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Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Titel: Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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so vernünftig und sind auf der Plattform geblieben, sonst wären Sie jetzt auch total zerstochen. Mick, der dumme Hund, hat außerdem einen Sonnenbrand.«
    Erin und Cornelius warfen sich einen Blick zu, dankbar, dass sie von den Ameisen nicht schon eher gewusst hatten.
    »Wenn dieser Mick auf dem Friedhof eingeschlafen und dann nach Hause gegangen ist, woher wissen Sie dann, dass wir hier sind?«, erkundigte sich Cornelius.
    »Davo kennt Mick gut. Also dachte er sich, er schaut mal nach, ob Mick mir auch wirklich Bescheid gesagt hat. Er fand ihn in einem fürchterlichen Zustand vor. Also holte er den Doktor für ihn und funkte mich dann selbst an. Nun bin ich hier, ich hab allerdings Ihre Namen nicht behalten, ich hab ein entsetzliches Namensgedächtnis.«
    »Ich bin Cornelius Wilder, und das ist meine Nichte Erin Forsyth.«
    Cornelius begriff, dass sie beide wirklich großes Glück gehabt hatten, dass Willy sich noch vor Anbruch der Nacht auf die Suche nach ihnen gemacht hatte.
    »Nichte …«, sagte Willy und musterte Erin überrascht. Ziemlich sanfte Stimme für ein männliches Wesen, hatte er zuvor gedacht, dann jedoch den Schluss gezogen, dass sie wohl ein junger Mann war, bei dem der Stimmbruch nicht eingesetzt hatte. »Freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen«, fügte er hinzu. »Und jetzt mal rauf mit Ihnen auf die Mädels. Dann können wir los.«
    Er griff nach ihren Koffern, nachdem Cornelius eine warme Jacke für sich und eine für Erin herausgeholt hatte, und trug sie zu dem vierten Kamel. Das Tier grummelte, als er näher kam, und wollte beißen. Willy fluchte, schaffte es dann aber, das Gepäck auf dem Höcker festzubinden.
    Erin sah erst ihren Onkel, dann Willy an. »Sie erwarten doch nicht, dass wir … dass wir auf diesen Bestien reiten, oder?« Den Gedanken allein fand sie furchterregend.
    »Nicht, wenn Sie auf dreißig Meilen Fußmarsch Lust haben.«
    »Oh, das habe ich natürlich nicht. Ich war nur davon ausgegangen, dass wir mit einem Wagen in die Stadt gebracht würden«, erwiderte Erin.
    »Meine Kamele sind die besten Transportmittel weit und breit. ›Wüstenschiffe‹ nennt man die Tiere hier. Den Ausdruck haben Sie doch wohl schon gehört, was?« Willy lachte.
    Erin war nicht zum Lachen zumute. Sie fühlte sich ganz elend. Und plötzlich sackten die Beine unter ihr weg.

9
    Sie waren schon zwei Stunden unterwegs, als Erin sich auf dem Kamel langsam zu entspannen begann. Als sie sich von ihrer Beinaheohnmacht erholt und ihrem Onkel versichert hatte, es gebe keinen Grund zur Aufregung, war sie in den Sattel gehoben worden. Willy hatte ihr erklärt, wie sie sich verhalten sollte, wenn das Tier aufstand, aber sie war von den grummelnden Klagelauten abgelenkt gewesen und wäre fast heruntergefallen, als das Kamel unerwartet zuerst die Hinterbeine streckte.
    Nach diesem Vorfall hatte Erin sich so krampfhaft an den Sattel geklammert, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten. Es dauerte nicht lange, und sie war seekrank von dem Geschaukel.Nachdem sie sich einmal daran gewöhnt hatte, genoss sie den Ritt jedoch.
    Der Anblick des nächtlichen Himmels war atemberaubend. Er war mit Myriaden von Sternen übersät, Erin hatte noch nie so etwas gesehen. Ungewollt stieß sie einen Seufzer der Bewunderung aus.
    »Der Himmel ist unglaublich, nicht?«, bemerkte Willy. »Ursprünglich komme ich aus Swansea in Wales, wie Sie ja wahrscheinlich bereits an meinem Akzent gemerkt haben, aber ich lebe schon zwanzig Jahre in Australien. Ich liebe Wales, der Himmel ist allerdings am schönsten in der südlichen Hemisphäre. Aus der ganzen Welt kommen Astronomen ins australische Outback, um die Sterne zu beobachten. Viele von ihnen habe ich an entlegene Orte gebracht, wo sie ihr Lager aufschlugen und manchmal mehrere Monate blieben.«
    »Mehrere Monate?«, rief Erin ungläubig.
    Im Mondlicht konnte man kleine Akazienwäldchen erkennen, ab und zu hüpfte ein Känguru zwischen den Sträuchern hervor,ohne sich um die kleine Karawane zu kümmern. Emus stolzierten durchs Gras. Cornelius erklärte, dass man es Spinifex nannte und dass die großen Laufvögel die gelblich braunen Halme als Versteck für ihre flauschigen Küken nutzten.
    Erin genoss die kühle Nachtluft auf ihrem Gesicht. Ihr Onkel drängte sie immer wieder zu trinken. Er behauptete, sie habe einen Schwächeanfall bekommen, weil ihr Körper ausgetrocknet gewesen sei. Erin dagegen war sich sicher, dass sie nur Angst vor dem Ritt gehabt hatte. Cornelius

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