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Jenseits des Windes

Jenseits des Windes

Titel: Jenseits des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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Geisteskranke. Kein Gedanke lag ihr ferner, als mit einem Firunen in einer Gaststube gesehen zu werden.
    Der Valane schien ihre Empörung bemerkt zu haben. Er schnaubte verächtlich, sagte aber nichts. Der Firune warf ihm daraufhin einen strengen Blick zu. »Was ist?«, bellte er. Die zwei machten nicht den Eindruck, als wären sie gut befreundet.
    »Du kennst nicht einmal den Namen der Dame und machst dich an sie heran. Sie ist Valanin! Das ist widerlich.«
    »Ich mache mich nicht an sie heran!« Die Augen des Firunen verengten sich zu Schlitzen. Er wandte sich wieder an Elane. »Aber er hat insofern recht, dass ich Ihren Namen nicht kenne.«
    Elane hätte ihm unter normalen Umständen niemals ihren Namen genannt, aber er hatte ihr immerhin das Leben gerettet. Sie war es ihm schuldig. Vielleicht war er auf eine Belohnung aus … die Jonneth sicher nicht bezahlen würde. »Ich heiße Elane.« Elane Venell , fügte sie in Gedanken zu und schüttelte sich innerlich vor der Vorstellung, mit dem König verwandt zu sein, wenn auch nur angeheiratet.
    »Freut mich, Elane. Ich heiße Kjoren. Nur für den Fall, dass es Sie interessiert.« Er biss sich auf die Unterlippe und murmelte ein paar unverständliche Worte, die wie schroffe Flüche klangen.
    Elane wich erschrocken einen Schritt zurück. Seltsames Betragen! Ihr Blick glitt zu dem Valanen hinüber, der aussah, als müsste er sich ein Lachen verkneifen. Was ging hier vor sich?
    »Entschuldigen Sie mein Verhalten«, sagte Kjoren und machte eine beschwichtigende Geste, als er ihre Verwirrung zu bemerken schien. »Ich habe es in den letzten Wochen vorgezogen, meinen Namen nicht allzu freimütig zu nennen.«
    »Sind Sie ein gesuchter Verbrecher?« Erneut begann Elanes Herz, schneller zu schlagen.
    Kjoren lächelte breit. »O nein, machen Sie sich keine Sorgen. Dennoch behalte ich den Grund lieber für mich, falls es für Sie in Ordnung ist.«
    Elane nickte pflichtschuldig. Sie hätte sich gern verabschiedet, aber ihre Höflichkeit und gute Erziehung geboten es, die Sache nicht auf sich beruhen zu lassen. »Wie kann ich mich erkenntlich zeigen?«
    »Sie sind mir nichts schuldig«, sagte Kjoren. »Ich muss ohnehin weiterziehen.« Er reichte Elane zum Abschied die Hand. »Es sei denn, Sie wollen doch noch in den Grünen Gockel ?« Er offenbarte ein breites Grinsen. Elane ignorierte seine Worte. Auch der Valane streckte nun die Hand aus, um sich von ihr zu verabschieden. Erst jetzt fiel ihr etwas ins Auge, das ihr zuvor nicht aufgefallen war. Unter dem aufgekrempelten Hemdärmel des Valanen lugte etwas hervor, das ihr sehr bekannt vorkam. Eine verblasste Narbe, die ein charakteristisches Muster aufwies. Keinesfalls vollständig, aber die Anordnung der geschwungenen Linien war unverwechselbar. Sie erwischte sich dabei, wie sie darauf starrte , und wandte schnell den Blick ab.
    »Stimmt etwas nicht?«, fragte der Valane. »Sie sehen so blass aus.«
    »Woher haben Sie das Mal auf Ihrem Arm?« Ihre Stimme klang selbst für ihre Verhältnisse ungewohnt dünn.
    »Das hatte ich schon immer.«
    »Könnte mir jemand sagen, was los ist?«, mischte sich Kjoren ein. Elane ignorierte sein Gezeter.
    »Wie heißen Sie?«, verlangte sie von dem Valanen zu wissen. Sie sah ihm deutlich an, dass er überlegte, ob er seinen Namen nennen sollte oder nicht. Sein Blick glitt Hilfe suchend zu Kjoren, aber der zuckte nur die Achseln.
    »Leroy. Mein Name ist Leroy.«
    Elanes Knie gaben nach und knickten ein. Kjoren verhinderte einen Sturz, indem er ihr blitzschnell unter die Arme griff.
    »Was ist denn nur los mit Ihnen?« Er zog sie wieder auf die Beine.
    »Ich dachte, Sie seien tot«, flüsterte sie an Leroy gewandt. Übelkeit stieg in ihr auf und auch Leroy wich die restliche Farbe aus dem ohnehin blassen Gesicht. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er sie an.
    Eine Weile lang sagte niemand etwas, dann fand Elane als Erste ihre Sprache wieder. »Vielleicht sollten wir uns unterhalten. Aber nicht hier.«
    Die Männer begleiteten sie zurück auf die Hauptstraße, die am Hafen entlangführte. Sie folgten der Straße ein Stück nach Norden. Elane spürte die Blicke der Passanten auf sich. Ihr Kleid hing zerrissen an ihrem Körper und ihr Haar verdeckte zerwühlt ihre bloße Schulter. Sie schämte sich zutiefst und dankte dem b armherzigen Gott, als sie endlich einen kleinen Park erreichten. Sie ging so lange weiter, bis sie glaubte, ungestört zu sein und setzte sich auf eine niedrige Beetumfriedung aus

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