Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jenseits des Windes

Jenseits des Windes

Titel: Jenseits des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
Vom Netzwerk:
die Stimme, damit sie nicht von den Wänden und hohen Decken widerhallte. Jonneth musste sich anstrengen, damit ihm kein Wort entging. Mittlerweile hatte er Elane aus seinem eisernen Griff entlassen. Sie hockte mit gesenktem Kopf neben seinem Knie wie ein kleines Kind. Zumindest hatte sie begriffen, dass sie still sein sollte. Braves Mädchen.
    Vilonor blickte unterwürfig zu Borey auf, als wollte er ihm etwas beichten. Eine Schweißperle glänzte auf seiner Stirn. »Mir ist zu Ohren gekommen, dass König Adoran seine Nichte enterbt hat.« Er schnappte nach Luft. Mit einem Mal wirkte er völlig aufgelöst. »Aber das …«
    »Das ist wahrlich kein Geheimnis«, unterbrach Borey ihn. »Ich war dabei, als der König es verkündet hat. Außerdem gibt es kaum jemanden in Yel, der es noch nicht weiß. Adoran hat sofort nach seinem Neffen Cyles suchen lassen, und das im ganzen Königreich.« Etwas in seinem Tonfall deutete darauf hin, dass Adoran dies gegen den Willen seiner Berater veranlasst hatte. Borey verdrehte für den Bruchteil einer Sekunde die Augen, bevor er sich besann und eine ernste Miene aufsetzte. Er straffte sich. »König Adoran ist wie besessen von dem Gedanken, seinen leiblichen Neffen zu finden. Er hofft auf die Mithilfe der Bevölkerung. Vielleicht weiß jemand etwas über den Verbleib von Cyles.«
    »Entschuldigen Sie, wenn ich Ihnen ins Wort falle«, sagte Vilonor. Er hatte sich wohl wieder gefasst, jedenfalls japste er nicht mehr wie ein Fisch auf dem Trockenen nach Luft. »Genau deswegen wollte ich mit Ihnen sprechen. Ich habe Informationen.«
    Boreys Augen weiteten sich und auch Jonneth öffnete die angelehnte Tür einen Fingerbreit weiter, um kein Wort zu verpassen. Borey blickte nach rechts und links und die Treppe hinab, um sich zu vergewissern, dass niemand sie beobachtete. Dann wandte er sich wieder an Vilonor. Der überraschte Ausdruck auf seinem Gesicht wich offensichtlicher Skepsis. Seine Augenbrauen zogen sich verärgert zusammen. »So? Sie haben Informationen? Woher denn? Ich kann mir denken, dass in Valana derzeit viel getratscht wird. Jeder möchte Anspruch auf die Belohnung erheben, die der König auf seinen Neffen ausgesetzt hat.«
    Vilonor wich angesichts des harschen Tons einen Schritt zurück. »Es ist gewiss kein Tratsch, weshalb ich Sie hierher gebeten habe. Die Information stammt von mir. Ich bin bei dem Attentat zugegen gewesen.«
    Boreys Augen funkelten vor Zorn. Man merkte ihm an, wie ungehalten er war. »Und weshalb rücken Sie erst jetzt mit der Sprache heraus? Über zwanzig Jahre danach! Haben Sie den Verstand verloren? Was wissen Sie? Ich schwöre Ihnen, wenn Sie mir eine Lüge auftischen, wird Sie das teuer zu stehen kommen.«
    »Nein, nein. Ich sage die Wahrheit, das schwöre ich. Ich war nur indirekt in die Geschichte verwickelt. Ich kenne den Dienstboten, der Cyles damals aus dem Schloss geschleust hat. Der b armherzige Gott sei seiner Seele gnädig, denn dieser Diener ist längst tot. Er hat den Säugling in die Gegend um Budford gebracht. Ich weiß nicht, ob er je lebend dort angekommen ist. Er verfügte über gefälschte Papiere für das Kind, ich habe sie gesehen.«
    »Wie kann das wahr sein?«, knurrte Borey. »Das würde bedeuten, dass die Flucht von langer Hand geplant gewesen sein musste. Soviel ich weiß war es ein Überraschungsangriff. Weshalb sollte jemand gefälschte Papiere für ein Kind bereithalten?«
    Vilonor zuckte die Achseln. »Es ist die Wahrheit. Ich erlaube mir kein Urteil darüber.«
    »Ist das alles, was Sie wissen? Können Sie sich an etwas erinnern, irgendein Detail?«
    Vilonor schloss kurz die Augen, als müsste er nachdenken. Dann schüttelte er sachte den Kopf. »Nein, ich glaube, das war alles.«
    »Ich danke Ihnen für Ihren Mut, mir dies anzuvertrauen«, sagte Borey. »Ich werde Ihre Behauptungen einer Überprüfung unterziehen. Trotzdem würde ich gern wissen, weshalb Sie all die Jahre geschwiegen haben.« Skepsis lag in Boreys Stimme.
    Vilonor kehrte mit dem Fuß einige der Scherben auf dem Fußboden hin und her. Er wirkte angespannt. »Ich war mir darüber bewusst, dass es niemals einen Weg geben würde, meine Aussage zu beweisen. Immerhin hatte das Kind doch offiziell weder einen Namen noch ein Magisches Mal. Zudem hat man gleich nach dem Unglück einen weiblichen Säugling als Erben präsentiert. Ich wollte den neuen König doch nicht gleich mit einer Bloßstellung begrüßen. Deshalb habe ich geschwiegen.«
    Borey nickte, trug

Weitere Kostenlose Bücher