D'Amour. »Kurz vor Dämmerung ist an der Ostküste etwas passiert, im Traumland. Wissen Sie, warum?«
    »Ich kann es mir denken.«
    »Norma spricht ständig von einem Ort namens Essig.«
    »Essenz«, verbesserte Tesla ihn.
    »Also kennen Sie ihn?«
    »Sie müssen mir keine Fangfragen stellen. Ja, ich kenne ihn.
    Und ich muß unbedingt wissen, was sie über die Iad zu sagen hat.«
    »Daß sie diejenigen sind, die ausbrechen werden. Sie weiß aber nicht, wo. Sie bekommt widersprüchliche Meldungen.«
    »Haben sie irgendwelche Schwächen?« fragte Tesla.
    »Soweit ich weiß nicht.«
    »Wieviel wissen Sie eigentlich über sie? Ich meine, wie wird eine Invasion der Iad sein? Werden sie eine Armee über die Essenz einschiffen? Bekommen wir Maschinen zu sehen,
    Bomben, was? Sollte nicht jemand versuchen, das Pentagon zu informieren?«
    »Das Pentagon ist bereits informiert«, sagte D'Amour.
    »Tatsächlich?«
    »Meine Dame, wir sind nicht die einzigen Menschen, die von den Iad gehört haben. Völker überall auf der Welt haben ihr Ebenbild in ihre Kultur eingebaut. Sie sind der Feind.«
    »Sie meinen, wie der Teufel? Kommt der zu uns herüber?
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    Satan?«
    »Das bezweifle ich. Ich glaube, wir Christen sind immer ein wenig naiv gewesen«, sagte D'Amour. »Ich habe Dämonen kennengelernt, und sie sehen nie so aus, wie man es erwartet.«
    »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen? Dämonen?
    Leibhaftig? In New York?«
    »Hören Sie, für mich hört sich das nicht vernünftiger an als für Sie, meine Dame...«
    »Ich heiße Tesla.«
    »Jedesmal, wenn ich so eine verdammte Ermittlung abgeschlossen habe, denke ich mir: Vielleicht ist das alles gar nicht passiert. Bis zum nächsten Mal. Und dann passiert dieselbe Narretei. Man leugnet die Möglichkeit, bis sie einem fast das Gesicht abbeißt.«
    Tesla dachte an alles, was sie in den vergangenen Tagen gesehen hatte: Terata, Fletchers Tod, die Schleife und Kissoon in der Schleife; die Lix, die sich auf ihrem eigenen Bett geschlängelt hatten; zuletzt Vance' Haus und das Schisma, das sich darin befand. Nichts davon konnte sie leugnen. Sie hatte alles deutlich gesehen. War fast davon getötet worden.
    D'Amours Gerede von Dämonen war nur deshalb so
    schockierend, weil die Wortwahl so archaisch war. Sie glaubte nicht an den Teufel oder die Hölle. Daher war die Vorstellung von Dämonen in New York vollkommen absurd. Aber
    angenommen: Was er Dämonen nannte, waren die Erzeugnisse von Macht korrumpierter Männer, so wie Kissoon? Wesen wie die Lix, die aus Scheiße, Samen und den Herzen von Babys bestanden? An die würde sie glauben, oder nicht?
    »Also gut«, sagte sie. »Wenn Sie es wissen und das Pentagon es weiß, warum ist dann jetzt niemand im Grove, um die Iad aufzuhalten? Wir halten das Fort mit vier Gewehren,
    D'Amour...«
    »Niemand wußte, wo der Durchbruch stattfinden würde. Ich bin sicher, irgendwo existiert eine Akte über den Grove als Ort, 657
    wo es nicht ganz geheuer ist. Aber das ist eine lange, lange Liste.«
    »Also können wir bald mit Hilfe rechnen?«
    »Ich würde sagen, ja. Aber meiner Erfahrung zufolge kommt sie immer zu spät.«
    »Was ist mit Ihnen?«
    »Was ist mit mir?«
    »Könnten Sie helfen?«
    »Ich habe Probleme hier«, sagte D'Amour. »Hier ist die Hölle los. Allein in Manhattan wurden in den letzten acht Stunden einhundertfünfzig Doppelselbstmorde gemeldet.«
    »Liebende?«
    »Ja. Die zum erstenmal miteinander geschlafen haben. Von der Ephemeris träumten und einen Alptraum bekamen.«
    »Mein Gott.«
    »Vielleicht haben sie richtig gehandelt«, sagte D'Amour.
    »Wenigstens haben sie es überstanden.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich glaube, wir vermuten alle, was diese armen Teufel gesehen haben, richtig?«
    Sie erinnerte sich an die Schmerzen, die sie empfunden hatte, als sie gestern abend vom Freeway heruntergefahren war.
    Als würde die Welt in Richtung eines Mauls kippen.
    »Ja«, sagte sie. »Wir vermuten es.«
    »Wir werden in den nächsten Tagen miterleben, wie jede Menge Leute darauf

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