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Jenseits des Tores

Jenseits des Tores

Titel: Jenseits des Tores Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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durchs Land Neue angeschlossen haben, die ebenso wie die schon Zugehörigen ein Gespür für jenes Fremde hatten, dem sie nachfolgten.
    Sie sammelten sich in der Mitte des Kreises ihrer Gefährte, wo das Feuerchen brannte und der Boden eine Besonderheit aufwies, die Miroc von seinem Platz aus nicht recht sehen konnte. Es schien, als wäre dort etwas in die Erde geritzt worden, ein Symbol womöglich oder auch eine Zeichnung.
    Der Auftritt zweier weiterer Leute lenkte ihn ab. Sie kletterten gemeinsam aus einem überplanten Wagen, und dann zogen sie behutsam eine dritte Gestalt nach sich. Sie schien dem Vampir gebrechlich, krank und schwach, und selbst über die Entfernung konnte er mit seinen besonderen Sinnen wittern, daß mehr Tod als Leben in dem Geschöpf war.
    Trotzdem war zu erkennen, daß das Mädchen sehr schön gewesen sein mußte, bevor die elende Pest es in die Fänge bekommen hatte. Ihr dunkles Haar mußte ihr schmales Gesicht wie die Mähne eines anmutigen Raubtieres umweht haben. Nun jedoch hing es in schweißklebenden Strähnen herab, den Zweigen einer Trauerweide gleich.
    Die beiden anderen - eine Frau, die ihre besten Jahre schon hinter sich hatte, und ein blonder Bursche von höchstens 20 Lenzen - trugen das siechende Mädchen hin zu ihren Kumpanen.
    Was mochten sie vorhaben? fragte sich Miroc gespannt. Würden sie das arme Ding - obwohl es noch nicht tot war - in die Flammen werfen, damit die Seuche nicht auf alle übergreifen konnte? Zugetraut hätte der Vampir den anderen eine solche Grausamkeit. Sie rührte ihn nicht, den er hatte schon Schlimmeres gesehen und selbst getan. Aber diese Tat schien ihm keine Erklärung für das, was er spürte - denn er »roch« etwas wahrhaft Großes über dem Lagerplatz, lauernd und schon bereit, herniederzustoßen .
    Die Frau und der junge Mann brachten die Kranke zu der Stelle des Lagers, wo etwas in den Staub gemalt war. Dort aber legten sie den nackten, von der Krankheit übel gezeichneten Körper nicht nieder, sondern richteten ihn so, daß er kniete. Aus eigener Kraft vermochte das junge Ding freilich nicht in dieser Haltung zu bleiben, und so stützte es der Bursche, damit es nicht umfiel.
    Die Frau winkte den anderen befehlend, und sie zogen den Kreis um den Schauplatz enger, bis ihre Leiber eine Wand bildeten, über die Miroc nicht hinwegsehen konnte. So vermochte er nur noch zu erahnen, was jenseits davon geschah. Vereinzelte Geräusche halfen seiner Phantasie auf die Sprünge.
    Und sie gebar grausige Bilder, die sogar ihm Schauer über den Rücken jagten - wenn auch durchaus wohliger Natur .
    Miroc vernahm dumpf gemurmelte Worte, die er nicht verstand, obschon die Nacht sie bis an sein Ohr trug. Die Sprache jedoch, der sie entstammten, war ihm fremd. Und er glaubte zu spüren, daß es kaum jemanden gab auf der Welt, der sie kannte. Aus dem einfachen Grund, weil sie nicht von dieser Welt war .
    Irgendwelche Dinge wurden ins Feuer geworfen und von den Flammen knisternd und knackend verschlungen. Was immer es war, es nährte das Feuer über alle Maßen, denn seine Zungen wuchsen in einem einzigen Augenblick zu solcher Größe, als wollten sie an den schwarzen Wolken lecken.
    Dann hörte der Vampir ein leises Wimmern, ohne Zweifel die Stimme eines Welpen, noch nicht alt genug, um sich anders als wimmernd oder quäkend mitzuteilen. Seine Angst jedoch mochte das Hündlein durchaus schon eindrucksvoll kundzutun - wie auch den Moment seines Todes. Blutgeruch wehte zu Miroc herüber.
    Wieder wurden Worte geraunt, aus vielen Kehlen drangen sie diesmal, und schließlich schwoll der Chor zu solcher Macht an, daß jeder der dort drüben Stehenden daran teilhaben mußte. Was an weiteren Handlungen geschah, vermochte der Vampir nicht zu erkennen. Aber es stand außer Frage, daß etwas geschah .
    ... denn irgend etwas mußte schließlich der Grund sein für das, was nun vor sich ging!
    Miroc nahm es erst nur am Rande seines Blickfeldes wahr. Dann hob er das Gesicht und sah, daß die Wolken über dem Lagerplatz mit einemmal rascher zogen als zuvor - so schien es ihm zumindest auf den ersten Blick. Erst nach längerem Hinsehen bemerkte er, daß das Gewölk sich bewegte, ohne übers nächtliche Firmament weiterzuziehen. Es brodelte und kreiste, als rührte ein riesenhafter Löffel darin, immer heftiger und rasender.
    Dann veränderten sich die Lichtverhältnisse. Fahlgelber Schein hüllte den Kreis aus Menschen dort drüben ein. Das Licht selbst sickerte vom Himmel herab,

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