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Jenseits des Spiegels

Jenseits des Spiegels

Titel: Jenseits des Spiegels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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gemerkt!
    Bevor ich überhaupt wusste, was ich da tat, stieß ich einen lauten Schrei aus. Einen einfachen, spitzen Schrei, der die Aufmerksamkeit des gesamten Lokals in meine Richtung lenkte. Na klasse, jetzt wollte die Waldnymphe zwar nicht mehr unter den Tisch gucken, dafür aber sah Anwar zum Gang mit den Toiletten. Jetzt gab es nur noch eines, was ich tun konnte: Rückzug.
    Schnell, bevor jemand meine Anwesenheit bemerkte, und die Leute herbeigestürzt kamen, um zu gucken, wer hier geschrien hatte, huschte ich den Gang hinunter zurück zur Hintertür, stieß dabei fast mit einer Succubus zusammen, und heizte aus dem Laden. Mist, Mist, Mist, MIST! Was sollte ich den jetzt machen? Hatte das Ablenkungsmanöver gereicht? Wie sollte Pal da jetzt rauskommen? Ich hatte nicht mal daran gedacht, seinen Lendenschurz mitzunehmen, scheiße!
    Okay, ganz ruhig, tief durchatmen. Ich verbot mir in Panik zu verfallen, lief zur Straße vor dem Geschäft, und postierte mich so, dass ich das Lokal gut im Auge hatte, selber aber nicht gesehen werden konnte. Im Inneren herrschte ein schwacher Aufruhe – wahrscheinlich suchten sie nach der Ursache des Schreies. Was mich aber mehr interessierte, war, wo Anwar war, und wo Pal sich aufhielt. Jetzt waren die durchsichtigen Glasfassaden mal zu etwas nutze. Ich hatte einen klasse Einblick.
    Anwar saß noch immer an seinem Tisch, und wirke verärgert, weil ihm die Aufmerksamkeit seiner Tischgesellen entgangen war, die neugierig die Hälse reckten. Pal konnte ich nicht finden, egal wie sehr ich mich anstrengte. Hockte er noch unterm Tisch? Oder vielleicht unter einem anderen?
    Ich streckte den Hals, beugte mich nach links, nach rechts, aber ich konnte ihn einfach nicht entdecken. Wo war …
    „Suchst du mich?“
    Als ich die Stimme an meinem Ohr hörte, machte ich vor Schreck einen Satz auf die Straße. Sofort wurde ich am Arm gepackt, und zurück auf den Bürgersteig gerissen, gerade rechtzeitig, bevor das graue Moob mich erwischen konnte, das da angerast kam, und mir laut hupend mitteilte, was es von der Aktion hielt. Wenigstens hatte ich keinen Unfall verursacht.
    „Scheiße!“ Mein Herz schlug wie wild, und das plötzliche Zittern in meinem Körper wollte sich einfach nicht beruhigen. Ich wäre gerade wirklich fast überfahren worden! „Scheiße“, wiederholte ich, und schlug Pal gegen den Arm. „Erschreck mich nie wieder so!“
    „Ich konnte ja nicht ahnen, dass du gleich einen Satz vors nächste Moob machst, um deinem Leben ein vorzeitiges Ende zu bereiten.“
    „Nicht witzig.“ Ich strich mir durch die Haare, und atmete einmal tief durch. Das hätte echt ins Auge gehen können. „Überhaupt nicht witzig.“
    „Hey.“ Pal berührte mich am Arm. Er hatte sich wieder zurückverwandelt, und trug sogar seinen Lendenschurz. Wie war er aus dem verdammten Laden gekommen? „Tut mir leid, ich wollte dir keinen Schrecken einjagen.“
    „Schon gut, vergiss es einfach.“ Ich warf einen Blick zum Lokal, deren Gäste sich allmählich beruhigten. Anwar saß immer noch an seinem Tisch. „Hast du was rausbekommen?“
    „Ja, dass Bürokratie sterbenslangweilig ist.“ Er nahm meine Hand, und strich beruhigend darüber. Wahrscheinlich sah man mir meinen Schreck noch an.
    „Das heißt, er hat nichts Relevantes gesagt?“
    „Nichts über die verschwunden Lykaner.“
    Wäre ja auch viel zu einfach gewesen. „Dann müssen wir ihm wohl weiter auf den Fersen bleiben.“ Ich sah zu ihm hoch, in diese stechend, gelben Augen. „Wie bist du rausgekommen?“
    Ein leises Lächeln schlich sich auf seine Lippen. „Nach deinem Schrei – der mich übrigens auch erschreckt hat, nur um das mal festzuhalten – bin ich unter einen anderen Tisch gehuscht, und als die Luft soweit wieder rein war, hab ich mich zurück in den Korridor geschlichen, mich zurückverwandelt, und bin durch die Hintertür abgehauen. Ganz einfach.“
    So wie er das sagte, hörte es sich wirklich einfach an, doch irgendwie konnte ich mir das nicht so ganz vorstellen. „Und ich habe schon darüber nachgedacht, wie ich dich da wieder rausbekomme.“
    „Du brauchst dir keine Sorgen um mich machen.“ Seine Hand legte sich an mein Gesicht, und strich sanft über die Wange. Ich schloss die Augen, als sich in mir ein Gefühl der Erleichterung ausbreitete. Er war heile da rausgekommen, ohne entdeckt worden zu sein. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, was Anwar mit ihm gemacht hätte, wenn er seine Anwesenheit bemerkt hätte. Nur zu

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