Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman
erkundigte sich Erin. Ihr schwante nichts Gutes.
»Er hat andauernd irgendwas umgenietet. Ich weiß, Sie denken, das ist hier draußen ziemlich unwahrscheinlich, aber glauben Sie es nur, es ist möglich.«
»Was hat er denn angefahren? Kängurus?« Allein bei der Vorstellung gruselte es sie.
»Sicher auch«, sagte Will. »Von Tieren und anderen Autos abgesehen waren da noch Zäune, Mülltonnen, Felsen, Grabsteine und eine Wäscheleine. Einmal hat er sogar ein ganzes Haus zum Einsturz gebracht.«
»Ein Haus!« Erin fragte sich, ob Will wohl übertrieb.
»Doch, doch. Zum Glück waren die Kenricks gerade auf dem Weg nach Adelaide, zur Hochzeit ihres Sohnes. Kaum einen Tag weg, da pflügt Mick geradewegs durch das Haus und richtet einen Totalschaden an. Mick hatte den Fund seines bisher besten Opalsgefeiert und drei Tage lang ohne Unterbrechung durchgesoffen. Sein Pech war, dass der Erlös aus dem Opalverkauf für den Kauf der Materialien, die zum Neubau von Sid und Beryl Kenricks Haus gebraucht wurden, draufgegangen ist. Die ganze Stadt kam zusammen und hat es wieder aufgebaut, ehe die zwei zurück waren.«
»Ein Glück, dass die Kenricks gerade weg waren. Aber das Auto war doch sicher kaputt, oder?«
»Das sollte man meinen, tatsächlich hat das Auto die Sache fast unbeschadet überlebt. Das Haus war aus Asbestfaserzement gebaut, das leistet solidem Metall keinen ernsthaften Widerstand. Ich würde mir eher Sorgen darüber machen, dass Mick den Motor oft die ganze Nacht hat laufen lassen, wenn er am Steuer eingeschlafen ist. Und jetzt verstehen Sie wohl, weshalb ich für die Zuverlässigkeit des Autos nicht garantieren möchte. Ich bin bloß froh, dass Mick von der Straße runter ist, so ist es hier sicherer für alle.« Es gab ihm einen Stich, dass Erin sich solche Sorgen um Jonathan und Marlee machte.
Bill Smithson führte den Film aus dem Heck eines Vans vor, auf dessen Seite in bunten Lettern die Aufschrift Bill und Barbys Open-Air-Kino prangte. Die Hecktüren standen weit offen, und drinnen brannte eine Petroleumlampe, sodass Bill besser mit Projektor und Filmrolle hantieren konnte.
Während Bill seine Vorbereitungen traf, unterhielten sich die Zuschauer aufgeregt. Vor Erin und Will saßen zwei Männer, die lebhaft den Bau eines Golfplatzes diskutierten. Ungläubig schaute Erin Will an. Ob sie sich verhört hatte?
»Ein Golfplatz, hier draußen?«, staunte sie. »Wie kann man denn ohne einen einzigen Grashalm Golf spielen?«
Einer der Männer hatte ihre Bemerkung wohl gehört und drehte sich um. Aus der Hosentasche zog er ein quadratisches Stück grünen Teppichboden. »Gras brauchen wir nicht«, erklärte er aufgeregt. »Abschlagen können wir von dem hier.«
Erin lachte. »Das meinen Sie nicht im Ernst, oder?«
»Glauben Sie mir, Des macht keine Witze«, teilte Will ihrmit. »Seit mindestens zwei Jahren spricht er über den Golfplatz, und ich glaube, er ist fest entschlossen, sich von der Idee nicht abbringen zu lassen. Des McCarthy, das ist Erin Forsyth, eine Opalhändlerin.«
»Noch vor Jahresende spielen wir Golf auf unserem eigenen Platz, Miss Forsyth«, erklärte Des beharrlich und gab Erin die Hand. »Und Sie, Constable Spender, werden doch sicher auch Mitglied im Coober Pedy Golfclub, oder?«
»Einen Satz Schläger habe ich mir schon gekauft«, antwortete Will.
Des strahlte, unter seinem buschigen Bart war sein Mund kaum zu sehen. »Auch Sie sind herzlich eingeladen, unserem Club beizutreten, kleine Lady. Die Damen schließen wir nicht aus.«
»Aber hier ist es doch viel zu heiß zum Golfspielen«, protestierte Erin. Sie war sicher, dass die Männer sie nur zum Narren hielten.
»Für den Sommer haben wir schon einen Ausweichplan. Abschlag erfolgt bei Sonnenuntergang, gespielt wird dann im Mondschein«, erklärte Des zuversichtlich. »Die weißen Golfbälle wird man im Mondlicht gut erkennen.«
Erin begriff, dass es Des tatsächlich ernst war. »Ich glaube kaum, dass das klappen wird«, sagte sie dennoch. Bei der Vorstellung, dass die Männer die halbe Nacht damit verbringen würden, im Staub nach den weißen Bällen zu suchen, hätte sie beinahe laut aufgelacht.
Von Zweiflern und Kritikern ließ Des sich aber offensichtlich nicht aus dem Konzept bringen. »Wir haben es ausprobiert, und es klappt einwandfrei. Denken Sie an meine Worte, der Coober Pedy Golfplatz wird einer der bemerkenswertesten der Welt sein.«
»Also, davon bin ich auf jeden Fall überzeugt«, sagte Erin. Sie musste
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