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Jenseits von Uedem

Jenseits von Uedem

Titel: Jenseits von Uedem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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frech.
    Köster ignorierte sie einfach.
    Am 6.9. hätten die Heuvelmann und Schöningh von 15 Uhr 10 bis 15 Uhr 22 den Aufzug blockiert; am 9.9. habe er beobachtet, wie beide um 9 Uhr 15 für mehr als eine Stunde in der Garage verschwunden seien. Noch eindeutiger sei die Situation am 16.9. gewesen, als ...
    »Augenblick mal!« unterbrach ihn Heinrichs harsch. »Ich weiß nicht, warum Sie mir das alles erzählen. Das ist eine Privatsache, die nur Frau Heuvelmann und Herrn Schöningh angeht.«
    Köster sah ihn beleidigt an. »Wenn Sie das so sehen ... Herr te Laak fand das jedenfalls hochinteressant. Er hat sich alles genau notiert.«
    »Hm«, meinte Heinrichs nur und zog die Schnellhefter heran. »Darf ich?«
    Köster nickte halbherzig.
    Je länger Heinrichs blätterte, um so weniger konnte er es glauben: es gab eine Akte über jeden Heimbewohner. Name, Geburtsdatum, Personenbeschreibung, familiärer Hintergrund, Beruf, Details aus dem Leben, ein Charakterbild (!), Verhalten im Heim, Kontakte, Konflikte, Besucher, Krankheiten; bei Verstorbenen war das Sterbedatum vermerkt, die Todesursache und die Beerdigung beschrieben.
    Aus dem roten Stapel suchte Heinrichs die Akte ›Heidingsfeld‹ heraus und fand unter ›Charakterbild‹: selbstbezogen, arrogant, schwierig (Diva!), unsozial, rechthaberisch. Mitunter depressive Verstimmungen (leerer Blick), aber auch Hochgefühle (beginnende Persönlichkeitsspaltung?).
    »Hochinteressant«, schmeichelte Heinrichs. »Diese Unterlagen könnten uns eventuell entscheidend weiterhelfen. Dürfte ich die wohl mitnehmen?«
    »Nein.«
    »Liebe Güte, kannst du dich anstellen!« rief Auguste.
    »Da hast du dir nun die ganzen Jahre all die Arbeit gemacht. Freu dich doch, wenn sich jemand dafür interessiert.«
    »Ich kann sie Ihnen auch gleich morgen wieder zurückbringen«, stieß Heinrichs sofort nach.
    »Ich weiß nicht«, ließ Köster sich hofieren.
    Heinrichs suchte verzweifelt nach einem Bonbon, aber es war nicht mehr nötig. Köster schob ihm die Akten rüber und packte nach kurzem Zögern sogar noch seine Tagebücher dazu.
    »Aber wirklich nur bis morgen! Und es wäre freundlich, wenn Sie mich über den Stand der Ermittlungen auf dem Laufenden hielten. «
    Heinrichs nickte unbestimmt.

17
    Schlag Viertel vor zwölf wurde es auf einmal lebendig; immer mehr alte Leute kamen in den Wintergarten, im Aufenthaltsraum wurden Tische gedeckt.
    Heinrichs verabschiedete sich von Auguste Beykirch und den Kösters und machte sich auf die Suche nach Toppe. Er fand ihn in der Halle, vertieft in die Lektüre der Hausordnung.
    »Sind wir für heute durch?«
    »Hm, hm«, nickte Toppe. »Wir müssen nur noch auf Norbert warten.«
    Mit einem Klingeln hielt der Aufzug neben ihnen, und Frau Herrweg kam herausgerollt.
    »Machen Sie mir bitte Platz«, war alles, was sie ihnen zugedachte.
    Van Appeldorn saß schon im Auto auf dem Beifahrersitz, hatte die Beine nach draußen gestreckt und rauchte eine Zigarette.
    Heinrichs blieb auffordernd vor ihm stehen, doch van Appeldorn meinte nur: »Na, dann können wir ja endlich«, setzte sich bequem hin und knallte die Tür zu.
    Mosernd quetschte sich Heinrichs auf die Rückbank. »Außerdem hab' ich Hunger.«
    Toppe ließ den Wagen an. »Gibt's in Uedem ein Lokal, wo man um diese Zeit was zu Essen kriegt?«
    »Weiß ich nicht«, antwortete van Appeldorn. »Ich hab' sowieso noch keinen Hunger.«
    »Schon gut, hol' ich mir eben was aus der Kantine«, grummelte Heinrichs.

    Keine halbe Stunde später stiegen sie die Treppe zum Büro hinauf. Heinrichs hatte van Appeldorn die Schnellhefter und Tagebücher in die Hände gedrückt; er selbst balancierte ein Tablett mit einem kalten Kotelett, zwei Frikadellen, zwei belegten Brötchen, einer Tasse Suppe und einem Stück Apfelkuchen. Toppe hielt die Türen auf.
    »Warte doch, ich helfe dir«, rief er Astrid entgegen, die den PC über den Gang schleppte.
    »Wo willst du denn hin damit? Mann, ist der schwer!«
    »Ich ziehe um«, schnippte sie. »Ich hab' jetzt endgültig die Nase voll. Guckt doch mal in unser Büro.«
    Van Appeldorn runzelte finster die Stirn und stieß mit Schwung die Bürotür auf. Es schepperte.
    »Gottfried von Sachsen!« brüllte der Elektriker, der auf der obersten Sprosse einer Treppenleiter stand und sich gerade noch an der Deckenleuchte festhalten konnte. »Kannst du denn nicht aufpassen?« »Was ist denn hier los?« bollerte van Appeldorn.
    »Wieso?« glotzte der Elektriker blöde.
    »Im Zuge der

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