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Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Titel: Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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malte, und er hatte auf Bradleys Anwesenheit in der Galerie bestanden. Auch das Gemälde selbst war mit einem riesigen Tuch abgehängt, was bei Passanten und Kunden der Galerie Spekulationen auslöste.
    »Danke euch beiden, dass ihr euch so zurückgehalten habt und bereit wart, das Bild nicht vor der Fertigstellung anzuschauen«, sagte Bradley. Er warf Erin einen Blick zu. »Ich weiß, das war besonders für dich schwer, da du doch so neugierig bist.«
    »Ist das die höfliche Art zu sagen, dass ich meine Nase überall reinstecken will, kleiner Bruder?«
    »So habe ich das nicht gemeint.« Bradley grinste.
    »Ich gebe zu, ich musste meine ganze Willenskraft aufbringen, um nicht mal kurz zu schauen«, gestand Erin. »Aber ich habe versprochen, dass ich das nicht tun würde, und ich habe mein Versprechen gehalten.«
    »Den Künstler würde ich nun allerdings gern mal kennenlernen«, sagte Gareth zu Bradley. »Besteht die Aussicht, dass du das vor der Ausstellungseröffnung arrangieren kannst?«
    »Also eigentlich, Dad, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er zur Ausstellung kommen wird«, erwiderte Bradley.
    »Wie wundervoll!«, rief Gareth.
    »Ich habe überwältigende Reaktionen auf die Ankündigung der Ausstellung bekommen«, erzählte Erin. »Alle sind schon ganz aufgeregt. Ich wage die Vorhersage, dass die Ausstellung ein phänomenaler Erfolg wird.«
    »Ich fürchte, die Galerie ist gar nicht groß genug, um all die Leute zu fassen, die kommen wollen«, sagte Gareth. »Das werden wir zum ersten Mal erleben.«
    »Ich hatte schon befürchtet, die Publicity würde den Künstler abschrecken. Aber wenn du sagst, er kommt zur Eröffnung … Das ist wirklich großartig.« Erin lächelte.
    »Wie gesagt, er hatte kein Vertrauen in sein künstlerisches Talent. Deshalb hat er seine Identität geheim gehalten. Vielleicht ändert sich das ja durch die Ausstellung.«
    »Da bin ich mir ganz sicher.«
    Am Freitagabend um sechs Uhr war Bradley mit Albert in der Galerie verabredet. Erin und Gareth warteten mit einer Flasche Champagner.
    Gareth hatte gehofft, Bradley würde den Künstler schon mitbringen, und er war enttäuscht, als er nicht erschien.
    »So, da wäre nun das Werk«, sagte Bradley und zog das riesige Tuch weg, das das Wandgemälde verdeckt hatte.
    Gareth, Erin und Albert starrten auf das Bild, doch keiner von ihnen sagte etwas.
    Eine Weile musterte Bradley die Gesichter der anderen. »Also«, sagte er. »Würde jemand bitte endlich etwas sagen! Ich sterbe vor Neugier.«
    »Mir … mir fehlen die Worte. Es ist … es ist einfach unglaublich, Junge«, sagte Gareth und betrachtete ehrfürchtig die Wand.
    »Ganz und gar wunderbar«, fügte Erin hinzu. »Der Künstlerhat die Atmosphäre der Opalfelder von Coober Pedy eingefangen, als wäre er selbst da gewesen. Ich fasse es nicht.«
    »Wirklich?«, fragte Bradley aufgeregt. Er hatte sich noch einmal mit Jonathan getroffen und an seinen Lippen gehangen, als der ihm von den Opalfeldern erzählt hatte, und er hatte so viele Fragen gestellt, bis er vor seinem geistigen Auge ein lebhaftes Bild hatte.
    »Ich komme mir vor, als wäre ich wieder dort«, flüsterte Erin. Sie dachte daran, wie sie mit ihrem Onkel zwischen den Lagerplätzen umhergegangen war und wie er mit den Minenarbeitern geredet hatte. »Ich rieche fast den umherwehenden Staub und das brutzelnde Fleisch über den Lagerfeuern. Ich spüre sogar die Hitze.«
    Der Sonnenuntergang vor dem weiten Himmel war in warmen Rot- und Goldtönen gehalten. Überall auf dem Feld sah man die Gesteinshaufen neben den Schächten und die kleinen Zelte der Minenarbeiter. Ein einsamer Mann saß an seinem Lagerfeuer. Er trug ein offenes, kurzärmliges Hemd und eine Moleskinhose. Das Kochgeschirr – eine Blechbüchse gefüllt mit dampfendem Tee – hing über den rot glühenden Flammen. In einer Hand hielt der Minenarbeiter einen Becher, in der anderen ein Stück Opal. Er begutachtete erschöpft seinen Fund. Sein sonnengebräuntes bärtiges Gesicht war schmutzig, die Stiefel waren abgetragen und staubig. Aber da glomm ein Funken Hoffnung in seinen Augen.
    »Wie schade, dass wir die Wand nicht auch verkaufen können«, sagte Albert. »Die würde uns ein kleines Vermögen einbringen.«
    Gareth ließ den Korken knallen und füllte vier Gläser mit Champagner. »Ich wünschte, der Künstler wäre hier und könnte mit uns anstoßen. Lasst uns auf die beste Ausstellung, die die Galerie Forsyth je auf die Beine gestellt hat, trinken.«

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