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Jenseits von Feuerland: Roman

Jenseits von Feuerland: Roman

Titel: Jenseits von Feuerland: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Federico
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wollten – allein dass sie nicht schon früher mit dem Sohn gebrochen hatte, erzeugte in ihr mehr Verachtung als Mitleid.
    »Ich … ich würde so gerne gutmachen«, stammelte Agustina.
    Aurelia trat dazwischen: »Was willst du gutmachen?«
    Agustinas Gesichtsausdruck wurde verlegen, und Ana beugte sich schnell zu der Kleinen.
    »Es gibt so viel zu tun und noch so viel zu klären. Lass uns einen Augenblick alleine, ja?«
    »Aber mir ist so langweilig!«, stieß Aurelia aus. »Und warum will niemand mein Bild sehen?«
    Ana seufzte, und es klang fast so theatralisch wie Don Andrea. Es war schlimm genug, zu kochen und obendrein Agustina zu trösten. Sie konnte sich nicht auch noch um Aurelia kümmern!
    »Pass auf«, schlug sie vor, »für die Hochzeit müssen wir die Estancia schmücken, und deswegen … deswegen brauchen wir Blumen, möglichst viele Blumen. Kannst du welche pflücken?«
    Zu Anas Erleichterung breitete sich sofort Begeisterung in Aurelias Gesicht aus. »Aber natürlich!«, rief sie und stürmte tatendurstig nach draußen.
    Ana nickte zufrieden. Wenigstens ein Problem war gelöst.
    »Ist sie nun katholisch oder protestantisch?«, fragte Don Andrea wieder.
    »Also, was kann ich tun, um dir zu helfen?«, fragte Agustina.
    Ana gab nach: »Am besten, du schneidest das Fleisch klein und reibst es mit Mehl und Kräutern ein.« Dann wandte sie sich an Don Andrea: »Und wenn Sie sich nicht sicher sind, dann taufen Sie Rita doch einfach noch mal! Ist es nicht so, dass man dafür nur Wasser braucht?«
    Sie grinste Maril an. »Hörst du? Nur Wasser – keine Tiere! Vielleicht ist es bei uns doch unkomplizierter als bei euch.«

    Aurelia war eine Weile nachdenklich vor dem Haus stehen geblieben und hatte dort missmutig den ebenso sandigen wie trockenen Boden gemustert. Balthasar hatte ihr so oft von seiner Heimat erzählt, in dem wunderschöne Blumen in kniehohem, tiefgrünem Gras wuchsen. Nur schwer konnte sie sich dergleichen vorstellen, und bis jetzt hatte sie solche Wiesen auch nicht sonderlich vermisst. Doch heute fand sie es sehr bedauerlich, dass es sie nicht auch hier, unmittelbar vor ihrem Haus, gab und sie Blumen pflücken konnte.
    Sie wollte schon wieder hineingehen, als ihr einfiel, wo zwar kein kniehohes Gras, aber zumindest Blumen wuchsen.
    Hinter einer der Koppeln wurde der Schafmist gelagert – für etwa ein halbes Jahr lang, ehe man ihn in kleine Stücke zerteilen und als Dünger verwenden konnte. Er war mit Stroh und Laub abgedeckt, und Emilia hatte darauf Kürbisse gepflanzt, um zu verhindern, dass der Mist austrocknete. Und zwischen den Kürbissen wuchs die eine oder andere Blume. Aurelia lachte begeistert auf, als sie daran dachte. Im nächsten Augenblick wurde sie wieder ernst. Wegen seines strengen Geruchs wurde der Schafmist ziemlich weit entfernt vom Haupthaus gelagert, und deswegen durfte sie nicht alleine dorthin gehen.
    Allerdings, dachte sie nach einer Weile, würde es ohnehin niemand bemerken. Emilia war nicht da und alle anderen mit der Hochzeit beschäftigt – und genau für diese Hochzeit wollte sie doch einen Beitrag leisten! Würde man ihr wirklich anlasten, ein Verbot zu brechen?
    Entschlossen machte sie sich auf den Weg zum Schafmist, wenngleich sie immer mal wieder stehen blieb.
    In den letzten Wochen hatte sie mehr und mehr Pflichten auf der Estancia übernommen, und wenn sie auch nicht ganz so gerne für die Schafe sorgte, wie sie zeichnete, war ihr das immer noch lieber, als im Haus zu arbeiten.
    Täglich half sie Ana nun dabei, die Wassertröge erst zu leeren und dann mit kaltem, frischem Wasser nachzufüllen. Diese Wassertröge mussten auf einem Podest stehen, das ihr etwa bis zu den Knien reichte, damit sie nicht durch Schafkot verunreinigt wurden. Beim Vorbeigehen lugte sie hinein. Noch war das Wasser halbwegs sauber – am Abend würde es gewiss mit Schlick und Disteln bedeckt sein. Der starke Wind war daran schuld – und auf den fluchte Ana ebenso oft wie auf die anspruchsvollen Schafe, die nur sauberes Wasser tranken.
    Aurelia kicherte, als sie an die fluchende Ana dachte. Ihre Mutter ärgerte sich darüber, wenn sie in Aurelias Gegenwart böse Worte sagte – doch sie selbst fand das lustig.
    Als die Schafe ihre Schritte hörten, kamen sie näher, und Aurelia ahnte, warum. Wenn Schafe frei wählen konnten, verzehrten sie lieber Blätter als Gras, und wenn schon Gras, dann am liebsten süßes, und da dergleichen meist nicht auf den Koppeln wuchs, pflückte

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