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Jenseits von Feuerland: Roman

Jenseits von Feuerland: Roman

Titel: Jenseits von Feuerland: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Federico
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Emilias Entscheidung als darum, wie sie sie auf der Estancia möglichst gut ersetzen und auch ohne ihre Hilfe die Hochzeit vorbereiten und feiern konnten.
    Als größte Herausforderung stellte sich hierbei das üppige Mahl heraus, das gekocht werden sollte. Kaum etwas bereitete Ana je Anstrengung – doch wenn sie nun auf die Zutaten blickte, die auf ihre Verarbeitung warteten, brach ihr der kalte Schweiß aus. Sie hatte noch nicht entschieden, was sie als Erstes tun sollte, als Don Andrea zu ihr trat und mehrmals theatralisch seufzte – wie immer, wenn ihm irgendetwas Sorgen bereitete, er es jedoch nicht von sich aus bekunden, sondern lieber danach befragt werden wollte.
    »Was ist los?«, fragte Ana und ließ ihren Blick nicht von den Zutaten. Ob Reis und Pilze irgendwie zusammenpassten?
    »Ich bin wirklich gerne Gast auf dieser Estancia«, setzte Don Andrea an, »Mensch und Tier werden hier gleichermaßen gut behandelt, und natürlich möchte ich Signorina Rita und Signore Baldassare gerne trauen, es ist nur … wissen Sie vielleicht, ob die Signorina … Es heißt, sie sei eine Mapuche … und deswegen gelte es zu klären, ob sie überhaupt getauft ist … Weil das doch die Voraussetzung für eine christliche Eheschließung ist.«
    Ana verdrehte die Augen. »Woher soll ich das wissen?«, fragte sie unwirsch.
    »Aber ich kann sie nicht trauen, wenn ich nicht weiß, ob sie getauft ist!«, rief Don Andrea seufzend.
    Aus den Augenwinkeln nahm Ana Maril wahr, der im Türrahmen gelehnt stand. Sie wusste nicht, wie lange er schon beobachtete, wie sie tatenlos vor den Zutaten stand, und hoffte unwillkürlich, er hätte ihre Hilflosigkeit nicht bemerkt. Nun musterte er Don Andrea verständnislos: »Bei euch ist das kompliziert!«, stieß er aus. »Uns Tehuelche muss niemand trauen oder verheiraten oder sonst was! Wenn der Preis einer Frau feststeht, dann führt der Vater der Braut seine Tochter einfach zum Zelt des Bräutigams. Und der schlachtet zwei Stuten und gibt ein Festmahl.«
    Ana drehte sich zu ihm um. »Und das ist alles?«
    »Nun, im Laufe des Tages versammeln sich Wahrsager um das Zelt und geben den jungen Eheleuten Ratschläge. Und endgültig verheiratet ist man erst, wenn man die Nacht gemeinsam in einem Zelt verbracht hat und die ganze Tolderia es bezeugen kann.«
    Don Andrea seufzte wieder, bekundend, dass er solche Sitte unmöglich gutheißen konnte. Ana jedoch war neugierig geworden. »Was meintest du damit – wenn der Preis der Braut feststeht?«
    »Nun, ganz einfach. Es muss vor der Ehe geklärt werden, wie viel eine Frau mitbringt. Das können bis zu vierhundert Tiere sein und …«
    Er verstummte, ehe er den Satz zu Ende bringen konnte, und trat rasch zur Seite, denn hinter ihm war Agustina erschienen, die nun ihren Kopf in die Küche steckte und leise fragte, ob sie helfen könne.
    Ana zuckte die Schultern. Es lag ihr auf der Zunge, einzugestehen, wie dringend sie Unterstützung beim Kochen nötig hatte – allerdings konnte sie sich noch gut an Emilias Geschichten erinnern, die diese über Agustinas Herberge erzählt hatte. Nicht nur, dass sie völlig verdreckt gewesen war, als sie sie zum ersten Mal betreten hatten – obendrein war das Essen immer angebrannt, bis sie sich selbst darum gekümmert hatte. Ob Agustina seitdem dazugelernt hat?
    Ana musterte die alte Frau nachdenklich. Sie wirkte zart und fahrig wie eh und je und litt obendrein an Gicht, doch seit sie auf der Estancia lebte, war sie etwas aufgeblüht, hatte Gewicht zugelegt und Farbe bekommen. In ihren Augen stand zwar steter Schmerz, und Ana ahnte, dass sie sich Sorgen um Esteban machte und ein schlechtes Gewissen hatte, weil sie ihn verlassen hatte, doch sie sprach nie über ihn. Auf Ritas Bitte hin behandelte Ana sie höflich, wenngleich sie nicht wusste, welch üble Flüche ihr entkommen wären, hätte Agustina auch nur ein freundliches Wort über Esteban gesagt. Rita selbst machte Agustinas Anwesenheit nicht minder zu schaffen, aber als sie gehört hatte, wie Esteban die eigene Mutter fast totgeprügelt hatte, hatte sie nicht gezögert, sie in ihrem und Emilias Namen auf der Estancia aufzunehmen.
    »Ich komme beim Kochen gut allein zurecht«, erklärte sie nun, »aber vielleicht kannst du Don Andrea helfen. Weißt du, ob Rita getauft ist?«
    Agustina zuckte hilflos mit den Schultern.
    »Selbst wenn geklärt ist, ob sie getauft ist. Ich muss auch wissen, ob sie katholisch oder protestantisch ist!«, warf Don Andrea

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