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Jenseits des Spiegels

Jenseits des Spiegels

Titel: Jenseits des Spiegels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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den Mund.
    „Wie gucke ich denn?“ Okay, fassen wir zusammen, vielleicht würde ich ja auf die Lösung kommen, wenn ich alles noch mal von Vorne durchdachte. Erstens: Isla war ein paar Wochen bevor ich hier aufgetaucht war verschwunden. Überall hatte es nach Katze gerochen, aber ansonsten war ihr Aufenthaltsort, oder der Fluchtweg des Entführers nicht auszumachen gewesen.
    „So als wolltest du Kraft deines Willens die Erde dazu bekommen, aufzubrechen.“
    „Was?“ Obwohl, es war ja eigentlich noch gar nicht nachgewiesen, das Isla entführt wurde. Was, wenn sie und die anderen Wölfe – aus welchen Gründe auch immer – freiwillig gegangen waren? Aber warum sollten sie das tun?
    Hör auf zu mutmaßen, und halt dich an das was du weißt. Nur Fakten zählen!
    Okay, also weiter im Text. Zweitens: Anwar mochte die Lykaner nicht, wollte sich am liebsten eine Trophäe von ihnen im Speisezimmer über den Kamin hängen. Drittens: Er tat alles, um die Lykaner im Unwissenden zu lassen. Ich runzelte die Stirn noch mehr. Warum eigentlich? Was hatte er davon, wenn die Lykaner nicht voneinander wussten?
    „… eigentlich zu?“
    „Hm?“ Ich wandte mich ihm zu. „Hast du was gesagt?“
    „Ich sehe schon, nein.“ Er seufzte. „Deine Gedanken müssen ja echt spannend sein, wenn du es sogar ausblenden kannst, dass da eine Spinne auf deinem Bein rumkrabbelt.“
    Ein kurzer Blick nach unten zeigte mir, dass da keine Spinne war, sondern Pals Hand, die so tat, als hätte sie ganz viele Krabbelbeinchen. „Ich denke nur noch mal über alles nach.“
    „Du brauchst mal ´ne Pause.“
    Das überging ich einfach. „Sag mal Pal, was hat Anwar davon, wenn ihr untereinander nicht wisst, dass so viele von euch vermisst werden?“
    „Das wir nicht auf die Idee kommen uns zusammenzutun und ihn zu stürzen?“
    „War das jetzt ´ne Frage, oder ´ne Antwort?“
    „Beides.“ Er legte seine leere Kräckerschachtel weg, lehnte sich zurück an den Baumstamm, und zog mich mit, bis mein Kopf an seiner Brust ruhte. Seine Hand fand ihren Weg zu meinen Haaren, und spielte dort mit einzelnen Strähnen. Das kitzelte. „Manchmal sind Magier ein wenig paranoid. Wir haben Zähne und krallen, und sie denken, dass wir nur auf einen Grund warten, sie gegen sie einzusetzen.“
    „Warum?“ Unter meinem Ohr konnte ich Pals gleichmäßigen Herzschlag hören, der nach meinem Ermessen ein wenig zu schnell war.
    „Naja, früher war dies alles unser Land gewesen. Unsere Territorien waren viel größer. Als die ersten Magier hier ankamen, sprachen sie noch davon das Land zu teilen, friedlich unter uns zu leben.“ Er schnaubte. „Und die Lykaner waren so blöd das wirklich zu glauben.“
    „Das habe ich schon mal gehört.“ Wie war das noch gleich gewesen? „Sie kamen in euer Land, und verdrängten euch. Wie bei den Indianern.“
    „Was sind Indianer?“
    „Uhreinwohner. Menschen denen das gleiche passiert ist. Sie wurden von anderen Menschen herabgesetzt und unterdrückt, weil sie die falsche Hautfarbe, und die falschen Lebensweisheiten hatten. Sie waren anders, und deswegen mussten sie von ihrem Land weichen, weil ein anderer es haben wollte.“ Das stimmte zumindest im Kern.
    „Also genau wie bei uns.“
    „Hmh.“
    Pal wandte den Kopf zum Haus. „Tyge und Veith sind zurück.“
    Bei dem Namen Veith beschleunigte mein Herzschlag auf ein Maß, das nicht gesund sein konnte. Verdammt, das war schon das zweite meiner Probleme. Wie sollte ich das nur alles unter einen Hut bekommen?
    Zusammen mit meinem Kopfkissen beobachtete ich, wie die beiden sich uns langsam über den Gartenweg nährten. Irgendwie wirkten ihre Gestalten in dieser Umgebung völlig fehl am Platz. Wenn man Veith und Tyge sah, dachte man an eine raue Wildnis, und nicht an einen Garten voller Blümchen – auch wenn diese Blümchen hübsch waren.
    Im Schneidersitz ließen die beiden sich bei uns nieder. Tyge sah müde aus, Veith verstimmt.
    Schon bevor ich die Frage stellte, wusste ich die Antwort, aber ich musste sie trotzdem laut aussprechen, einfach um sicher zu gehen. „Habt ihr was gefunden?“
    Ein abgespannt Kopfschütteln von Tyge. „Und ihr?“
    „Nur die Erkenntnis, dass ich niemals Politiker werde“, kam es von Pal.
    Im Dämmerlicht der ersten Sonne wurden unsere Gesichter in lange Schatten getaucht, die unsere Gemütsverfassung wiederspiegelten. Ich wusste genau, was das heißt. „Jetzt gibt es keinen Grund mehr für euch hierzubleiben“, sagte ich traurig.

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