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Jenseits des Tores

Jenseits des Tores

Titel: Jenseits des Tores Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Anschein von Bettler und Musikanten, taten, als wären sie Händler, aber er hatte ihre Maskerade durchschaut. Lange genug verfolgte er ihr Treiben schon, nachdem es ihn Jahre gekostet hatte, ihre Spur aufzunehmen. Doch heute wußte er, wes dunklen Geistes Kind sie wirklich waren und in der Ausdünstung welcher Macht sie sich suhlten.
    Und nur deswegen war der Vampir hier. Nur deshalb hatte er sich an sie gehängt - obwohl selbst ihn schauderte vor ihrer Gegenwart, in ihrem Dunstkreis.
    Denn es war etwas von jener fremden, so völlig andersartigen Macht in ihrer Nähe, vor der seine Sippe einst geflohen war. Viele Jahre war es nun schon her, daß er und alle anderen Kelchkinder ihre geheime Herrschaft über die Stadt Prag hatten aufgeben müssen, weil sie es nicht länger ausgehalten hatten in ihren Mauern. Ein anderer Herrscher hatte Einzug in ihre Stadt gehalten und die Vampire verbannt. Hätten sie sich der Macht widersetzt, wären sie zweifelsohne vergangen. Und fortan hatten sie keinen Fuß auch mehr nur in die Nähe der »Hunderttürmigen« setzen können. 6
    Inzwischen mochte sich das geändert haben. Vielleicht war Prag für die Alte Rasse wieder betretbar geworden.
    Miroc wußte es nicht, und es kümmerte ihn auch nicht. Er hatte sich bald schon losgesagt von den Seinen. Freilich unter ärgstem Protest ihres Oberhauptes und aller Blutgeschwister. Nie mehr würde er sich ihnen anschließen können. Sie hatten ihn geächtet ob seines Eigensinns.
    Es war ihm gleich gewesen. Denn die Art zu leben, die sie sich nach der Vertreibung gewählt hatten, hatte er als unwürdig empfunden: Heimatlosen gleich durchs Land zu ziehen, sich hie und da in einem Dorf niederzulassen, um sich für eine Weile an den Bewohnern schadlos zu halten ...
    Nein, Miroc hatte ergründen wollen, welchen Ursprungs jene Macht war, vor der sie aus Prag gewichen waren - und wenn er dies in Erfahrung gebracht hatte, mochte er einen Weg finden, ihr beizukommen.
    So hatte er die Spur, obwohl sie stetes Unbehagen in ihm wachhielt, aufgenommen und war ihr gefolgt, fort von Prag, tiefer hinein ins Land. Doch immer wieder hatte er sie verloren. Weil sie sich -teilte, als trüge nicht nur einer jene Macht in sich, um sie zu verbreiten, sondern mehrere .
    Aber Miroc hatte nicht aufgegeben. Und irgendwann hatte er auf seiner langen Wanderung erkannt, daß es neben ihm auch andere gab, die der Spur folgten. Jedoch taten sie es aus anderen Beweggründen als er: Sie labten sich an dem, was das Fremde hinterließ; sie ernteten die Früchte, die von ihm gesät wurden; und sie mehrten das Verderbliche, das im Fahrwasser der fremden Macht zurückblieb.
    Der Vampir hatte es sich alsbald zur Aufgabe gemacht, diesen anderen - es waren Einzelgänger darunter wie auch ganze Banden -zu folgen, um ihrer habhaft zu werden. Denn wenn es ihm schon nicht gelang, den Urheber ausfindig zu machen und zu vernichten, weil er ihm seiner vampirischen Unnatur wegen nicht nahekommen konnte, wollte er doch wenigstens dafür Sorge tragen, daß sein Einfluß sich nicht über die Maßen ausweitete.
    Es waren rechte Scharlatane unter jenen »Jüngern« des Fremden. Sie verfügten nicht über eigene Macht und versuchten mit bloßen Worten allerhand Zwietracht zu säen und Übles anzurichten. Manchen von ihnen war sogar Erfolg beschieden. Aber andere mußten sich nicht auf das Wort beschränken; ihnen hing etwas an, das wie zu eigener Kraft reifte.
    Ob es sich bei der Bande, der Miroc hierher ins Fürstentum Bay-reuth gefolgt war, um solche »Mächtlinge« handelte, wollte der Vampir heute Nacht ergründen. Hernach würde er über Wege und Mittel nachsinnen, sie in Mißkredit zu bringen und das Volk hierzulande gegen sie aufzuhetzen.
    Obwohl sich drüben bei den Karren nichts Auffälliges tat, hatte er das Gefühl, daß etwas in der Luft lag. Er nahm es wahr wie einen stinkenden Odem, von dem ihn nur die Ausläufer erreichten in seinem Versteck. Aber sie waren ihm Zeichen genug dafür, daß noch etwas geschehen würde.
    Und es geschah.
    Es begann harmlos, unscheinbar.
    Alle, die zu der Bande gehörten - Miroc schätzte ihre Zahl auf wenig mehr als ein Dutzend - kamen aus ihren Karren und Wagen. Die Leute waren unterschiedlichsten Alters, und nur drei oder vier waren von jenem fremdländischen Aussehen, das für das umherziehende Gevölk so typisch war. Deshalb ging der Vampir davon aus, daß diese Gruppe sich nach und nach gefunden hatte; immer wieder mochten sich ihnen auf dem Weg

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