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Jenseits des Tores

Jenseits des Tores

Titel: Jenseits des Tores Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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müssen, wie eine Verdurstende durch die Wüste, auf der verzweifelten Suche nach einer lebensrettenden Oase.
    Aber noch hielt sie sich aufrecht, wenn auch Zentnergewichte jeden ihrer Schritte zum Kraftakt machten. Was aber nicht das Schlimmste war. Viel ärger war das Brennen ihrer Eingeweide. Li-lith hatte das schreckliche Gefühl, jenseits ihrer Bauchdecke würde alles in Flammen stehen. Glühende Zähne fraßen in ihrem Gedärm.
    Vielleicht, dachte sie, hätte sich selbst dieser Schmerz ertragen lassen, wenn die Aussicht bestanden hätte, daß irgendwo vor ihr etwas war, aus dem sie ihren Durst stillen konnte.
    Aber die steinerne Spur schien nirgendwohin zu führen.
    Oder .?
    Lilith hielt inne. Etwas war da vor ihr. Noch immer weit entfernt, aber es erhob sich aus den Nebeln, klobig und schwarz. Und ein Stück davor lag der letzte Stein.
    Lilith sammelte alle noch verbliebene Kraft und taumelte weiter. Die Aussicht auf ein Ziel, was immer es auch sein mochte, beflügelte sie zwar nicht, aber es ließ ihre Schritte ein klein wenig fester und steter werden.
    Sie passierte die letzte Markierung des Weges . und hielt ver-blüfft inne.
    Was sie da aus der Ferne gesehen hatte, war ein - Brunnen?
    Eine dunkle Umrandung, nicht aus einzelnen Steinen gefertigt, sondern wie aus einem schwarzen Guß wirkend, wuchs aus dem Boden, etwa zwei Meter durchmessend. In ihrer Mitte gähnte eine finstere Öffnung.
    Lilith trat näher, berührte mit den Händen die Wandung, sah hinab in die Tiefe. Ihr Blick verlor sich in Schwärze. Aber nicht im Nichts .
    Etwas war da unten. Die Finsternis dort schien ihr kompakt . Nein - flüssig!
    Flüssige Schwärze .?
    Schwarzes Blut! assoziierten ihre Gedanken wie von selbst.
    Sie beugte sich über den Rand des Brunnens. Ihre Hände griffen hinab und berührten doch nicht, was dort unten lockte. Sie konnte es riechen und fast schon schmecken. Nur eine Fingerlänge trennte Lilith davon.
    Sie rutschte noch ein kleines Stück über den Rand des Brunnens. Keinen Gedanken verschwendete sie daran, weshalb er hier stand. Der kochende Durst verschlang jede klare Überlegung, noch bevor sie entstehen konnte.
    Lilith beugte sich noch ein bißchen tiefer. Sie streckte ihren Arm, daß es in der Schulter schmerzte. Nur noch ein paar Zentimeter .!
    Ihr eigenes Gewicht schien plötzlich wie Blei in die obere Hälfte ihres Körpers zu schießen!
    Lilith merkte, wie ihre Füße sich vom Boden lösten. Wie sie stürzte!
    Und eintauchte. In Schwärze, die kein Blut war, sondern - - ein Moloch.
    Lilith glaubte zu schreien, doch die Schwärze fraß auch jeden Laut. So wie sie Lilith selbst fraß.
    Als erstes verschlang das Ding den Symbionten.
    Das Mimikrykleid, dem Lilith befehlen konnte, sie in jede denkbare Kleidung zu hüllen, war untrennbar mit ihrer Haut verbunden. Es hatte sich einst darin festgehakt wie mit tausend widerhakenbesetzten Zähnen .
    . und nun wurde ihr jeder einzelne dieser Zähne aus dem Fleisch gerissen!
    Doch dieser Schmerz war nur der Auftakt. Ihre Haut brannte unter der unsichtbaren Berührung der Finsternis wie in einem Säurebad. Und als wäre der gedanklich gezogene Vergleich ein Stichwort gewesen, löste sich ihre Haut auf wie in Säure! Fleisch und Muskeln und Nerven wurden Lilith wie mit diamantharten Scherben von den Knochen geschabt, die Knochen selbst zermalmt wie zwischen riesigen, basaltschwarzen Mühlsteinen.
    Nur Liliths Gedanken blieben übrig, und mit ihnen alles, was nicht von echter Substanz war.
    *
    Helmbrechts im Bayreuther Fürstentum, 1635
    Dunkle Wolken quollen am Himmel wie das Gebräu in einem Hexenkessel. Sie fraßen alles Licht der Gestirne, und so hüllte vollkommene Finsternis den Hügel ein. Wie abgeschirmt vom Rest der Welt lag er da, als sollte niemand Zeuge des unheiligen Treibens werden, das hier oben vonstatten gehen sollte.
    Und doch gab es einen, dessen Blick nichts von all dem entging, was sich zwischen den Karren tat, die auf der nahezu kahlen, nur von wenigen Bäumen bestandenen Kuppe zu einem Kreis aufgereiht standen. Die Augen des heimlichen Zuschauers vermochten selbst den vagen Rest von Licht, das irgendwoher kam, zu nutzen, und die Helligkeit des Feuers dort drüben war in seiner Sichtweise fast soviel wie die des Tages. Lediglich ein blutroter Schimmer, wie nur seine Rasse ihn wahrnahm, unterschied sie davon.
    Der Vampir lag im Sichtschutz einiger Sträucher und starrte unentwegt hinüber zu den Karren des fahrenden Volkes. Sie gaben sich den

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