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Jenseits von Feuerland: Roman

Jenseits von Feuerland: Roman

Titel: Jenseits von Feuerland: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Federico
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regelmäßiger, um nach dem Rechten zu schauen.
    »Pedro!«, rief sie freudig und erleichtert und lief auf ihn zu. »Du bist wieder hier! Ist bei der letzten Lieferung alles gut verlaufen?«
    Er war vor etwa drei Wochen aufgebrochen, und eigentlich hatte sie ihn erst im nächsten Monat zurückerwartet.
    »Emilia!« Für gewöhnlich packte er sie an der Taille und hob sie hoch, um sie an sich zu pressen, doch diesmal wahrte er ungewohnten Abstand und deutete hinter sich. »Ich habe jemanden mitgebracht. Besuch für dich.«
    Sie hob den Kopf und sah weitere Pferde nahen, aber sie konnte die Reiter noch nicht erkennen.
    »Ist Arthur dabei?«, fragte sie und versuchte, gleichgültig zu klingen, obwohl ihr Herz einen freudigen Sprung gemacht hatte.
    Pedro schüttelte den Kopf. »Nein, der nicht – und, genau genommen, kenne ich diese Leute gar nicht. Ich selbst bin sehr zeitig am Morgen aufgebrochen, während diese hier wohl schon seit gestern auf der Suche nach der Estancia sind. Ich bin auf sie gestoßen, als sie gerade ein Lagerfeuer machten, und ins Gespräch mit ihnen gekommen, und als sie mich nach dem Weg zu dir fragten, habe ich ihnen gesagt, sie könnten mir nachreiten. Wahrscheinlich hätten sie sonst nie hierhergefunden.«
    Emilia bemühte sich, ihre Enttäuschung zu verbergen. Kein Arthur, dachte sie traurig und fügte sofort trotzig im Stillen hinzu: Wozu brauchte sie aber auch Arthur, sie kam gut ohne ihn zurecht, es war auch noch nicht so lange her, dass sie sich gesehen hatten, besser sie gewöhnten sich nicht zu sehr aneinander und …
    Im nächsten Augenblick verstummten alle Gedanken in ihrem Kopf. Die Reiter waren näher gekommen, Emilia konnte in ihre Gesichter sehen und erkannte sie sofort. Ein Aufschrei entrang ihrer Kehle.
    Pedro fuhr alarmiert zu ihr herum. »Hast du etwa Angst vor ihnen? Wenn ich gewusst hätte …«
    Emilia konnte nichts sagen, nur ein weiteres Mal aufschreien. Dann erst stammelte sie mit Müh und Not, dass sie nicht vor Entsetzen geschrien hatte, sondern vor Freude, und stürmte ohne weitere Erklärungen auf die Ankömmlinge zu.

28. Kapitel
    S ie hatte nie gewagt, es sich auch nur zu wünschen, ihn wiederzusehen. Die Hoffnung darauf war stets mit Angst und Scham befleckt gewesen. An Manuel zu denken tat weh – an ihn zu denken war unmöglich.
    Doch eben weil sie ihn aus ihrem Denken ausgemerzt hatte, war es nun so leicht, dem ersten Impuls zu folgen, auf ihn zuzulaufen, ihm um den Hals zu fallen. Und auch er wich nicht zurück, sondern drückte sie so fest an sich, dass sie kaum Luft bekam. Nach einer Weile hielt er sie kurz von sich, um sie eingehender zu betrachten, schloss sie aber alsbald wieder wortlos in die Arme.
    Cornelius Suckow.
    Der Mann, den sie ihr Leben lang für ihren Vater gehalten hatte. Und der es ganz plötzlich, ganz selbstverständlich wieder war, zumindest für diesen kurzen Moment.
    »Vater«, murmelte sie, »Vater …«
    All die Jahre hatte sie gedacht, sie könnte dieses Wort unmöglich aussprechen, ohne daran zu ersticken; besudelt müsste dieses Wort sein, regelrecht vergiftet – von der Schande ihrer wahren Herkunft, von der Trauer, weil sie deswegen die Heimat hatte verlassen müssen, von der Verlogenheit, weil er ihr doch ein Leben lang etwas vorgespielt hatte.
    Erst jetzt, als er ein zweites Mal abrückte und ihr ins Gesicht blickte, wusste sie, dass er sie nie angelogen hatte, zumindest nicht, was seine Zuneigung, seine Liebe, die Hoffnung, dass es ihr gutgehe, anbelangte.
    »Mein Gott … Emilia«, brachte er nach gefühlten Ewigkeiten heiser hervor, »ich dachte, ich würde dich nie wiedersehen.«
    »Was … was machst du denn hier?«
    Es dauerte eine Weile, bis sie diese Frage stellen konnte. Zu viele widerstrebende Gefühle ließen ihre Stimme brechen – die gleichen Gefühle, die auch ihm so deutlich ins Gesicht geschrieben standen: Wiedersehensfreude, Kummer über verlorene Jahre, Stolz, als sein Blick über die Estancia glitt und diese als ihr Werk ausmachte, auch ein wenig Verwirrung, weil sie ihm nicht mehr als Mädchen gegenübertrat, das von Manuel und von Deutschland träumte, sondern als erwachsene Frau, die Herausforderungen gemeistert hatte und durch Enttäuschungen gegangen war, tüchtig, stur, schroff. Wahrscheinlich konnte er sie von ihrem Gesicht ablesen – die Spuren des Kampfes um eine eigene Zukunft und für die Menschen, die zu ihr gehörten und die sie liebte.
    »Siehst du«, sagte plötzlich eine leise

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