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Jenseits von Feuerland: Roman

Jenseits von Feuerland: Roman

Titel: Jenseits von Feuerland: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Federico
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bestieg. Noch größer als ihre Belustigung, wenn sie sich Arthurs erstauntes Gesicht ausmalte, war jedoch die Aufregung.
    Endlich, endlich war es so weit. Sie würde doch noch nach Deutschland reisen, obwohl sie diesem Traum vermeintlich abgeschworen hatte. Und wie mühelos alles geklappt hatte! Nun lohnte es sich, dass sie schon vor vielen Jahren einen Pass beantragt hatte und diesen mit einem Teil ihres Geldes in einem englischen Bankhaus in Punta Arenas deponiert hatte. Beides hatte sie nun an sich genommen und sich mit dem Geld eine Schiffspassage nach Hamburg gekauft – zu ihrem Glück war gerade noch eine Kajüte erster Klasse frei.
    Viel schwieriger, als das alles zu organisieren, war es, Arthur Abschiedsschmerz vorzuheucheln. Am liebsten hätte sie ihn getröstet, als er die lange Trennung beklagte, die ihnen nun bevorstand, doch sie verkniff es sich, um die Überraschung nicht zu verderben, zumal er sich ohnehin bald hinter aufgesetztem Gleichmut versteckte: Er würde ja so schnell wie möglich wieder zurückkehren, bekräftigte er immer wieder, er müsse in Hamburg aber noch wichtige Dinge regeln, dann stünde einer gemeinsamen Zukunft nichts im Weg.
    So waren sie voneinander geschieden; sie hatte ihm nachgewunken, dann die Männer gesucht, die sie auf ihrem Ausflug durch Patagonien begleitet hatten, und sie – mit einem Teil des Geldes und einem längeren Brief an Rita – zurück auf die Estancia geschickt.
    In dem Schreiben übertrug sie ihr und Ana die Verantwortung für die Estancia. Diese wäre nunmehr ihr Besitz, für den sie sorgen mussten, wann sie, Emilia, zurückkehre, wüsste sie nicht. Vielleicht schon bald, vielleicht aber auch für viele Jahre nicht. Jetzt wäre endlich die Zeit gekommen – Zeit, die Liebe zu Arthur einzugestehen, aber auch Zeit, einen alten Traum zu leben, den Traum von Deutschland.
    Sie bedauere aufrichtig, so hatte sie auch geschrieben, dass sie nicht mehr mit den beiden sprechen, es ihnen nicht ausführlicher erklären könne, aber dazu fehlte die Zeit. Sie hoffe auf Verständnis, wüsste zudem, dass Balthasar alles tun würde, damit es ihr und Aurelia gutgehe … und sie würde sich natürlich so bald wie möglich wieder melden …
    Sie schrieb die Worte so schnell, dass sie viele Fehler machte, aber sie nahm sich nicht die Zeit, sie auszubessern, sondern wollte so schnell wie möglich auf das Schiff.
    Auch hier galt es zunächst, ihre Ungeduld zu bezähmen. Am liebsten wäre sie sofort zu Arthur geeilt, aber sie ahnte, dass seine Überraschung, sie zu sehen, noch größer sein würde, wenn sie noch bis zum nächsten Morgen wartete. Die Nacht erschien ihr endlos lang. Sie konnte nicht schlafen, ging in der kleinen Kajüte auf und ab, rieb erregt die Hände aneinander und kicherte zwischendurch los. Sie hatte viel erlebt – und doch erschien ihr die Entscheidung, mit Arthur nach Hamburg zu reisen, als größtes Abenteuer in ihrem Leben.
    Als im Morgengrauen das Schiff ablegte, blieb sie nicht lange an der Luke stehen, um zu sehen, wie das dunstverhangene Punta Arenas langsam ihrem Blick entschwand, sondern stürzte regelrecht zu Arthurs Kajüte. Noch gestern hatte sie sich beim Steward erkundigt, wo Herr Hoffmann untergebracht sei. Auch er hatte ein Ticket erster Klasse erstanden.
    Laut klopfte sie an der Tür.
    »Ja?«, hörte sie ihn antworten. Seine Stimme klang ziemlich schlecht gelaunt.
    »Hier ist der Steward«, antwortete sie lachend.
    Eine Weile blieb es still in der Kajüte, dann hörte sie Schritte. Er riss die Tür auf, lief fast in sie hinein und starrte sie dann völlig entgeistert an, als würde er ein Gespenst sehen. »Was machst du denn hier?«
    »Such es dir aus!«, antwortete sie kichernd und drängte sich an ihm vorbei. »Vielleicht könnte ich deine Krankenschwester sein, die dir beisteht, wenn du dich vor Seekrankheit übergibst. Vielleicht bin ich dir auch als Freudenmädchen nützlich, das dir die Zeit vertreibt.«
    Er rührte sich nicht, starrte sie nur fassungslos an. Dass er überrascht sein würde, hatte sie erwartet, jedoch nicht dieses Ausmaß an … purem Entsetzen. »Emilia, wie kommst du nur auf die Idee, dass du …«
    Klang es etwa vorwurfsvoll?
    Sämtliches Lachen in ihr erstarb. »Hast du erwartet, ich würde dich künftig bei allem, was ich tue, um Erlaubnis fragen?«, fuhr sie ihn an.
    »Aber wie kannst du nur …? Ohne mich zu fragen …?«
    Auch er schien nun verärgert, was ihre Wut noch mehr anstachelte.
    »Du

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