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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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Arm?«
    Â»Yebo.« Tiki Magwaza riss erstaunt die Augen auf. »Kennen Sie ihn?«
    Â»Yebo«, rief Naki als Echo seiner Mutter und zeigte mit der Hand direkt über den Ellbogen. »Hier war er abgeschnitten.«
    Jills Herz wurde bleischwer. Ihre schlimmsten Befürchtungen hatten sich gerade bestätigt. »Ja, den kenne ich. Schon lange. Er ist ein sehr schlechter Mensch. Wo ist meine Tochter jetzt?« Bitte, bitte, komm zur Sache, Tiki, setzte sie schweigend hinzu, ich geh sonst die Wände hoch. Aber sie lächelte nur, wenn auch deutlich verkrampft.

    Der Blick der dunklen, dicht bewimperten Augen flackerte zu ihr herüber. »Naki hat ihr geholfen wegzulaufen. Alle waren in der kleinen Hütte gefangen … Dann kam der Regen und …« Sie verdrehte die Augen und suchte nach Worten. »Unyazi … Verstehen Sie?«
    Â»Ja, natürlich, Blitzschlag.« Jill nickte und bekam feuchte Hände. Wo hatte der Blitz eingeschlagen?
    Die Zulu lächelte breit. »Yebo! Dann brannte der …« Ihre Hände flogen hoch und sie hob die Schultern in einer hilflosen Geste, dann redete sie auf Zulu weiter. »Die Mädchen saßen alle unter dem Dach vom Vorratsspeicher. Dann kam der Blitz und das Dach brannte und alles drum herum. Die Mädchen rannten weg, aber der mit dem einen Arm hat sie alle wieder eingefangen und in unsere Hütte mit den Steinwänden gebracht.«
    Jill musste sich einen Kloß aus der Kehle räuspern. »War meine Tochter auch unter dem Dach vom Vorratsspeicher, als der Blitz kam?«
    Â»Cha, nein«, entgegnete die Zulu lebhaft. »Die hatte der Mann schon vorher in der Hütte mit den Steinwänden eingesperrt.« Jetzt redete Tiki wieder stockend auf Englisch weiter. »Dann kam der Regen, und da war dann ein kleines Loch in der Wand … Naki hat die Steine aus der Wand herausgekratzt … mit einem Nagel, bis da ein großes Loch war. Deine Tochter ist hindurchgekrochen und weggelaufen.« Ihr ganzer Stolz auf die Tat ihres Sohnes stand ihr ins Gesicht geschrieben.
    Naki grinste bei den Worten seiner Mutter glücklich zu Jill hoch. »Sie wollte ein Loch unter dem Zaun graben und dann auf die andere Seite hindurchklettern.«
    Â»Welchen Zaun, Naki?« Ihr Herz hämmerte ihr in den Ohren.
    Â»Von Inqaba .« Der Klick in der Mitte klang, so wie er ihn aussprach, wie eine kleine Explosion. Er tanzte vor Aufregung auf seinem Sitz herum.

    Mit offenem Mund starrte Jill ihn an. Catherine, die Stimme aus der Vergangenheit, hatte recht gehabt. Kira war auf Inqaba und kämpfte sich in dieser Minute durch den Busch. Allein. Sie sprang auf, zwang sich aber, sich sofort wieder hinzusetzen. »Wann war das?«
    Â»Ekuseni«, antwortete Tiki.
    Â»Yebo«, bestätigte ihr Sohn eifrig und löffelte den letzten Rest Eis auf.
    Â»In der Morgendämmerung«, wiederholte Jill leise und rechnete die Zeit aus, die ihre Tochter bereits auf dem gefährlichen Gelände Inqabas unterwegs war. Ungefähr fünf Stunden. Ihr Blick irrte hinüber zu der großen Karte ihres Wildreservats, die an der gegenüberliegenden Wand hing. Fünf Stunden. Wo war ihre Kleine jetzt? Mit den Augen unterteilte sie die Karte in Stundensegmente. Sie schätzte, dass ihre Tochter von dem Punkt aus, an dem sie vermutlich Inqaba betreten hatte, den halben Weg zur Lodge geschafft haben musste. Wenn sie auf dem Serviceweg unterwegs war.
    Wenn alles glattgegangen war.
    Wenn sie keinem Raubtier begegnet war. Weder einem vierbeinigen noch einem zweibeinigen.
    Naki stellte sein Eisglas zurück auf den Tisch. Es war blank geputzt. Er wischte sich die letzten Reste mit beiden Händen gründlich von seinem Mund und schleckte die Finger ab. »Aber jemand hat sie gefunden und wieder zurückgebracht«, sagte er.
    Jill war, als wäre eine Bombe in ihr Gesicht explodiert. Sprachlos starrte sie den kleinen Kerl an, der ihr arglos in die Augen lächelte. »Naki, was sagst du da?«
    Das Lächeln verschwand schlagartig, Naki rutschte unbehaglich im Sessel herum und hatte ganz offensichtlich den Eindruck, dass er etwas falsch gemacht hatte. »Einer hat sie gefunden und zurückgebracht«, wiederholte er leise. »Sorry, Ma’am.« Er verzog sein Gesicht, als wäre das alles seine Schuld.

    Â»Wo ist sie jetzt?«, wisperte Jill und legte ihm eine Hand auf den Kopf, um ihn zu beruhigen.
    Naki, der

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