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Jenseits von Feuerland: Roman

Jenseits von Feuerland: Roman

Titel: Jenseits von Feuerland: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Federico
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Selbstbeherrschung zusammennehmen, um ihm keinen Klaps zu versetzen.
    »Ich … ich wollte einfach nur mit dir alleine sein«, gab sie schließlich kleinmütig zu. »Um in Ruhe mit dir zu reden …«
    Sein Lächeln konnte nicht noch breiter sein. Für Momente schien er kein erwachsener Mann zu sein, sondern ein kleiner Lausejunge, der sich sicher war, dass sein Streich gelang. Nicht nur der übliche Stolz lag in seinen Zügen, auch so viel Unbekümmertheit. Er konnte sich wohl gar nicht vorstellen, dass ihm irgendjemand Böses wollte, war so vertrauensselig und weltoffen, als hätte ihm das Leben noch nie einen groben Brocken zu schlucken gegeben.
    Vielleicht war das auch so, und als sie ihn betrachtete, fühlte sie nicht nur Ärger und Rachsucht in sich aufsteigen, sondern Neid. Irgendwann, schoss es ihr durch den Kopf, war ich auch einmal so. Nein, gewiss nicht so dreist zu glauben, ich könnte jedes Herz brechen. Aber so unbeschwert, so hoffnungsvoll, so arglos – überzeugt davon, dass man etwas nur wollen muss, um es zu kriegen. Ob man seiner auch würdig ist – das zählte nicht.
    »Worüber wolltest du mit mir reden?«, fragte er raunend. Er hatte ihre Hand nicht wieder losgelassen, seit er ihr vom Pferd geholfen hatte.
    Emilia senkte vermeintlich beschämt ihren Blick. »Weißt du«, setzte sie an, »an diesem ersten Tag … in der Gaststube … da war ich sehr, sehr unfreundlich zu dir.«
    »Ach was!«, rief er leichtfertig. »Das ist doch nicht der Rede wert! Du hast dich doch bereits dafür entschuldigt, und ich habe es längst vergessen!«
    »Aber so einfach ist das nicht«, beharrte sie. »Ihr beide, du und dein Freund, hattet diese lange Reise hinter euch, und ich keife euch derart an. Ich will meine Herberge doch gut führen!«
    »Das tust du doch, Emilia, das tust du!«
    »Und besonders leid tut es mir, dass ich mich ausgerechnet gegenüber meinen Landsleuten so schäbig verhalten habe …« Sie verstummte, als er einen Schritt auf sie zumachte und sein Körper nun dicht an ihren gepresst stand. Dass er ein schöner Mann war, hochgewachsen und schlank, war bis jetzt eher ein Grund gewesen, ihn noch mehr zu verachten – imponiert hatte es ihr keineswegs. Nun ging ihr auf, wie fest und warm die Hand war, mit der er sie hielt. Sie spürte seinen Atem, roch seine Haut. Der letzte Mann, der sie umarmt hatte, war Pedro gewesen, aber der zählte trotz seiner Leibesfülle irgendwie nicht als Mann, glich vielmehr einem großen Kind. Und davor … vor Pedro … war es Manuel gewesen, der sie berührt, gestreichelt, gehalten hatte.
    Sie schluckte trocken – verwirrt, dass die Erinnerungen an die gemeinsame Nacht ausgerechnet jetzt hochstiegen, das Beben, die Sehnsucht, der Schmerz und die Ahnung von Lust.
    Vorsichtig löste sie sich aus Arthurs Griff und trat zum Tümpel. Die Oberfläche war so schmutzig, dass sie ihre Gestalt nicht reflektierte.
    »Mach dir keine Gedanken«, tröstete er sie, »ich nehme es dir wirklich nicht übel, und …«
    Er hielt inne, als ihr plötzlich ein lauter Aufschrei entfuhr. »O mein Gott!«, rief sie.
    »Emilia, was hast du?« Prompt eilte er an ihre Seite.
    Sie blickte starr auf den Tümpel. Eben noch sumpfig, kräuselte sich nun seine Oberfläche sanft.
    »Ich habe es verloren!«, rief sie mit jämmerlichem Tonfall, den sie lange mit Ana geübt hatte. »Oh, ich habe es verloren!«
    »Was denn?«
    Er beugte sich tiefer über den Tümpel. Das Wasser war viel zu trüb, um etwas zu erkennen, und gerade das machte sie sich zunutze. Schließlich hatte sie nichts weiter hineinfallen lassen als einen winzigen Stein.
    »Mein Gott!«, stieß sie wieder aus. »Das Armband! Das Armband meiner Großmutter!«
    Sie schickte ein kleines Stoßgebet zum Himmel und hoffte, dass ihre Verzweiflung in seinen Ohren nicht so verlogen klang wie in ihren.
    »Welches Armband?«, fragte Arthur verständnislos.
    »Ich trage es immer bei mir! Seit ich ein kleines Mädchen war! Es war ein Geschenk zu meiner Taufe. O mein Gott! Es muss sich irgendwie von meiner Hand gelöst haben und ist in den Tümpel gefallen. O Gott, o mein Gott!«
    Jetzt klang sie nicht einfach nur verzweifelt, sondern hysterisch. Hoffentlich verhielten sich die Fräulein, mit denen Arthur sonst kokettierte, genauso – blutleere Geschöpfe wahrscheinlich, die immer gleich in Ohnmacht fielen.
    Sie griff sich an ihr Herz, verkrampfte die Hand zur Faust und überlegte, ob sie entweder schluchzen oder gegen seine Brust

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