Jenseits von Timbuktu
bringe euch zum Restaurant.«
Jill hielt ihn zurück. »Alles, was sie möchten, und so viel sie möchten«, raunte sie ihm zu. »Und gib ihnen ordentlich etwas für zu Hause mit. Denk aber daran, dass sie wohl keinen Kühlschrank besitzen.«
»Wird gemacht«, sagte Jonas und führte die junge Frau und den kleinen Naki hinüber ins Restaurant.
Jill sah ihnen nach. Tiki Magwaza schien vor lauter Aufregung keine Luft mehr zu bekommen, und ihrem Sohn hatte es offensichtlich glatt die Sprache verschlagen. Die beiden folgten Jonas stumm zu einem Tisch. Wie alle anderen war er mit blassrosa Tischdecke, passenden Servietten und silbernem Besteck eingedeckt. In der Mitte prangte ein Gesteck aus rosa Anthurien. Erfreut sah Jill, dass Jonas der Zulu galant einen Stuhl zurechtrückte. Tiki quittierte das mit einem verlegenen Kichern und lieà sich so vorsichtig darauf sinken, als traue sie seiner Haltbarkeit nicht. Dann lehnte sie sich mit der Haltung einer Königin zurück. Auch Naki saà schon, allerdings ganz vorn auf der Stuhlkante, und nuckelte schon wieder am Daumen.
Jonas winkte Thabili heran, die sich mit den Speisekarten zwischen den Tischen hindurchschlängelte, sagte etwas zu ihr und deutete dabei auf die beiden. Die Zulu begrüÃte Mutter
und Sohn darauf lächelnd, breitete die gestärkten Servietten über ihren Schoà und las ihnen anschlieÃend die Speisekarte vor. Offenbar machte sie sich ein Vergnügen daraus, Tiki und Naki nach allen Regeln eines gehobenen Restaurants zu verwöhnen. Zufrieden wandte sich Jill ab.
»Wir sollten auch etwas essen und dabei besprechen, wie wir vorgehen«, meinte Nils, der sich zu ihr gesellt hatte. »Mir ist übrigens eine Idee gekommen: Vielleicht sind die Schüsse auch ein Täuschungsmanöver von dem Kerl, nur dazu inszeniert, uns von Lias Farm wegzulocken â¦Â«
Ein Ruck ging durch Jill. »Von Pienaar?«
Nils nickte. »Die Schüsse waren im östlichen Teil, und der ist am weitesten von Lias Farm entfernt. Er rechnet vielleicht damit, dass du alle Ranger dorthin schickst  â und niemanden mehr als Schutz in der Nähe hast. Wir wissen nicht genau, wo Kira und die anderen sind, und auch nicht, wie viele Leute sie bewachen. Es könnte sein, dass wir alle Mann brauchen, die wir auftreiben können. Wenn alle den Schüssen nachgehen â¦Â«
Sie starrte ihn entsetzt an. »ScheiÃkerl«, murmelte sie schlieÃlich.
»Präzise beschrieben.«
Jill hatte ihr Telefon hervorgezogen und tippte auf eine der Kurzwahltasten. »Thabili, Jill hier. Lass uns bitte irgendetwas Nahrhaftes zum Haus herüberbringen. Etwas, was wir mitnehmen und mit den Fingern essen können. Und so schnell wie möglich. Danke!« Sie legte auf und sah Nils an. »Ich muss mich noch kurz nach Marina und unseren Kranken erkundigen. Die hatte ich tatsächlich fast vergessen.«
Es stellte sich heraus, dass Kamali, nachdem sie ein wenig gegessen hatte, schnell eingeschlafen war und noch immer schlief, Luca näherte sich schon wieder seinem normalen Wesen, das hieÃ, er rannte wie ein Irrwisch mit weit ausgebreiteten Armen und laut brummend durch sein Zimmer.
»Ich bin ein Flugzeug«, informierte er Jill, als die um sie Ecke bog.
Sie fing ihn auf und begab sich mit einem Anflug von schlechten Gewissen, weil sie Marina so einfach ihrem Schicksal und Luca überlassen hatte, auf die Suche nach ihr. Die Schauspielerin saà am Bett des Regisseurs und fütterte ihn löffelweise mit Suppe. Als Jill eintrat, drehte sie sich um, lieà den Löffel sinken und sah sie forschend an. »Gibtâs was Neues? Habt ihr etwas von Kira gehört?«
Jill scheuchte Luca aus dem Zimmer. Was sie Marina zu berichten hatte, musste er nicht unbedingt hören. Seine Fantasie wucherte ohnehin unkontrolliert in alle Richtungen. Als er davongebrummt war, brachte sie Marina schnell auf den neuesten Stand.
»Du kannst gar nicht ermessen, wie dankbar wir sind, dass du uns den Rücken freihältst. Wir fahren jetzt zu dieser Farm, auf der unsere Tochter angeblich festgehalten wird, und werden sie durchsuchen. Falls du mich erreichen musst, versuche es auf unseren Mobiltelefonen, sonst bei Jonas über Funk. Zak wird hierbleiben und für eure Sicherheit sorgen.« Sie schaute hinunter auf Flavio, der ermattet in den Kissen lag. Sein Gesicht war grau und die Wangen waren
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