Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jenseits von Uedem

Jenseits von Uedem

Titel: Jenseits von Uedem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
Vom Netzwerk:
ab.
    »Na, ich weiß jedenfalls, wen ich gleich besuche.«
    Toppe stieß sich vom Fensterbrett ab und fing an, im Zimmer hin und her zu gehen. Die anderen kannten seine »Gedankenwanderungen«; früher, als er noch einen Bart trug, pflegte er sich dabei einzelne Haare auszurupfen.
    »Te Laak stirbt an einem Gift, das er am Samstag zwischen 13 und 15 Uhr zu sich nimmt«, fing er an zu sortieren. »Wir wissen nicht, wo er sich in dieser Zeit aufgehalten hat. Schöninghs Aussage weist lediglich darauf hin, daß er um ca. 14.30 Uhr in Uedem war. Wer hatte ein Motiv, te Laak aus dem Weg zu räumen?«
    Heinrichs lachte. »Es werden ja stündlich mehr.«
    »Da wäre erst mal Johanna Heuvelmann. Te Laak wußte von ihrem >Techtelmechtel< mit Schöningh, und so wie wir ihn inzwischen kennen, könnte er sie mit seinem Wissen unter Druck gesetzt haben. Sie kriegte Angst, daß ihr Mann etwas erfuhr. Aus demselben Grund kommt auch Manfred Schöningh in Betracht.«
    Astrid schüttelte zweifelnd den Kopf, sagte aber nichts.
    »Dann haben wir da noch unseren Apotheker Braun. Er hat sich damals mit te Laak geeinigt und gedacht, die Sache wäre erledigt. Plötzlich taucht der aber vier Jahre später wieder auf. Wir wissen, daß te Laak dem Bruder versprochen hat, auf jeden Fall was für ihn rauszuschlagen. Jetzt wird mir auch klar, wieso der da so sicher war. Er hatte einen ordentlichen Trumpf in der Hand. Und schließlich ist da noch Dr. Grootens. Vielleicht hat Braun ihn verständigt, daß te Laak bei ihm aufgetaucht ist, und ihn mit der alten Geschichte erpreßt. Vielleicht hat te Laak dem Grootens ja auch einen Besuch abgestattet. Am Samstag nachmittag zum Beispiel. Und schließlich, wenn sich rausstellt, daß die 210.000 Mark von der Heidingsfeld in Uedem verschwunden sind, kommt auch Susanne Holbe in Frage. Sie oder ein anderer aus dem Stiftungsbeirat.«
    »Ja, gut, aber was ist mit der Mordmethode?« wandte Heinrichs ein. »Wer konnte pulverisierten Knollenblätterpilz im Haus haben? Wer wußte, wie man den dosieren muß?«
    »Theoretisch alle, Walter«, meinte Toppe ernst. »Ich weiß, du siehst das anders, und wir sollten das auch im Kopf behalten. Trotzdem: theoretisch kommt erst mal jeder von denen in Frage.«
    »Ich weiß nicht, Helmut«, sagte Astrid. »Zu dem Schöningh paßt Gift überhaupt nicht. Der würde schießen, allenfalls Bremsleitungen ansäbeln oder so was.«
    »Was für ein Sumpf!« stöhnte van Appeldorn und stand auf.
    »Jetzt machen wir mal Nägel mit Köpfen. Ich fahr' los und statte Braun einen Besuch ab.«
    »Warte«, hielt Toppe ihn zurück. »Du bist zu schnell. Wenn es dieses Labor wirklich noch gibt, muß einer vom ED mit. Oder bist du so fit in Chemie? Und ich glaube nicht, daß Braun uns einfach so rumstöbern läßt. Wir brauchen einen Durchsuchungsbeschluß. Hat Stein heute Dienst?«
    Heinrichs hatte den Hörer schon in der Hand.
    »Und ich«, beschloß Astrid, »ich werde jetzt Frau Heuvelmann - wie sagt man so schön? - mit der Wahrheit konfrontieren.«
    »Sie soll hierher kommen«, sagte Toppe. »Und laß Walter dabei sein.«
    Astrid lachte. »Das ist doch keine abgezockte Gangsterbraut. Die klappt sofort zusammen, glaub' mir.«
    Aber Toppe blieb stur. »Außerdem ist es besser, wenn ihr Mann nicht dabei ist.«
    Van Appeldorn grinste frech: »Du willst eine Ehe retten?«
    Toppe sah ihn nicht an; seine Lippen wurden ganz dünn.

    Der alte Mann bekam kaum noch Luft. Seit Stunden wanderte er über die Leichenfelder von Stalingrad. Keinen Schritt, ohne daß er auf eine Hand trat, einem Kopf ausweichen mußte. Die Beine waren so schwer. Das Stöhnen der Sterbenden, die Schreie, der Gestank von Blut und Kot erfüllten die Luft. Wie konnte er atmen? Wieder griffen die Raben an. Er schlug wild um sich.
    »Ganz ruhig, Herr Geurts. Es ist alles in Ordnung. So, jetzt wischen wir den Schweiß ab. Gleich wird es besser. So ...« sagte die Schwester sanft und drehte sich dann zu Frau Holbe um, die ihre wöchentliche Runde über die Pflegestation machte.
    »Über vierzig Fieber, und der Tremor wird immer stärker.«
    Der Rabe schlug die Krallen in sein Handgelenk.
    »Der Puls ist flach.«
    »Wir bleiben bei Baldrian«, sagte Susanne Holbe. »Sie haben ihm doch keine Barbiturate mehr gegeben?«
    »Nein, schon seit gestern mittag nicht mehr, wie Sie gesagt haben. Er halluziniert.«
    Susanne Holbe nickte. »Ich habe heute morgen noch mit Grootens gesprochen. Er hält es für besser so.«
    Der alte Mann vertrieb

Weitere Kostenlose Bücher