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Jenseits von Feuerland: Roman

Jenseits von Feuerland: Roman

Titel: Jenseits von Feuerland: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Federico
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entscheidest nicht über mein Leben!«, rief sie. »Ich habe Geld. Genug Geld. Rita, Ana und Balthasar und zwischendurch auch Pedro werden sich um die Estancia kümmern – ich kann also tun, was ich will. Und ich will nach Deutschland. Das wollte ich schon immer. Ob mit dir oder ohne dich.«
    Hilflos rang er seine Hände. »Aber du hättest doch wenigstens mit mir darüber reden können!«
    Die Enttäuschung darüber, dass ihre Überraschung misslungen war und er sich alles andere als freute, schnürte ihr die Kehle zu, aber das wollte sie sich nicht anmerken lassen. »Du erzählst mir doch auch nicht alles, was du treibst«, rief sie empört. »Ich weiß zum Beispiel nicht, was du in Hamburg Dringendes zu erledigen hast.«
    Er ließ seine Hände erst sinken und verschränkte sie dann trotzig vor seiner Brust. »Bin ich verpflichtet, es dir zu sagen?«
    »Nein, bist du nicht!«, rief sie. »Und ich eben auch nicht! Du hast gesagt, dass du gemeinsam mit mir ein ruhiges Leben führen willst. Es ist dein Problem, wenn du dachtest, dass mir das genügt. Ich bin nicht in Patagonien verwurzelt, und wer sagt, dass ich den Rest meines Lebens dort verbringen will? Seit ich denken kann, wollte ich nach Deutschland gehen, der Heimat meiner Vorfahren!«
    Der sehnsuchtsvolle Unterton in ihrer Stimme schien ihm nicht zu entgehen. Sein Blick wurde etwas freundlicher, seine Lippen waren nicht mehr ganz so hart aufeinandergepresst. Langsam schien er zu ahnen, um wie viel angenehmer es war, mit ihr zu reisen als ohne sie. Trotzdem hielt er die Arme weiterhin vor der Brust verschränkt, anstatt sie an sich zu ziehen und sie zu küssen.
    »Freust du dich kein bisschen?«, fragte sie nicht mehr ganz so wütend.
    »Wenn ich gewusst hätte, wie gerne du …«
    »Nun, jetzt weißt du es. Und wenn du jetzt die ganzen drei Monate mit mir darüber streiten willst – dann bitte. Glaub nicht, ich könnte dir nicht Paroli bieten.«
    »Das würde ich nie und nimmer glauben«, gab er mit schwachem Lächeln zurück. »Aber ich will ja gar nicht streiten. Ich will nur einige Angelegenheiten klären, bevor … bevor …« Er geriet ins Stottern.
    »Bevor was?«
    »Bevor wir heiraten«, brach es aus ihm hervor.
    Sie lächelte kurz gerührt, verkniff es sich aber rasch und winkte ab. »Ach was«, meinte sie, »dafür bleibt später noch genug Zeit. Meinetwegen können wir gerne noch ein wenig länger in Sünde leben. Sofern du überhaupt noch mit mir sündigen willst, so ein bockiges Gesicht, wie du ziehst.«
    »Ach Emilia …« Er klang resigniert, zugleich jedoch auch heiser vor Begierde. Nun endlich nahm er die Arme von der Brust und zog sie an sich; sie vergrub ihr Gesicht in seinem Haar, küsste ihn. Später schauten sie sich lange an, versanken in den Augen des anderen. Keine Ablehnung stand mehr in seinem Gesicht, von nun an gab er sich freundlich wie immer, nur manchmal, wenn er dachte, dass sie es nicht bemerken würde, runzelte er die Stirn, wirkte nachdenklich, besorgt und irgendwie abwesend – und dabei blieb es während der ganzen langen Reise.

32. Kapitel
    S eufzend blickte Ana auf die Zutaten, die sie vor sich aufgestapelt hatte: Reis und Mehl, Sirup und Butter, Schweine- und Schaffleisch, außerdem Kräuter, Pilze und diverse Wurzeln. Sie hatte keine Ahnung, was sie mit all dem machen sollte. Emilia fehlte zwar an allen Ecken und Enden, aber nie hatte Ana sie so vermisst wie in diesem Augenblick.
    Eigentlich hatte Rita mit ihrer Hochzeit auf Emilias Rückkehr warten wollen, aber Balthasar hatte das brüsk von sich gewiesen: »Wer weiß, wie lange die beiden in Hamburg bleiben werden. Und selbst wenn sie sich bald wieder zur Abreise entschließen – die Fahrt dauert eine halbe Ewigkeit. Ich will nicht weitere Jahre auf dich warten!«
    »Denkst du, Emilia wird es in Deutschland gefallen und sie wird für immer dort leben?«, hatte Rita gefragt. Sie hatte es nicht ausgesprochen, aber sie hatte große Angst, ihre Freundin zu verlieren. Ana hatte versucht, sie ihr auszureden. Emilia mochte zwar seit langem eine Sehnsucht nach dem Land ihrer Vorfahren hegen, aber ihrer Meinung nach passte sie ins wilde Patagonien viel besser.
    Auch Balthasar glaubte offenbar nicht an eine Zukunft in Deutschland.
    »Die Frage ist: Wie lange bleibt sie an Arthurs Seite, wenn sie erst erfährt …«
    Er hatte diesen geheimnisvollen Satz weder auf Anas noch Ritas Drängen hin zu Ende geführt, und mittlerweile machten sie sich weniger Gedanken um

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