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Jenseits des Bösen

Jenseits des Bösen

Titel: Jenseits des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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gemacht, Lou. Weißt du das? Nicht einmal. Alles andere. Alles.
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    Aber darüber nicht!«
    »Früher oder später muß man sich ihm stellen.«
    »Dann später.«
    »O. K., ich habe hier ein Gesundheitsprogramm für dich erstellt. Diät; Übungen; Training. Ich will dir aber gleich sagen, Buddy, es wird keine angenehme Lektüre werden!«
    »Irgendwo habe ich mal gehört: Wer lacht, lebt länger.«
    »Zeig mir, wo steht, daß Komiker ewig leben, dann zeige ich dir ein Grab mit einer Narrenkappe darauf.«
    »Ja. Wann soll ich anfangen?«
    »Heute. Wirf den Whiskey und die Süßigkeiten weg und versuch ab und zu einmal, in deinem Pool zu schwimmen.«
    »Der muß gereinigt werden.«
    »Dann laß ihn reinigen.«
    Das war der einfache Teil. Buddy ließ Helen beim Pool-Service anrufen, sobald er zu Hause war, und die schickten am nächsten Tag jemanden vorbei. Das Gesundheitsprogramm erwies sich, wie Tharp gesagt hatte, als härterer Brocken; aber wenn seine Willenskraft nachließ, dann dachte er daran, wie er morgens manchmal im Spiegel aussah, und an die Tatsache, daß er seinen Schwanz nur noch sehen konnte, wenn er den Bauch so heftig einzog, daß es weh tat. Wenn die Eitelkeit nichts mehr half, dachte er an den Tod, aber nur als allerletzte Möglichkeit.
    Er war stets ein Frühaufsteher gewesen, daher fiel ihm das morgendliche Aufstehen nicht schwer. Die Gehwege waren verlassen, und er lief häufig - so wie heute - den Hügel hinunter und durch East Grove in den Wald, wo der Boden den Füßen nicht so weh tat wie der Beton und sein Atem von Vogelzwitschern untermalt wurde. An solchen Tagen war der Weg immer eine Einbahnstraße; er ließ Jose Luis die
    Limousine den Hügel hinunterfahren und mit Handtüchern und Eistee im Wagen an der Stelle warten, wo er aus dem Wald herauskam. Dann legten sie den Weg nach Coney Eye, wie er 145
    sein Haus getauft hatte, auf die einfache Weise zurück: fahrend. Gesundheit war eines; Masochismus, zumindest in der Öffentlichkeit, wieder etwas anderes.
    Das Laufen hatte noch andere Vorteile, außer dem, daß es seinen Bauch straffte. Er hatte eine Stunde Zeit, über alles nachzudenken, was ihm durch den Kopf ging. Heute dachte er unweigerlich an Rochelle. Die Scheidung würde diese Woche rechtsgültig werden, und damit gehörte seine sechste Ehe der Vergangenheit an. Von den sechs war sie die zweitkürzeste.
    Die kürzeste war seine Sechsundvierzig-Tage-Ehe mit Shashi gewesen; sie hatte mit einem Schuß geendet, der so dicht an seinen Eiern vorbeigegangen war, daß ihm heute noch der kalte Schweiß ausbrach, wenn er nur daran dachte. Nicht, daß er in dem Jahr, das sie verheiratet waren, mehr als einen Monat mit Rochelle verbracht hatte. Nach den Flitterwochen und ihren wenigen Überraschungen hatte sie sich nach Fort Worth zurückgezogen und ihre Alimente ausgerechnet. Sie hatten von Anfang an nicht zueinander gepaßt. Das hätte ihm schon klar sein müssen, als sie zum erstenmal nicht über seine Witze gelacht hatte, und das war nebenbei auch das erstemal gewesen, daß sie seine Witze überhaupt gehört hatte. Doch sie war von allen seinen Frauen körperlich die attraktivste gewesen. Ihre Miene war aus Stein, aber der Bildhauer war ein Genie gewesen. Er dachte an ihr Gesicht, als er vom Gehweg herunter in den Wald lief. Vielleicht sollte er sie anrufen; sie bitten, zu einem letzten Versuch nach Coney zurückzukommen. Das hatte er schon einmal gemacht, bei Diane, und sie hatten die besten zwei Monate ihrer gemeinsamen Jahre miteinander verbracht, bevor alte Abneigungen wieder die Oberhand gewonnen hatten. Aber das war Diane gewesen; dies war Rochelle. Es war sinnlos, Verhaltensmuster von einer Frau auf eine andere zu projizieren. Sie waren alle so wunderbar verschieden. Im Vergleich dazu waren Männer ein langweiliger Haufen: tumb und einfallslos. Beim nächstenmal wollte er als 146
    Lesbe auf die Welt kommen.
    Er hörte Gelächter in der Ferne; zweifellos das Kichern junger Mädchen. Ein seltsamer Laut so früh am Morgen. Er blieb stehen und lauschte, aber plötzlich war kein Laut mehr zu hören, nicht einmal Vogelzwitschern. Nur innere Geräusche konnte er hören: die angestrengten Funktionen seines Körpers.
    Hatte er sich das Lachen nur eingebildet? Das war gut möglich; immerhin dachte er ausschließlich an Frauen. Doch als er sich gerade abwenden und das Dickicht wieder seiner Stille überlassen wollte, hörte er das Kichern wieder; gleichzeitig veränderte sich die Szene um ihn

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