Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman
Sie hoben die Gläser. »Auf den Erfolg«, sagten sie im Chor.
Am Samstag kamen Jonathan und Marlee schon früh in die Galerie. Erin konnte ihre Freude kaum verbergen. Gareth, Bradley und Albert kamen aus dem Staunen nicht heraus, als Jonathanden Olympic Australis hervorholte und ihnen den Stein zeigte. Zwei stämmige Wachposten stellten sich auf jeweils eine Seite des Podests, auf dem der Opal ausgestellt werden sollte.
»Lassen Sie dieses wertvolle Stück keine Sekunde aus den Augen«, wies Gareth die Männer an, als er den Stein auf das Podest legte. »Sollte er verschwinden, ist Ihr Leben keinen Pfifferling mehr wert«, fügte er scherzhaft hinzu.
»Ich habe einen wertlosen Stein in den Teddy gesteckt, damit Marlee sich nicht wundert, warum ihr Gula auf einmal so leicht ist«, flüsterte Jonathan Erin zu.
Um zwei Uhr nachmittags wurde die Ausstellung eröffnet. Innerhalb kurzer Zeit drängten sich zweihundertfünfzig Menschen in der Galerie. Viele standen draußen und warteten darauf, hereingelassen zu werden. Alle wollten den größten je gefundenen Opal fotografieren. Das Podest war vom übrigen Galerieraum durch ein Seil getrennt, damit niemand den Stein berühren konnte. Viele erkundigten sich nach dem Künstler, der das Wandgemälde geschaffen hatte.
Gareth hielt eine Rede und teilte den versammelten Besuchern mit, dass der Schöpfer des Wandgemäldes auch der Künstler sei, dessen Werke in der Galerie an den Wänden hingen. Was dann geschah, kam für alle völlig unerwartet. Ein hektisches Feilschen um die Bilder begann, und innerhalb von Minuten verkaufte sich jedes einzelne Werk für weit mehr als den vorgeschlagenen Preis. Bestellungen für weitere Bilder wurden aufgegeben.
»Ist der Künstler schon hier, Bradley?«, fragte Gareth aufgeregt. »Er sollte seinen Erfolg wirklich miterleben.«
Bradley führte seinen Vater in Richtung Lagerraum.
»Hat er sich da drin versteckt?«, fragte Gareth.
»Nein, er ist hier, Dad«, sagte Bradley zu seinem Vater.
»Wo denn?«, fragte Gareth und sah sich im Menschengedränge um. »Sag jetzt nicht, dass er beschlossen hat, doch weiter anonym zu bleiben. Ich würde ihn wirklich gern kennenlernen.«
»Das wirst du jetzt auch«, sagte Bradley. Er holte tief Luft und streckte seinem Vater die Hand hin.
Gareth schaute auf Bradleys Hand. Dann sah er seinen Sohn an. »Ich verstehe nicht«, sagte er.
»Ich bin der Künstler, Dad«, erklärte Bradley.
»Bradley! Jetzt ist nicht die rechte Zeit für Scherze, wirklich nicht.«
»Das ist kein Scherz, Dad«, erwiderte Bradley gekränkt. »Ich habe das Wandgemälde geschaffen und auch die anderen Bilder.«
Gareth runzelte die Stirn und bemühte sich, den Sinn von dem zu erfassen, was sein Sohn ihm da gerade sagte. »Aber du malst doch gar nicht, Bradley.« Er wusste, dass Bradley als Junge seiner Mutter beim Malen zugesehen hatte, doch das hatte vor langer Zeit schon aufgehört.
»Doch, Dad. Ich habe das Wandgemälde gemacht und alles, was du hier ausstellst.«
Einen Moment lang war Gareth sprachlos. »Wieso … wieso hast du uns denn nicht erzählt, dass du malst?«
»Weil ich dachte, ich hätte kein richtiges Talent. Jedenfalls keins, das sich mit Moms Begabung vergleichen ließe.«
Gareth war vollkommen verblüfft. »Du hast gedacht …« Es dauerte eine Weile, ehe er das Ganze endlich begriff. »Wo hast du denn gearbeitet?« Er konnte kaum glauben, dass er nichts davon geahnt hatte, dass sein Sohn malte. Es war einfach nicht zu fassen.
»In Moms Atelier im Dachgeschoss.« Bradley hatte gewusst, dass er dort ungestört war, weil Gareth seit Janes Tod keinen Fuß mehr in ihr Atelier gesetzt hatte. Er hatte behauptet, es sei zu schmerzlich für ihn. »Ich stehe in aller Frühe auf und male. Manchmal male ich auch in der Nacht, wenn ihr schlaft. Da Acrylfarben kaum riechen, habt ihr nichts bemerkt. Sie sind in Amerika schon seit Längerem populär, ich habe sie mir von dort schicken lassen. Ich habe auch tagsüber zwischen den Lieferarbeiten, die ich für Phil erledige, etwas Zeit zum Arbeiten gehabt. Und du warst in den letzten Monaten ja beschäftigt mit …«
»… mit Lauren«, beendete Gareth schuldbewusst Bradleys Satz. Jetzt verstand er. »Dann hast du mich also wieder belogen. Das scheint allmählich eine Gewohnheit von dir zu werden.«
»Ja, ich weiß. Ich gebe dir mein Ehrenwort, dass es das letzte Mal ist. Hätten Albert meine Bilder nicht gefallen, hätte ich keinem etwas davon erzählt. Ich
Weitere Kostenlose Bücher