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Jenseits von Feuerland: Roman

Jenseits von Feuerland: Roman

Titel: Jenseits von Feuerland: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Federico
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sinken sollte. Doch zu ihrer Erleichterung musste sie sich so viel Mühe gar nicht mehr machen.
    »Der Tümpel ist nicht sonderlich tief«, stellte Arthur fest. »Man könnte nach deinem Armband tauchen.«
    Sie wollte gerade einwenden, dass sie nicht schwimmen konnte, als er prompt aus seinen Stiefeln schlüpfte und danach sein Hemd ablegte. Sie verbiss sich ein Grinsen. Alles war noch viel leichter, als sie gedacht hatte.
    »Du musst nicht …«, setzte sie an, aber da watete er schon trotzig entschlossen in den Tümpel. Das schmutzige Wasser reichte ihm selbst an der tiefsten Stelle gerade mal bis zur Hüfte.
    »Wo genau hast du es verloren?«
    »Gerade dort, wo du stehst!« Sie deutete auf eine Stelle in Ufernähe und sah mit Freuden zu, wie er untertauchte. Als er sich nach einer Weile wieder prustend erhob, war sein Haar nicht länger blond, sondern dreckig und sein schönes Gesicht schlammverschmiert. Er rieb sich die Augen.
    »Ich sehe gar nichts, aber ich kann den Grund ertasten«, verkündete er stolz. »Du wirst sehen, ich finde dein Armband.«
    »Gewiss!«, rief sie hoffnungsfroh und dachte im Stillen: Und danach erwartest du wohl, dass ich dir die Mühen mit einem Kuss, ja gar einer Liebesnacht entlohne …
    Wieder verschwand er in der bräunlichen Brühe, doch diesmal wartete sie nicht ab, bis er prustend wieder auftauchte, sondern nahm rasch sein Hemd an sich. Kurz überlegte sie, ihm auch die Stiefel zu rauben, entschied sich jedoch dagegen – so böse wollte sie denn doch nicht sein. Hastig lief sie auf ihr Pferd zu, schwang sich darauf und packte auch seines bei den Zügeln.
    Als er diesmal auftauchte, klebte noch mehr Schlamm auf seinem Körper; schwarz tropfte es von seinen Haaren, und er rieb sich wieder die Augen.
    »Emilia! Emilia?«
    Verwirrt drehte er sich mehrmals um die eigene Achse, blickte dann erst hoch und sah sie auf dem Pferd sitzen. Er kniff die Augen fest zusammen, riss sie dann weit auf. Seine Miene wurde ungläubig. »Was machst du denn da?«
    Sie lächelte ihn zuckersüß an. Am liebsten hätte sie es ihm wütend und ungeduldig ins Gesicht geschrien, doch sie riss sich zusammen und erklärte ebenso freundlich wie gedehnt: »Dich zum Narren halten, was sonst?«
    »Emilia …«
    Das Lächeln schwand von ihren Lippen, ihre Stimme wurde hart und kalt. »Vielleicht lassen es sich die Frauen in Hamburg bieten, wenn man Wetten auf sie abschließt – aber ich ganz sicher nicht.«
    »Du wusstest …?«, hauchte er fassungslos.
    »Dachtest du wirklich, es täte mir leid, wie ich dich behandelt habe? Ha! Besser wär’s gewesen, nicht nur zu drohen, den Weinkrug auf dem Schädel zu zerschellen, sondern es sofort zu tun.«
    Nun endlich löste er sich aus der Starre, watete durch den Tümpel und rannte, kaum hatte er das Ufer erreicht, auf sie zu. Noch ehe er hektisch nach den Zügeln der Pferde fassen konnte, hatte sie die Tiere schon angetrieben, und er griff nur mehr in die Luft.
    »Du kannst mich doch nicht einfach hier zurücklassen!«, schrie er erbost.
    »Große, starke Männer wie du schaffen es gewiss auch zu Fuß bis nach Hause!«, rief sie über ihre Schultern und hieb dem Pferd die Fersen in die Flanke. Als sie sich ein letztes Mal zu ihm umdrehte, sah sie, wie er ihr schlammverkrustet nachblickte und drohend die Faust hob, doch sie lachte aus ganzer Seele und konzentrierte sich dann wieder aufs Reiten. Wenn sie nicht achtgab, würde sie vielleicht vom Pferd fallen und er könnte sie einholen.
    Schon beim Hinritt hatte sie den Wind genossen, jetzt wehte er noch stärker, wirbelte ihre Haare in die Lüfte, blähte ihr Kleid. Sie lachte und lachte, lachte so schallend laut, dass ihr ganzer Körper bebte. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal so gelacht und an etwas so großen Spaß gefunden hatte. Und dann, als ihr Lachen verstummte, genoss sie es, keinen Menschenlaut mehr zu hören, nur das Trampeln der Hufe, das Röhren des Windes und die Vögel, die den Himmel zerschnitten.
    Als sie bei der Herberge ankam, war ihr Haar völlig zerzaust und ihr Gesicht gerötet.
    Arthurs hässlicher Freund hockte auf einer schmalen Bank auf der Straße und blickte ihr verwundert entgegen. Er hielt ein Stück weißes Papier auf seinem Schoß und fuhr mit einem Kohlestift darüber. Schon in den letzten Tagen war ihr aufgefallen, dass er beides fast ständig bei sich hatte und immer etwas zeichnete – doch sie hatte sich noch nie angesehen, was es war.
    Wendig sprang sie

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