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Jenseits des Spiegels

Jenseits des Spiegels

Titel: Jenseits des Spiegels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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zählen, oder muss ich zu anderen Mitteln greifen?“
    Was das für Mittel waren, ließ er offen, doch ich horchte auf, und im meinem Kopf begann es zu arbeiten. Mit was konnte Anwar Kaj drohen, und was wollte er eigentlich von ihr? Er sprach von den Wilden, damit konnte er nur die Lykaner meinen. Sollte es hier um die verschwundenen Werwölfe gehen? Mein Herz schlug bei dem Gedanken schneller.
    „Ich werde sehen, was ich machen kann“, gab sie sich mir schwerer Stimme geschlagen.
    „Sehr schön. Dann werde ich hoffentlich bald genug Belege haben die ich dem Rat vorlegen kann.“ Er bewegte sich durch den Raum. Ich konnte genau hören welchen Weg er nahm, und mir blieb fast das Herz in der Brust stehen, als seine Beine vor dem Schreibtisch auftauchten. „Ich werde dafür sorgen, dass er nicht länger die Augen vor Tatsachen verschließen kann, und du wirst mir dabei helfen.“
    Nein,
dachte ich betrübt, hier ging es nicht um die verschollenen Lykaner, sondern um den Codex. Hieß das, dass Kaj Anwar helfen wollte die Wölfe aus dem Bündnis auszuschließen? Na gut, von
wollen
konnte hier nicht wirklich die Rede sein, aber ich musste doch klar sein, was es auch für sie bedeutete, wenn sie ihm – wie auch immer – bei seinem Vorhaben unter die Arme griff.
    „Natürlich werde ich das.“
    Kajs Worte klangen weniger wie „Aber gerne doch“ als viel mehr wie „Als wenn ich die Wahl hätte“, oder „begegne mir bei Dunkelheit, dann hat dein letztes Stündchen geschlagen.“
    „Gut, dann geh jetzt, ich erwarte dass du gleich morgen früh … ahh!“
    Bei seinem überraschten Ausruf, wäre ich fast an die Decke gesprungen, nur Veiths Griff hielt mich still. Verdammt, ich wollte hier raus, und zwar ganz schnell! Das machten meine Nerven nicht mehr lange mit.  
    Etwas krachte, als sei es gegen die Wand geflogen. „Verfluchter Geist!“, schimpfte Anwar, und verschwand wieder vom Schreibtisch. „Ich muss endlich was gegen ihn unternehmen!“
    Ghost?
    „Geister lassen sich aber nicht vertreiben“, sagte Kaj ziemlich altklug. „Nicht wenn sie nicht wollen.“
    „Raus“, kam es nur von dem Magier. Wow, der konnte ja auch knurren.
    Leise, leichte Schritte entfernten sich Richtung Tür, nur um dort noch mal einen Moment zu verharren. „Übrigens solltest du das Personal anweisen etwas weniger Duftstoffe beim Putzen zu verwenden, hier drinnen stinkt es penetrant nach Blumen.“ Dann war sie weg.
    Das hatte sie ja jetzt noch raushauen müssen, was? Nicht nur dass ich hier unter dem Schreibtisch eingeklemmt mit Veith verharren musste, jetzt bemerkte sie auch noch den Blumenduft.
    Als sich Anwar wieder in unsere Richtung bewegte, wurde ich ganz starr. Ich drückte mich gegen Veith, als könnte ich da Schutz finden, obwohl ich genau wusste, dass wir beide dran wären, wenn Anwar nur einen Blick unter seinen Tisch riskierte. Es war eine irreale Handlung, aber Veith war im Moment halt mein einziger Verbündeter in diesem Raum.
    Den Geräuschen zu urteilen suchte Anwar etwas in der Schublade. Ich konnte ein Stück von seiner purpurnen Robe erkennen, aber er hatte scheinbar nicht vor, sich hier häuslich nieder zu lassen, da er auch gleich darauf wieder aus meinem Sichtfeld verschwand. Er bewegte sich durch den Raum, den Schritten nach zum anderen Ende des Büros. Ein
Ritsch
, das gleiche Geräusch das Julica vorhin gemacht hatte, als sie den Vorhang vor der verborgenden Tür zur Seite gezogen hatte.
    Veith erkannte wohl im gleichen Moment wie ich, dass Anwar in den verschlossenen Raum ging. Ja ich konnte die Zahnrädchen in seinem Kopf geradezu arbeiten hören, als er überlegte, wie wir uns das zunutze machen könnten. Doch das ging nicht, Anwar war darin, und unsere Gesellschaft war bei ihm nicht sehr begehrt, um es mal vorsichtig auszudrücken.
    Etwas zerbracht klirrend. „Was zum … dieser verdammte Geist!“, hörte ich Anwar wüten.
    Schon wieder Ghost? Was machte der Kleine hier? Das war ja fast, als wollte er Anwar ablenken, oder weglocken. Konnte das wirklich sein? Ich wusste nichts über die Intelligenz von Geistern, aber bisher war mir der kleine Kerl immer wie ein einfacher Kater vorgekommen. Einer der viel Schabernack trieb – besonders gerne mit den Zerberus´ von Anwar – aber nichts desto weniger ein Kater.
    Stampfende Schritte, eine Tür knallte, und ließ mich erneut zusammenzucken. Grummelnd wütete der Hausherr etwas in seinen Bart, dann knallte eine zweite Tür. Die Magieadern erloschen, und

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