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Jenseits des Spiegels

Jenseits des Spiegels

Titel: Jenseits des Spiegels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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fuhr ihn an endlich seine Pfoten von ihm zu nehmen.
    Ich wusste nicht wie genau es passierte, aber plötzlich schlossen sich seine Arme um mich. Ich weinte. Um Van und Julica, und all die Namenlosen Einzelläufer. Ich weinte um Pal, und um den jungen Mann, bei dem ich nichts weiter tun konnte, als ihm beim Sterben zuzusehen. Und Kovu tröstete mich, die ganze Zeit. Dabei war er es doch der jemand verloren hatte, nicht ich, noch nicht. Aber ich konnte mich einfach nicht beruhigen, und er schien Trost darin zu finden, mich zu trösten.
     
    °°°
     
    Es war das Brüllen des Drachen, dass uns aus unserer wartenden Haltung riss, und uns zum Wideraufbruch bewegte.
    Najat und Zita hatten alle noch verfügbaren Kräfte zusammengesucht, und führten sie nun hastig auf die Lichtung zu, die sich hinter den Bäumen bereits schemenhaft abzeichnete. Nur wenige von ihren Wölfen waren auf ewig gefallen, ein paar wenige verletzt, und deswegen zurückgelassen worden, doch von den Duzend Wölfen die Erion als Rückendeckung zurückgelassen hatte, lebte keiner mehr, und dafür machte ich allein den Magier verantwortlich.
    Ich drückte Kovus Hand fester, als der Geruch in der Luft beinahe unerträglich wurde, und wir die Lichtung stürmten …
    … und abrupt abbremsten. Mehr als ein Blick war nicht nötig, um mir Gewissheit zu verschaffen. Wir kamen zu spät.
    Hätten mich die Geräusche über den Anblick der uns erwartete nicht vorgewarnt, wäre ich vermutlich einfach zusammengebrochen. Auf dem steinigen Felsboden, vor den Ausläufern des Drachengebirges, lag ein grüner Drache, der zu seinen abstehenden Gliedern immer brauner wurde. Er war kleiner als ich ihn mir vorgestellt hatte, ein junges Tier, und blutete aus zahlreichen Wunden am ganzen Körper. Die Flügel waren zerfetzt, Lykaner in Wolfsgestallt sorgten dafür, dass er sich nicht bewegen konnte, hielten ihm am Boden, obwohl ich bezweifelte, dass er noch in der Lage wäre zu fliehen. Sie hatten sich in alle Teile verbissen, die sie erreichen konnten, zerfetzten ihm bei lebendigem Leibe, und fügten ihm einen Schmerz zu, der so grausam war, dass ich dafür keine Worte fand.
    Überall um den Drachen herum lagen tote, aufgerissene, und verbrannte Kadaver von Wölfen, die ihre erste Begegnung mit einem Drachen nicht überlebt hatte. Manche von ihnen waren nur schwer verletz, und diese versuchten alles, um wieder auf die Beine zu kommen, und den Drachen erneut zu attackieren. Es war, als sei das ihr einziger Lebensinhalt, ein implizierter Gedanke, gegen den sie sich nicht wehren konnten. Grausamkeit in ihrer reinsten Form.
    Vorne an der Schnauze hing ein großer, roter Wolf, der sich in den Nüstern des Drachens verbissen hatte, und um keinen Preis der Welt von seinem Opfer ablassen wollte.
    Wie eine höhnische Parodie dazu, lag das klare Wasser des Sees ruhig hinter diesem Bild, das eingerammt von den Wäldern einem schaurigen Gemälde glich.
    Und inmitten dieses Blutbads war Erion.
    Er schritt gemächlich auf den Drachen zu, einen langen silbernen Dolch in der Hand, und ein triumphierendes Lächeln im Gesicht. Er würde ihn töten. Ich musste ihn aufhalten, also tat ich das einzige, was mir in den Sinn kam. Ich öffnete den Mund. „Erion, nein!“
    Entgegen aller meiner Erwartung, regierte er auf meinen Schrei, wirbelte überrascht zu mir herum. Im gleichen Moment versuchte der Drache sich aufzubäumen, und traf seinen Peiniger mit einem Knochenstumpf seines Flügels. Erion wurde voll getroffen, flog ein paar Meter durch die Luft, und kam direkt vor der riesigen Pranke des Drachen zu liegen. Ich sah noch das Entsetzen im Gesicht des Magiers, dann wurde er von der Pranke des Grünen zerquetscht.
    Das Brechen seiner Knochen, und der gellende Schrei den er ausstieß, waren so endgültig, wie die Stille die darauf folgte.
    Und dann geschahen viele Dinge zugleich. Die Wölfe fielen wie Schuppen von dem Drachen ab. Einige standen einfach nur verwirrt herum, andere verwandelten sich augenblicklich in ihre menschliche Gestalt zurück, und wieder andere flüchteten eilig in den Wald. Dann gab es aber noch welche, die den Drachen nicht losließen, und in dem Wahn den Erion ihnen angehängt hatten, weiter wie wild auf das grüne Geschöpf Einbissen, oder sich auf dem Trupp Lykaner stürzten, der mit mir gekommen war.
    Der Drache bäumte sich unter Schmerzen auf, und spie eine Flamme über alles was er erreichen konnte, auch über Pal, der etwas desorientiert vor dem Drachen kauerte.

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