Jenseits von Timbuktu
von ihr im dichten Strauchwerk lag.
»Was ist?«, meldete sie sich flüsternd, während sie angestrengt hinüber zu dem mächtigen Tier spähte, um zu sehen, ob es die beiden Menschen gewittert hatte. Sie war bereit, sofort den Rückzug anzutreten, sollte es angreifen. Erst beim zweiten Hinsehen bemerkte sie die Fliegenwolken über dem Körper. Das konnte nur eines heiÃen: Das Tier war tot. Zorn stieg ihr in den Kopf.
»Moment bitte«, sagte sie und lieà das Funkgerät sinken. Vorsichtig näherte sie sich ein paar Schritte. Der wimmelnde Fliegenpelz schwirrte aufgescheucht in die Luft, kreiste und fiel dann wieder über die blutige Wunde auf der Stirn des Tiers her. Es gab keinen Zweifel: Das Nashorn war wegen seines Horns gewildert worden.
Das Funkgerät in ihrer Hand quakte laut, und sie hob es dicht an den Mund. Der Empfang hier oben war nicht sehr gut. »Hallo, wer will was von mir?«
Jonas sagte es ihr, aber sie musste ein paarmal nachfragen, ehe sie begriff, was er erzählte.
»Was?«, schrie sie so laut, dass Wilson herumfuhr. Mit gezogener Waffe rannte er um das Gefährt herum, wobei er wilde Blicke um sich warf, als erwartete er, jeden Moment einem Raubtier oder schwer bewaffneten Banditen gegenüberzustehen. »Sag das noch einmal«, flüsterte sie, spürte wie ihr erst heià und dann kalt wurde. Dann blieb ihr plötzlich die Stimme weg, und die Tränen schossen ihr in die Augen. »Ich komme«, krächzte sie erstickt, winkte Wilson und sprang in den Wagen. Sie startete den Motor und fuhr so heftig an, dass Steine und grober Sand wegspritzten, noch ehe Wilson die Wagentür geschlossen hatte.
»Ist was passiert?«, rief er.
Statt zu antworten, warf sie ihm ihr Handy in den SchoÃ. »Sieh zu, dass du meinen Mann erreichst. Drück einfach die erste Kurzwahltaste. Wenn er dran ist, drückst du auf die Lautsprechtaste und hältst mir das Telefon so hin, dass er mich verstehen kann.«
Der Weg  â eigentlich nichts weiter als eine schmale Schneise, die man in den Busch geschlagen hatte  â war uneben, voller Geröll und Rinnen. Jill brauchte beide Hände am Steuerrad. Zum Telefonieren anhalten konnte sie jetzt nicht. Es würde sie Minuten kosten, die sie nicht hatte.
»Hi, Boss, Wilson hier«, hörte sie ihren Bodyguard. »Ihre Frau will mit Ihnen reden.« Er hielt ihr den Hörer hin. »Dein Mann.«
»Honey â¦Â« Für ein paar Sekunden konnte sie nicht sprechen, weil sie von einem Weinkrampf geschüttelt wurde.
»O Gott, was ist passiert?« Nilsâ Stimme hallte im Wagen wider. »Ist dir etwas zugestoÃen? Hast du einen Unfall gehabt?«
»Nein, nein, nicht mir â¦Â« Sie räusperte sich, und dann konnte sie weitersprechen. »Mir ist nichts zugestoÃen ⦠Tiki, die Frau von Africa, dem Ranger, der bei uns die Geier gewildert hat, steht an der Rezeption und will mir sagen, wo sich Kira aufhält. Tiki hat mit ihr gesprochen ⦠Hörst du? Sie hat mit unserer Kleinen gesprochen! ⦠Nein, Näheres weià ich nicht. Tiki will nur mit mir reden. Bitte, dreh um und komm so schnell du kannst nach Hause.«
»Bin sowieso schon auf dem Heimweg von Lias Farm.«
»Habt ihr etwas gefunden?«
»Anitas Schlüsselbund und ihr Handy beim Löwengehege. Dirk ist fast durchgedreht, kann ich dir sagen â¦Â«
»O Gott ⦠und Kira und die anderen Mädchen?«
»Nichts, keine Spur. Tiki ist das erste Licht im Dunkel.«
Jill hörte den Motor von Nilsâ Geländewagen aufheulen. »Was hat Lia gesagt?«
»Lia? Die blöde â¦Â« Er stockte und atmete hörbar durch. »Lia war nirgendwo aufzufinden. Sie muss uns gesehen oder auf eine andere Weise gemerkt haben, dass wir uns auf der Farm befanden, und dann auf der Stelle abgehauen sein. Warte bloÃ, bis ich sie in die Finger kriege! Wir haben alles abgesucht, sind immer tiefer in den Busch, aber auÃer den beiden Sachen haben wir nichts gefunden. Absolut gar nichts. Dirk wird die Polizei einschalten â¦Â«
»Was glaubt er, dass die tun werden? Die â¦Â«
»Kannst du lauter sprechen?«, brüllte Nils. »Ich kann dich kaum hören.«
»Wilson, halt das Ding höher, ich kann nichts verstehen!«, befahl sie. »Gehtâs jetzt besser, Honey?«, schrie sie in den Hörer.
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