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Jenseits des Nils: Roman (German Edition)

Jenseits des Nils: Roman (German Edition)

Titel: Jenseits des Nils: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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hier, um ein größeres Blutvergießen zu verhindern. Vor allem unter europäischen Zivilisten. Eine gute Sache, finde ich.«
    Stephen sah ihn zweifelnd an. »Und dafür gleich ein solcher Aufmarsch, mit einem Heer wie für einen ganzen Krieg?« Er schüttelte den Kopf und nippte an seinem Glas. »Ist ja schon reichlich übertrieben.«
    »Geld«, kam Roystons trockene Antwort, und wie zur Bekräftigung kippte er die Hälfte seines Scotchs in sich hinein und bleckte mit einem genießerischen Laut die Zähne. »Geld und Macht. Darum geht es letztlich doch immer.«
    Ein Vasall des riesigen, machtvollen Osmanischen Reichs, wurde Ägypten von einem Vizekönig von Konstantinopels Gnaden regiert, dem Sultan gegenüber tributpflichtig – und dieser Tribut war mittlerweile doppelt so hoch wie zuvor, nachdem er den Titel des Khediven führen und an seine Söhne und deren Söhne weitervererben durfte.
    Begierig danach, ein Herrscher nach westlichem Vorbild zu sein, hatte der vorige Khedive Ismail das Geld mit vollen Händen ausgegeben: nicht nur für den Eisenbahnbau, für ein Geflecht von Telegraphenlinien und ein Netz für den Postverkehr, für Kanäle und Brücken, die Ägypten den Fortschritt bringen und das Land in die Moderne führen sollten. Sondern auch für ein Opernhaus und ein Theater in Cairo, ein halbes Dutzend neuer Paläste für sich, seine Heerscharen an Sklaven und seinen Harem, vollgestopft mit kostspieligen französischen Möbeln, mit erlesenen Kunstwerken und Juwelen und um standesgemäß durch die halbe Welt zu reisen; teure Geschenke an den Sultan in Konstantinopel, wie eine elegante Jacht und einen diamantenbesetzten Teller, nicht mit eingerechnet. Ein aufwändiger Feldzug gegen den Nachbarn Abessinien, die Kosten der Beteiligung am Bau des Suez-Kanals und der Zusammenbruch des bislang für das Land so einträglichen Baumwollhandels hatten Ägypten schließlich in den Ruin getrieben. Zu der Zeit, als Private Jeremy Danvers in seinem zweiten Jahr in Limerick seinen eintönigen Dienst versah und davon träumte, nach Sandhurst zu gehen, jeden Penny seines Soldes dafür auf die Seite legte, schuldete der Khedive – und damit ganz Ägypten – seinen Gläubigern ungeheuerliche einhundert Millionen Pfund Sterling.
    »Es steckt massig viel britisches Kapital hier in Ägypten«, fuhr Royston fort. »Von Banken und Geschäftsleuten und der Krone. Nicht auszudenken, wenn das morgen futsch wäre und England obendrein kein Wörtchen mehr im Land mitzureden hätte.«
    »Vergesst nicht den Suez-Kanal«, warf Jeremy ein. »Es brächte erhebliche Schwierigkeiten für unser Empire mit sich, wenn es diesen direkten und schnellen Seeweg nach Indien und nach Australien und Neuseeland plötzlich nicht mehr gäbe. Stellt euch doch mal vor«, er hielt nickend sein Glas hin, als Royston mit fragend hochgezogenen Augenbrauen die Flasche hob, »Arabi und seine Männer gewinnen die Oberhand und kontrollieren den Kanal und bestimmen darüber, wer ihn nutzen darf und wernicht. Oder zu welchem Preis.« Er trank einen Schluck. »Wenn ihr mich fragt, sind wir genau deshalb hier: um das zu verhindern. Aus für England ganz eigennützigen Gründen.«
    Als die Gläubiger Ägyptens, darunter zahlreiche ausländische Banken, damit drohten, den auch für Ägypten so wichtigen Kanal zu beschlagnahmen, griff Großbritannien ein und erwarb die Anteile Ägyptens an den Suez-Aktien, wurde somit neben Frankreich zum Eigentümer des Seewegs. Beide Mächte nahmen das bankrotte Land unter Finanzaufsicht, stellten schließlich sogar zwei Minister der Regierung. Für die unter der Steuerlast, die ihr der Khedive zur Sanierung seines Haushalts aufgebürdet hatte, ächzende Bevölkerung eine nicht hinnehmbare Sache, und nachdem Khedive Ismail abgesetzt worden war, wurde sein Sohn und Nachfolger Tawfiq mit Misstrauen beäugt und als Marionette in den Händen der Europäer betrachtet. Die Geschicke ihres Landes von Fremden gelenkt zu wissen, deren Ahnen noch in Höhlen gehaust hatten, während man in Ägypten Abu Simbel errichtete, Memphis, Theben und Karnak und die Pyramiden, das stand im Widerstreit zu dem Stolz darauf, Nachfahren einer solch großartigen Kultur zu sein, und brachte die Volksseele zum Kochen.
    »Und wenn Arabi den Kanal einfach zerstört?«, wandte Simon ein.
    »Wird er nicht«, entgegnete Leonard heiter. »Damit würde er sich ja selbst das Wasser abgraben.« Er grinste. »Im wahrsten Sinne des Wortes.«
    »Vor allem könnte er von

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