Jenseits von Uedem
nicht.«
»Es wird allmählich Zeit, daß wir unsere Sachen aufteilen.«
»Nein!« Er legte ihr die Hände auf die Schultern. Sie blieb spröde, aber sie wehrte sich nicht.
»Wie packst du es, allein mit den Kindern?«
»Danke, wir kommen klar.«
Zögernd ließ er sie los. »Ich nehme nur ein paar Platten mit.«
»Du kannst sie wirklich ruhig alle nehmen, ich höre sie sowieso nicht.«
15
»Milch und Zucker?«
»Nur Milch, bitte«, antwortete Astrid.
Jakob Heuvelmann holte das Kännchen aus dem Kühlschrank und stellte es auf den Tisch. Er war ein kleiner Mann von Ende Vierzig mit rotblonden Haaren, einem runden Gesicht und warmherzigen Augen.
»Wollen Sie wirklich kein Rosinenbrot dazu?«
»Nein, danke, wirklich nicht.«
In der großen Wohnküche war es behaglich. Die modernen Geräte fielen kaum auf neben dem antiken Küchenschrank und dem blankgescheuerten Eichentisch, an dem sie saßen. Johanna hatte augenscheinlich einen Sinn für Romantik: An den Fenstern hingen Spitzengardinen, an jedem Regalbrett gestickte Borten, und auf dem wuchtigen Ohrensessel am Kamin lagen gehäkelte Deckchen.
»Das stimmt, Manfred hat meiner Frau beim Kochen geholfen. Er macht das schon mal öfter. Die beiden verstehen sich immer noch gut«, zwinkerte Jakob.
Johanna wurde flammrot und lachte laut. Er drückte unbeholfen ihre Hand und flüsterte: »Ist doch in Ordnung, Kleines«, aber sie ließ sich nicht beruhigen, sondern plätscherte los wie ein Wasserfall. Astrid war das gar nicht mal unangenehm; so bekam sie ein klares Bild.
Johannas Beschreibung der Abende deckte sich perfekt mit Schöninghs Schilderung.
Jakob druckste die ganze Zeit an etwas herum, aber er hatte keine Chance, zu Wort zu kommen. Er sah auf die Uhr.
»Könnte ich noch einen Kaffee haben?« stoppte Astrid schließlich Johannas Redeschwall.
»Sagen Sie«, begann Jakob vorsichtig, »das hört sich alles so an ... Verdächtigen Sie eigentlich einen von uns?«
»Nein«, entgegnete Astrid nachdrücklich, »verdächtigen tu ich überhaupt niemanden. Im Augenblick sammle ich nur Informationen.«
Aber Jakob Heuvelmann überlegte laut weiter: »Johanna und Manfred waren ja die ganze Zeit zusammen, aber .« Er lachte ungläubig. »Da wär' ich ja der Hauptverdächtige! Oder Sabine. Das ist doch total absurd!«
Astrid nickte beschwichtigend.
»Das Mädchen ist vollkommen verrückt mit den Tieren. Die würde eher ihrer eigenen Schwester was antun als einem Pferd. Und ich? Höchstens in einem Anfall geistiger Umnachtung. Und glauben Sie mir, ich bin völlig gesund! Sonst hätte ich te Laak doch auch nicht engagiert!«
»Das glaube ich Ihnen ja auch«, meinte Astrid und wandte sich wieder ihren Fragen zu.
Beim zweiten Anschlag sei die Alarmanlage tatsächlich in Betrieb gewesen, erzählte Jakob. Der Täter mußte sie ausgeschaltet und später wieder eingeschaltet haben, was darauf hinwies, daß er vom Wohnhaus her in den Stall eingedrungen sein mußte.
»Und das hat keiner von Ihnen gemerkt?«
Sie schüttelten beide den Kopf.
»Er konnte durch die Seitentür an der Waschküche rein«, meinte Jakob. »Das Schloß kriegt man mit einem einfachen Dietrich auf.«
»Haben Sie nach den Anschlägen überprüft, ob die Tür abgeschlossen war?«
»Sicher. Sie war zu, genauso wie die hinteren Stalltüren und die Fenster. Aber wenn man die Tür mit einem Dietrich aufschließt, kann man sie natürlich auch wieder abschließen.«
»Eines verstehe ich nicht«, mischte sich Johanna ein. »Sie haben doch gesagt, es geht um den Mord an dem Detektiv. Was haben dann unsere toten Pferde damit zu tun?«
»Doch«, sagte Jakob, »das verstehe ich schon. Irgendeiner hat te Laak so gehaßt oder vielleicht auch so viel Angst vor dem gehabt, daß er ihn umgebracht hat. Und das kann durchaus derjenige gewesen sein, der auch meine Hengste auf dem Gewissen hat. Aber«, fuhr er ernsthaft fort, »wenn ich ehrlich sein soll, ich glaube nicht, daß te Laak in unserer Sache was rausgekriegt hat. Die schien ihn gar nicht so besonders zu interessieren.«
Er sah sie ratlos an, aber Astrid wiegte nur unbestimmt den Kopf und schwieg.
Jakob Heuvelmann schaute wieder auf die Uhr und gab sich einen Ruck. »Könnten Sie wohl mal zehn Minuten ohne mich auskommen? Ich müßte noch zur Apotheke, und die macht gleich zu.«
»Kein Problem«, antwortete Astrid. »Die restlichen Fragen kann mir Ihre Frau beantworten.«
»Aber ich weiß überhaupt nicht, was ich noch sagen könnte«, meinte
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