Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jenseits des Tores

Jenseits des Tores

Titel: Jenseits des Tores Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
sollte es hinführen? Es stand in dieser staubigen Ebene wie das allerletzte Überbleibsel eines einstmals unvorstellbar riesigen Bauwerks. Und der Weg hindurch würde nirgendwo anders hinführen als schlicht von einer Seite des Portals zur anderen.
    Oder .?
    Lilith legte vorsichtig die Hand gegen das rissige Holz und drückte ohne große Kraft dagegen. Sie schalt sich selbst eine Närrin, als sie sich tatsächlich bei dem Gedanken ertappte, das Tor könnte sich unter der bloßen Berührung auftun.
    Die lächerliche Hoffnung verging, ehe sie ihr willentlich ein Ende setzen konnte. Denn es geschah - nichts, natürlich nicht.
    Oder doch .?
    Lilith preßte ihre Hand ein klein wenig fester gegen das Tor, vor dem sie sich ausnahm wie eine Zwergin. Das Holz schien zu erzittern, in Intervallen, wie unter Rammstößen, unhörbaren und unsichtbaren. Als rannte jemand - oder viele - aus dem Nichts dagegen an. Allerdings ohne die geringste Aussicht darauf, es zu durchbrechen.
    Lilith wußte - und es war, als zöge sie ihr Wissen aus der Berührung des Holzes -, daß es anderer Macht bedurfte, um das Portal zu öffnen. Einer Macht, die jener, die es erschaffen hatte, wenigstens ebenbürtig sein mußte. Und allein diese Möglichkeit schien Lilith angesichts dessen, was sie beim bloßen Berühren des Tores empfing, schlichtweg unmöglich .
    Doch es waren nicht nur Empfindungen und die Ahnung von Wissen, die Lilith auf geheimnisvolle Weise in sich strömen fühlte, sondern auch - Gedanken, wie lautlose Worte und doch so verständlich, als spräche jemand in ihr zu ihr .
    Das alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest...
    »Nein!«
    Lilith schrak zurück wie vor einer glühenden Herdplatte, und für einen winzigen Augenblick hatte sie tatsächlich den Eindruck, als würde aus den haarfeinen Ritzen zwischen den gewaltigen Bohlen des Tors ein blutrotes Glosen sickern .
    Ein Blinzeln genügte, um den gewohnten Anblick wiederherzustellen. Trotzdem wagte Lilith nicht, es ein weiteres Mal anzufassen.
    Zumal sie abgelenkt wurde. Etwas anderes zog ihre Aufmerksamkeit auf sich.
    Sie spürte ein Vibrieren, ganz sacht nur, doch es griff auf ihren Körper über, stieg darin auf und ließ jede einzelne Zelle zittern.
    Zunächst war das Gefühl nicht einmal unangenehm, wie ein vitali-sierendes Prickeln. Doch als es sie zur Gänze erfüllte, fühlte Lilith sich wie von fiebrigen Schauern erfaßt.
    Die Quelle des Vibrierens schien weder das Tor zu sein, noch schien sie sich hinter dem Holz zu verbergen.
    Es war der Boden unter Liliths Füßen, der bebte wie unter fernen Erdstößen. Um sie her stieg der mehlige Staub auf. Der widerwärtige Geruch nahm zu. Nebel schränkten den Blick ein, bis Lilith ganz und gar in Wolken gehüllt war. Die pudrige Substanz kroch ihr in die Atemwege, reizte sie zu heftigem Husten und Keuchen.
    Als sie ihren Hals halbwegs von dem Staub befreit und sich mühsam zu flachem Atmen gezwungen hatte, öffnete sie die Augen, wischte die Tränenschlieren fort - - und schrie auf!
    Keuchend nur, weil neuer Staub ihren Schrei fast erstickte.
    Denn der Boden schien vor ihr regelrecht zu explodieren. Staub schoß auf, als wäre dicht unter der Oberfläche tatsächlich eine Bombe gezündet worden!
    Lilith hielt den Blick gesenkt, um ihre Augen zu schützen. So lange, bis sie etwas spürte.
    Die Gegenwart von etwas - nicht Lebendem!
    Erschrocken sah sie auf. Und sah -
    - etwas, wie sie es noch nie gesehen hatte! Und nie mehr sehen wollte.
    Das Ding war weder Fleisch, noch sonst etwas, von dem Lilith auch nur gehört hätte. Es bestand aus einer schwärenden und pestilenzhaft stinkenden Substanz, die hier in ihrer Farbe an rohes und dort an totes Fleisch erinnerte und doch etwas gänzlich anderes sein mußte. Nur die Gestalt der Kreatur hatte etwas entfernt Menschliches an sich. Doch sie war die eines auf furchtbare Weise Verkrüppelten, und nicht eines seiner Glieder saß an seinem von der Natur befohlenen Platz.
    Der Mund (das Maul!) war eine klaffendes Loch in der entstellten Fratze. Die Nase bestand nur aus zwei schrundigen Öffnungen, die in die wimmelnde Fäulnis des unförmigen Schädels hineinreichten. Die Augen waren - - vertraut . ..
    Lilith stöhnte auf unter dem bloßen Eindruck.
    Es konnte nicht sein. Weil es nicht sein durfte!
    Aber sie konnte nichts, gar nichts tun gegen das, was vor ihrem geistigen Auge geschah. Sie wollte es verhindern, wollte es nicht sehen, nicht sehen müssen, doch es ließ

Weitere Kostenlose Bücher