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Jenseits des Bösen

Jenseits des Bösen

Titel: Jenseits des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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ohnehin überspannte Mädchen in die Fänge eines Nervenzusammenbruchs gestürzt. Die Probleme, denen sie sich jetzt gegenübersahen, waren
    dreifacher Natur. Als erstes mußten sie die künftigen Väter finden und wegen ihrer sexuellen Gefügigkeit verklagen. Als zweites mußten sie die Schwangerschaften so schnell und sicher wie möglich abbrechen. Als drittes mußten sie die ganze Sache so geheim wie möglich halten, damit der Ruf der drei Familien nicht ebenso litt wie der der Farrells, die die rechtschaffenen Einwohner des Grove mittlerweile wie Parias behandelten.
    Sie scheiterten bei allen dreien. Im Falle der Väter schon aus dem Grund, weil keines der Mädchen, nicht einmal unter 112
    elterlichem Druck, den Namen des Missetäters preisgeben wollte. Im Falle der Abtreibungen gleichermaßen, weil sich die Kinder standhaft weigerten, sich zu etwas zwingen zu lassen, das zu erreichen sie soviel Mühe und Schweiß gekostet hatte.
    Und zuletzt im Falle der Geheimhaltung, weil solche Skandale das Licht lieben, und daher war lediglich eine indiskrete Arzthelferin erforderlich, damit die Journalisten neuerlichen Spuren von Missetaten nachschnüffelten.

Zwei Tage nach der Elternversammlung platzte die Ge-
    schichte, und Palomo Grove - das von Arleens Enthüllungen erschüttert, aber keineswegs umgeworfen worden war - erhielt einen fast tödlichen Schlag. Die Geschichte des verrückten Mädchens hatte eine interessante Lektüre für UFO-Anhänger und Krebsheilmittel-Fanatiker abgegeben, aber sie war im Grunde genommen ein Einzelfall gewesen. Diese neue
    Entwicklung aber berührte einen empfindlicheren Nerv. Nun hatte man vier Familien, deren ordentliches, behütetes Leben durch eine Verschwörung ihrer eigenen Töchter kaputtgemacht worden war. War eine Art Kult dafür verantwortlich? fragte die Presse. Handelte es sich bei den unbekannten Vätern
    womöglich um ein und dieselbe Person, einen Verführer junger Frauen, dessen geheimgehaltene Identität schon allein mehr als genügend Stoff für Spekulationen bot? Und was war mit der Tochter der Farrells, die als erste den Bund der Jungfrauen, wie sie inzwischen genannt wurden, verpfiffen hatte? War sie zu extremerem Verhalten getrieben worden als ihre
    Freundinnen, weil sie, wie der Chronicle als erster berichtete, unfruchtbar war? Oder hatten die anderen ihre wahren Exzesse nur noch nicht gestanden? Es war eine Geschichte, die endlos weiterging. Sie enthielt alles: Sex, Besessenheit, Familien im Chaos, Kleinstadtintrigen, Sex, Wahnsinn, Sex. Und was noch wichtiger war, es konnte nur noch besser werden.
    Die Presse konnte den Verlauf der Schwangerschaften
    verfolgen. Mit etwas Glück würde ihr eine erstaunliche 113
    Belohnung zuteil werden. Alle Kinder würden als Drillinge zur Welt kommen oder als Schwarze oder als Totgeburten.
    Oh, welche Möglichkeiten!
    114
    III

    Es herrschte Ruhe im Zentrum des Sturms; Ruhe und Stille.
    Die Mädchen hörten das Heulen und die Vorwürfe, die von Eltern, Presse und Altersgenossen gleichermaßen über ihnen ausgeschüttet wurden, aber sie ließen sich nicht davon beeindrucken. Der Prozeß, der im See angefangen hatte, wurde in seiner unweigerlichen Weise fortgesetzt, und sie ließen ihr Denken davon formen, wie sie ihre Körper davon hatten formen lassen und noch ließen. Sie waren so ruhig, wie es der See gewesen war; ihre Oberfläche so ausgeglichen, daß nicht einmal die heftigsten Angriffe auch nur eine Welle erzeugen konnten.
    Und sie suchten während dieser Zeit nicht die gegenseitige Gesellschaft. Ihr Interesse aneinander, wie überhaupt an der Umwelt, schrumpfte auf Null. Sie saßen lediglich zu Hause und wurden runder, während um sie herum die Kontroverse tobte. Doch auch diese ließ, entgegen früheren Erwartungen, im Lauf der Monate nach, und neue Skandale erheischten die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit. Aber das Gleichgewicht des Grove hatte bleibenden Schaden davongetragen. Der Bund der Jungfrauen hatte den Ort im Ventura County auf eine Weise bekannt gemacht, wie man es sich niemals gewünscht hatte, die man aber dessen ungeachtet, da nun einmal
    geschehen, finanziell ausschlachten wollte. Der Grove hatte in diesem Herbst mehr Besucher als seit seiner Gründung
    zusammengenommen, hauptsächlich von Leuten, die damit prahlen wollten, daß sie dort gewesen waren; in Crazyville; der Stadt, wo sich Mädchen auf alles stürzen, das sich bewegte, wenn der Teufel es ihnen befahl. Darüber hinaus fanden weitere

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