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Jenseits des Bösen

Jenseits des Bösen

Titel: Jenseits des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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herum beinahe
    halluzinatorisch. Das Geräusch schien den ganzen Wald zu beleben. Es zauberte Bewegung in die Blätter und machte den Sonnenschein heller. Mehr noch: Es veränderte sogar die Richtung der Sonne. In der Stille war das Licht fahl gewesen, sein Ursprung noch tief im Osten. Nach dem Stichwort des Kicherns wurde es nachmittäglich hell und strahlte auf die aufwärts gerichteten Blätter der Bäume herab.
    Buddy glaubte seinen Augen weder, noch mißtraute er
    ihnen; er stand einfach vor der Erscheinung wie vor weiblicher Schönheit: gebannt. Erst als das Lachen zum drittenmal ertönte, bekam er die Richtung mit, aus der es kam, und lief unter dem immer noch strahlenden Lichtschein dorthin.
    Ein paar Meter weiter sah er vor sich Bewegungen zwischen den Bäumen. Nackte Haut. Ein Mädchen, das die Unterwäsche auszog. Hinter ihr stand ein anderes Mädchen, eine faszinierende, attraktive Blondine, die dasselbe tat. Er wußte instinktiv, daß sie nicht real waren, aber er ging dennoch vorsichtig weiter, weil er Angst hatte, er könnte sie erschrecken. Konnte man Illusionen erschrecken? Das wollte er nicht riskieren, besonders nicht, wo es soviel Schönes zu sehen gab. Das blonde Mädchen zog sich als letzte aus. Er zählte drei andere, die bereits in einen See wateten, der am Rande des Greifbaren flackerte. Seine Wellen warfen Lichtspiegelungen über das 147
    Gesicht der Blonden - Arleen nannten sie sie, als sie etwas zum Ufer riefen. Er schlich sich von Baum zu Baum, bis er noch zehn Schritte vom Ufer des Sees entfernt war. Arleen stand mittlerweile bis zu den Schenkeln drinnen. Sie hatte sich gebückt, um Wasser über den Körper zu spritzen, aber dieses Wasser war so gut wie unsichtbar. Die Mädchen, die weiter drinnen waren als sie und bereits schwammen, schienen in der Luft zu schweben.
    Gespenster, dachte er vage; das sind Gespenster. Ich sehe die Vergangenheit, die nochmals vor mir abgespielt wird. Dieser Gedanke trieb ihn aus seinem Versteck. Wenn seine
    Vermutung richtig war, konnten sie jeden Augenblick wieder verschwinden, und er wollte ihre Schönheit in vollen Zügen genießen, bevor das geschah.
    Im Gras, wo er stand, war keine Spur von den
    Kleidungsstücken zu sehen, die sie abgelegt hatten, und keinerlei Anzeichen, daß sie ihn hier stehen sahen, wenn die eine oder andere zum Ufer zurückblickte.
    »Schwimm nicht so weit«, rief eine des Quartetts ihrer Ge-fährtin zu. Diese achtete nicht auf den Rat. Das Mädchen bewegte sich weiter vom Ufer weg und spreizte beim
    Schwimmen die Beine, schloß sie, spreizte sie wieder. Er konnte sich nicht erinnern, daß er, seit den ersten feuchten Träumen seiner Pubertät, etwas dermaßen Erotisches erlebt hatte wie diese Geschöpfe, die in der schimmernden Luft schwebten, wobei das Element, das sie umgab, ihre Umrisse weich zeichnete, aber nicht so sehr, daß er nicht jede kleinste Einzelheit hätte erkennen können.
    »Warm!« rief die Abenteuerlustige, die ein gutes Stück von ihm entfernt Wasser trat. »Es ist warm hier draußen!«
    »Machst du Witze?«
    »Komm doch selber her!«
    Ihre Worte inspirierten Buddy noch mehr. Er hatte soviel gesehen. Wagte er es auch, jetzt zu berühren? Wenn sie ihn nicht 148
    sehen konnten - und das war offensichtlich -, konnte es da schaden, wenn er so nahe zu ihnen ging, daß er ihnen mit der Hand über den Rücken streichen konnte?
    Das Wasser gab kein Geräusch von sich, als er in den See trat; und er spürte auch keine Berührung an Knöcheln und Schienbeinen, als er weiter hineinwatete. Aber Arleen trug es ausgezeichnet. Sie schwebte an der Oberfläche des Sees, das Haar trieb um ihren Kopf, und ihre Schwimmstöße entfernten sie weiter von ihm. Er folgte ihr, und da das Wasser ihm keinen Widerstand entgegensetzte, hatte er die Entfernung zwischen sich und dem Mädchen innerhalb von Sekunden zurückgelegt.
    Er hatte die Arme ausgestreckt und nur Augen für ihre rosa Schamlippen, während sie sich mit Schwimmbewegungen
    weiter entfernte.
    Die Abenteuerlustige rief etwas, aber er achtete nicht auf ihre Aufregung. Er konnte nur noch daran denken, Arleen anzufassen. Sie mit der Hand zu berühren, ohne daß sie Einwände erhob, sondern einfach weiterschwamm, während er mit ihr machte, was er wollte. In seiner Hast blieb er mit dem Fuß an etwas hängen. Er fiel, das Gesicht voraus, während er die Hände noch nach dem Mädchen ausgestreckt hatte. Der Aufprall brachte ihn wieder soweit zur Vernunft, daß er die Schreie aus

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