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Jenseits von Uedem

Jenseits von Uedem

Titel: Jenseits von Uedem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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Renovierungsarbeiten kriegen wir heute neue Lampen«, zwitscherte Astrid und verdrehte die Augen. »Dreimal haben die mir schon den Saft abgedreht«, schimpfte sie.
    »Jedesmal fängt der Drucker an zu spinnen, und ich kann wieder von vorne anfangen. Mir reicht's!«
    Toppe stützte den Computer an der Wand ab. »Und wohin jetzt mit diesem Ding? Ins Vernehmungszimmer?«
    »Nein«, sagte Astrid nachdrücklich, »in Stasis Büro.«
    Heinrichs gab einen dumpfen Laut von sich.
    »Das können wir doch nicht machen!« meinte er erschrocken, aber van Appeldorn umfaßte Astrid mit einem langen, zärtlichen Blick und schwang elegant den rechten Arm. »Nach Ihnen, Teuerste.«
    Toppe setzte sich an die Spitze, und im Gänsemarsch zogen sie über den Flur. Heinrichs stapfte mit seinem Tablett hinterher. »Und was ist mit meinen ganzen Unterlagen?«
    »Keine Sorge«, meinte Toppe aufgeräumt, »die holen wir alle noch rüber.«
    Siegelkötters Büro war nicht größer als ihr eigenes, allerdings gab es hier nur einen Schreibtisch mit Ledersessel und obligatorischem Besucherstuhl - im Präsidium besser als »dat Sünderbänksken« bekannt - und eine zierliche Sitzgruppe.
    Toppe stellte seine Last ächzend auf dem Sofa ab. »Und wo tun wir jetzt den Computer hin?«
    Astrid sah sich unschlüssig im Zimmer um.
    Van Appeldorns Augen leuchteten auf. »Stell mal dein Tablett ab, Walter, und hilf mir«, meinte er und zog Heinrichs mit hinaus.
    Astrid ließ sich in den Chefsessel fallen, hängte die Arme über die Lehne und sah Toppe in die Augen. »Ich habe was ganz Tolles.«
    »Das weiß ich«, grinste er.
    Sie lachte. »Was Tolles herausgefunden, mein' ich doch. Ich lasse es nur noch eben für euch ausdrucken. Ihr werdet Augen machen!«
    »Nicht so schnell, Mensch«, hörten sie Heinrichs auf dem Gang rufen. »Ich soll mich sowieso nicht mehr so anstrengen, das weißt du doch.«
    Der Türrahmen knirschte bedrohlich, als die beiden den abgeschabten Schreibtisch durchzwängten, den man Astrid zugedacht hatte und der seit Tagen in ihrem Büro weiter vor sich hin alterte.
    Van Appeldorn rückte ihn unters Fenster. »Bitte sehr, Frau Kollegin, Ihr Computerzentrum.«
    Astrid griente und deutete eine Verbeugung an. »Verbindlichsten Dank.«
    Ohne Zweifel war sie einige Zentimeter in van Appeldorns Achtung gestiegen.
    Heinrichs hatte sich inzwischen von seinem Schrecken erholt und vertrieb Astrid aus dem Sessel.
    »Ich als Aktenführer brauche einen anständigen Schreibtisch. Das seht ihr doch wohl ein«, feixte er und schob mit dem Arm Siegelkötters Habseligkeiten an den Tischrand. Ein silbergerahmtes Foto knallte auf den Boden. Heinrichs hob es auf und betrachtete es.
    »Der Mensch kriegt das, was er verdient«, murmelte er und verstaute Frau Siegelkötters Porträt in einer Schublade.
    Dann ging er, um wenigstens »die nötigsten Unterlagen« zu holen. Sie schleppten zu dritt.
    »Wo willst du die Bücher hinhaben, Walter?«
    »Links oben an die Ecke . nein, das gehört doch hier vorne hin . und das hier drunter«, dirigierte er und schaffte es in weniger als zehn Minuten, Siegelkötters polierte Schreibtischplatte bis auf den letzten Millimeter mit seinem Chaos zu überziehen.
    Astrid frickelte am Computer herum. Mit einem hellen Sirren fing der Drucker an zu arbeiten.
    »Wir haben keine Aschenbecher«, stellte Toppe fest. »Und keine Kaffeemaschine.«
    »Bring doch auch meine Veilchen mit«, rief Astrid ihm nach.
    »Die gehen sonst ein.«

    Aufs Sofa gelümmelt schlürfte Toppe seinen Kaffee. »Wann kommt der Alte eigentlich zurück?«
    Astrid und van Appeldorn zuckten die Schultern.
    »Walter!«
    Heinrichs hatte sich vollkommen in Kösters Aufzeichnungen vertieft. »Nicht vor Dienstag«, nuschelte er. »Also ehrlich! Hört euch bloß mal das hier an: Emil Wagner, Typ: nordisch mit leicht dinarischem Einschlag; einfaches bäuerliches Gemüt (s. auch unter >ausgeübter Beruf<); körperliche Konstitution: gut; chronische Erkrankungen: keine; naturverbunden, einnehmendes Wesen, jedoch Neigung zu charakterlicher Schwäche (s. unter >A. Beykirch<). Nachtrag: auffälliges Sexualverhalten, fragwürdige Moral.«
    Astrid blieb der Mund offenstehen. »Was soll das denn sein?«
    Heinrichs erzählte ihr, was er heute morgen so alles gehört hatte.
    »Jetzt ist es erst mal gut«, protestierte Toppe und verließ seinen gemütlichen Sofaplatz. Sie hatten sich im Auto schon zahlreiche Auszüge aus den Kösterschen Papieren anhören müssen. Er klaubte

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