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Jenseits des Bösen

Jenseits des Bösen

Titel: Jenseits des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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wegzulocken, bevor das Pack am Ende der Schlange zum Zug kam. Im Falle eines solchen Eingreifens jedoch protestierte sie lautstark und heftig und bat, man möge sie in Ruhe gewähren lassen. Dann zogen sie sich zurück. Manche stellten sich sogar noch einmal in die Schlange.
    Carolyn und Joyce gelang es, ihre Affären für sich zu behalten, aber Arleens Verhalten konnte nicht ewig unentdeckt bleiben. Nachdem sie eine Woche lang das Haus spätabends verlassen hatte und erst im Morgengrauen zurückgekehrt war -
    eine Woche, in der sie auf Fragen nach ihrem Verbleib lediglich mit befremdeten Blicken reagierte, als wüßte sie es selbst nicht genau, beschloß Lawrence Farrell, ihr Vater, ihr zu folgen. Er betrachtete sich als liberalen Vater, aber wenn seine 105
    Prinzessin in schlechte Gesellschaft geriet - möglicherweise Footballspieler oder Hippies -, würde er sich vielleicht verpflichtet fühlen, ihr einen guten Rat zu geben. Sie fuhr wie eine Besessene aus dem Grove hinaus, und er mußte den Fuß auf dem Gaspedal halten, um nur eine angemessene Entfernung beibehalten zu können. Eine oder zwei Meilen vor dem Strand verlor er sie. Er mußte eine Stunde lang die Parkplätze absuchen, bis er das Auto gefunden hatte, das vor dem Slick parkte. Der Ruf dieser Bar war an seine liberalen Ohren gedrungen. Er trat ein und hatte dabei Angst um sein Jackett und die Brieftasche. Drinnen herrschte ein gewaltiges Toben; ein Ring johlender Männer, biersaufende Tiere mit Haaren bis über den Rücken, drängten sich um eine Darbietung am
    anderen Ende der Bar. Arleen war nirgends zu sehen. Er war überzeugt, daß er sich geirrt hatte - wahrscheinlich schlenderte sie nur am Strand entlang und beobachtete die Brandung -, und wollte gerade wieder gehen, als jemand den Namen seiner Prinzessin sang.
    »Arleen! Arleen!«
    Er drehte sich um. Sah sie auch bei der Darbietung zu? Er drängte sich durch die Zuschauermenge. In deren Mitte fand er seine bildhübsche Tochter. Jemand schüttete ihr Bier in den Mund, während er gleichzeitig den Akt mit ihr ausführte, der der Alptraum aller Väter ist, wenn sie an ihre Töchter denken, es sei denn, sie trieben es in ihrer Fantasie selbst mit ihnen.
    Wie sie unter diesem Mann lag, sah sie wie ihre Mutter aus; oder besser gesagt, wie ihre Mutter vor so langer Zeit, als sie ihn noch hatte erregen können. Sie grinste und schlug um sich und war verrückt nach dem Mann auf ihr. Lawrence schrie Arleens Namen und trat nach vorne, um den Hundsfott von ihr zu ziehen. Jemand sagte ihm, er sollte gefälligst warten, bis er an der Reihe war. Er verpaßte dem Mann eine auf den Kiefer, ein Schlag, der den Pisser in die Zuschauer schleuderte, von denen viele die Hosen offen hatten und erigierte Glieder 106
    präsentierten. Der Bursche spie einen Schwall Blut aus und warf sich auf Lawrence, der, während er auf die Knie
    geschlagen wurde, immer wieder beteuerte, daß dies seine Tochter war, seine Tochter... großer Gott, seine Tochter. Er hörte erst auf, als sein Mund keine Worte mehr hervorbringen konnte. Und selbst dann versuchte er noch, zu Arleen zu kriechen und sie mit Prügeln zur Besinnung zu bringen. Aber ihre Bewunderer zerrten ihn einfach hinaus und warfen ihn in den Straßengraben. Dort lag er eine Weile, bis er die Energie aufbrachte, sich zu erheben. Er schleppte sich zum Auto zurück, wo er mehrere Stunden wartete und manchmal weinte, bis Arleen herauskam.
    Seine Blutergüsse und das blutige Hemd schienen sie nicht zu berühren. Als er ihr sagte, daß er gesehen hatte, was sie tat, legte sie den Kopf ein wenig schief, als wüßte sie nicht genau, wovon er sprach. Er befahl ihr, in sein Auto einzusteigen. Sie gehorchte widerspruchslos. Sie fuhren schweigend nach Hause.
    An diesem Tag wurde nichts gesprochen. Sie blieb in ihrem Zimmer und hörte Radio, während Lawrence mit dem Anwalt sprach, ob man das Slick nicht schließen könnte, mit den Polizisten, damit ihre Vergewaltiger zur Rechenschaft gezogen wurden, und mit seinem Psychiater, was er falsch gemacht hatte. An diesem Abend ging sie wieder weg, schon beizeiten, oder versuchte es zumindest. Er stellte sich ihr jedoch vor der Tür in den Weg, und die Vorwürfe, die gestern nacht ungesagt geblieben waren, setzten ein. Sie sah ihn die ganze Zeit nur mit glasigen Augen an. Ihre Gleichgültigkeit erboste ihn. Sie kam nicht mit hinein, als er sie dazu aufforderte, und sagte ihm auch nicht, was ihr Verhalten zu bedeuten hatte. Seine Besorgtheit

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